Der großartige Profisportler Reinhold Wolter war unser HAMBURGER DES MONATS Februar. Wer soll das Amt als nächstes bekleiden? Stimmt hier für euren Favoriten ab und drückt die Daumen 😉
Wer sich an unseren Hamburger des Monats aus dem Juni-OXMOX erinnert, der weiß schon um die außergewöhnlichen Gäste, die im Schachcafé zusammenkommen. Deren erstaunliche Geschichten bleiben dem Inhaber Ricus nicht lange verborgen, denn allzu gerne setzt er sich zum Plaudern mit an den Tisch und lernt die Menschen persönlich kennen.
Der 83-Jährige Reinhold ist fit wie ein Turnschuh – kein Wunder: der Hamburger widmet sein ganzes Leben mit Leib und Seele dem Sport. Früher mit Uwe Seeler in einer Mannschaft gespielt, heute Weltmeister und mehrfacher Europameister in unterschiedlichen Disziplinen. Für OXMOX fängt Reinhold ganz von vorne an und deckt auf, wie Sport zum roten Faden seines Lebens wurde.
„Geboren bin ich 1936 in St. Georg“, verrät er uns. „Als 1939 der Krieg ausgebrochen ist, wurde mein Vater als Soldat eingezogen“. Als dieser ´44 ein letztes Mal Zuhause war, brachte er seine Frau und die fünf Kinder aus dem zerbombten Hamburg nach Perleberg/ Brandenburg, bis er wieder an die Front ging und im Krieg blieb.
„Meine Mutter war bald bestrebt, dass wir zurück nach Hamburg gehen. Damals hat sie uns am Bahnhof Perleberg auf einen Güterzug gesetzt und uns nach Hamburg abfahren lassen und sie ist da geblieben – ich weiß bis heute nicht, wo sie geblieben ist“.
Untergekommen sind die Geschwister im Schrebergarten-Häuschen seiner Eltern am Bramfelder Stölpchensee, wo sie sich sich gemeinsam durchschlugen.
„Ich bin klauen gegangen: Obst, Fisch, Kohlen. Die haben mich öfter mal zufassen gekriegt und nach zwei Jahren ist die Polizei gekommen und hat uns da hausen sehen. Ich wurde in Waldenau in ein Heim für schwer erziehbare Kinder einquartiert“.
Dann die Überraschung: der Junge, der erst als Problemkind abgetan wurde, entpuppte sich bald als riesiges Fußball-Talent: „Ich war 12 Jahre alt als ich in der auswärtigen Mannschaft des TSV Waldenau angefangen habe, Fußball zu spielen. Das war außergewöhnlich, weil die Heim-Kinder normalerweise nicht ohne Aufsicht unterwegs sein durften“.
Mit 15 Jahren verlässt Reinhold das Heim, um eine Lehrstelle als Stahlbauschlosser anzunehmen. Das Bahn-Pendeln zwischen dem Jugendwohnheim an der Vettel und seiner Arbeit in Billstedt war bei dem geringen Lohn kaum erschwinglich. „Darum habe ich mir selber ein Fahrrad zusammengebaut und bin drei Jahre mit dem Rad zur Arbeit gefahren – morgens hin, abends zurück“.
Und da seine Leidenschaft für Sport gerade erst entfacht war, knüpfte er im TSV Veddel direkt an seine Fußball-Laufbahn an – und traf auf namenhafte Bekanntschaften. „Ich war mit Uwe Seeler und Charly Dörfel in einem Sonderlehrgang für Hamburger Spitzenfußballer, damals unter dem Trainer Sauerwein“.
Der Weg zum Profi-Sportler wurde nach seiner Lehre gekreuzt von einem gut bezahlten Job-Angebot auf einer Baustelle und einer Schweißer-Fortbildung. Wenige Jahre darauf folgte die Gründung einer Firma für Rohrleitungsbau, für die er sich in Freiburg niederließ. Seinen sportlichen Horizont erweiterte Reinhold damals in alle Richtungen: „Ich habe weiter Fußball gespielt, aber auch gerungen, Gewichte gehoben und bin Autorennen gefahren“. Gleichzeitig begann der damals über 40-Jährige, sich dem Skilaufen zu widmen, „weil man im Winter ja keine Rennen fahren kann“ und eine sportliche Auszeit über mehrere Monate nicht in Frage kommt. Ist ja klar.
„Und dann dachte ich mir, ich sollte auch mal bei den Europameisterschaften laufen. Da laufe ich immer in der entsprechenden Altersklasse – ab 30 ist man im Sport ja schon Senior“. Beim Wintertriathlon der EM hieß es dann: laufen, biken, skilanglaufen. „Da ich das sowieso schon alles gemacht habe, war das für mich kein großes Problem. Europameister war ich 2012 und 2016 bin ich Weltmeister geworden. 2018 habe ich den Duathlon mitgemacht, das heißt: laufen, radfahren, laufen und da bin ich Europameister geworden. 2019 bin ich Doppel-Europameister im Duathlon geworden“.
Die rund 350 (!) Preise aus all den Jahren sammeln sich in Reinholds Keller, den er selber sein „Museum“ nennt. Die Wettkampf-Wunschliste bleibt weiterhin lang: bald geht es wieder an die Startlinie – u. a. für einen Skilanglauf nach Livigno/ Italien, für die Europameisterschaft der Skilangläufer nach Leutasch/Österreich und und und. Wir hoffen, im Museum ist noch Platz für die ein oder andere Medaille!