Wärme geben
Hanseatic Help ruft im Rahmen der aktuellen #wärmegeben Kampagne zum Spenden folgender Sachen auf:
- Schlafsäcke, Zelte und Isomatten
- Woll- und Fleecedecken
- Winterbekleidung, Handschuhe
Ab 16.01. werden Spenden entgegengenommen!
So sieht es hinter den Kulissen aus: Der Hamburger Ralf Groeneveld berichtete im Zuge seines Sieges zum Hamburger des Monats August über sein Engagement bei Hanseatic Help:
Starke Schulter für sozial Schwache
Von Ostfriesland zog es den Hünen 2004 nach Hamburg. Ursprünglich aus beruflichen Gründen. Inzwischen ist Ralf aus dem gesellschaftlichen Leben unserer Stadt nicht mehr wegzudenken.
2015 entwickelte sich sein Engagement, als freiwillige Helfer den Flüchtlingen am Hauptbahnhof mit Rat und Tat zur Seite standen. „Ich bin damals dazu und bis heute nicht davon weggekommen.“ Wann immer es seine Zeit erlaubte war Ralf vor Ort, um erschöpfte Menschen mit Informationen, Proviant oder einem Ruheplatz zu versorgen. „Meistens habe ich schon früh morgens die Ankömmlinge an den Gleisen betreut, dann bin ich zur Arbeit gefahren und nach Feierabend wieder zum Ehrenamt an den Hauptbahnhof zurückgekehrt.“ Auch an Wochenenden war Ralf als unermüdlicher Helfer im Einsatz. Aus den anfänglich eigenverantwortlich agierenden Beteiligten entwickelten sich gemeinnützige Organisationen, wie zum Beispiel der bis heute tätige – von OXMOX-Herausgeber Klaus M. Schulz gegründete – Verein Helfer Hbf.
Seit 2016 ist Ralf für Hanseatic Help aktiv, eine Weiterführung der ehemaligen Hamburger Bürgerinitiative Kleiderkammer Messehallen. Der Verein versorgt Geflüchtete, Obdachlose und weitere Mitmenschen kostenlos mit Kleidung oder anderen Artikeln des täglichen Bedarfs. Außerdem leistet Hanseatic Helplogistische Unterstützung für bekannte soziale Organisationen in Hamburg und mehreren Bundesländern. Zeitweise werden auch Hilfsgüter, die in unserer Region nicht benötigt werden, in Krisengebiete wie Syrien, den Irak oder nach Haiti geliefert. Bei den Aktionen steht das Motto #einfachmachenim Vordergrund – dies führte bereits zu mehr als sechs Millionen verteilten Sachspenden!
Ob Gaben stiften, beim Sortieren und Verteilen helfen oder in anderen Bereichen der Vereinsarbeit anpacken – die Tore von Hanseatic Help stehen für Freiwillige an sechs Tagen pro Woche offen. Eine Voranmeldung ist nicht nötig, Unterstützer können einfach zu den Öffnungszeiten kommen. Es findet sich meistens ein erfahrener Helper, der den Neuen die aktuellen Abläufe erklärt. „Beginne mit dem, was dir am meisten Spaß bringt und bleibe so lange du willst“, lautet der allgemeine Ansatz. Zu einem bewährten Aufgabengebiet haben sich für Ralf die Transporte mit dem großen LKW entwickelt. Dazu bringt jeder Tag bei Hanseatic Help neue Herausforderungen. Langweilig wird es nie, das mag der einsatzfreudige Allrounder.
Unter dem Titel „Dein Zelt kann ein Zuhause sein“ haben die hanseatischen Helfer zum Beispiel eine besondere Benefizaktion ins Leben gerufen, die 2020 Corona-bedingt leider nicht stattfinden kann. Auf norddeutschen Festivals sammeln Freiwillige nach den Veranstaltungen (absichtlich) zurückgelassene Zelte, Isomatten und Schlafsäcke ein, um diese zu säubern und als dringend benötigte Ausrüstung an Obdachlose weiterzureichen.
Auch in Zeiten der Corona-Krise „packt´s Hamburg zusammen“: Mit speziellen Soli-Taschen, die an Obdachlose, Geflüchtete sowie Studenten, Alleinerziehende oder Senioren weitergereicht werden. Diese Opfer des Lockdowns freuen sich über nützliche Hygiene-Artikel, Kleidung, Nahrungsmittel, Bastelmaterialien oder Lektüre. Hanseatic Help übernimmt die Logistik und sorgt dafür, dass die Taschen bedarfsgerecht gepackt an soziale Partner zur Weiterverteilung übergeben werden. Hier ist Ralf ebenfalls mit helfenden Händen dabei. „Selbst wenn es immer viel zu tun gibt, ist das für mich positiver Stress. Man sollte nur aufpassen, das gegenwärtige Leid nicht zu sehr an sich heranzulassen. Auch wenn das nicht immer einfach ist, ist es umso wichtiger ausgeglichen und entspannt zu bleiben. Ohne innere Ruhe funktioniert diese Tätigkeit auf Dauer nicht“, erklärt Groeneveld die Erfolgsformel für seinen jahrelangen Einsatz. „Die Leute geben unheimlich viel zurück. Nicht an Gegenständen oder Geldwerten, sondern auf emotionaler Ebene. Hinter jedem Menschen steht ein Schicksal, das dir teilweise anvertraut wird. Daraus kannst du viel für dich persönlich mitnehmen. Wenn man diesen Job nur mit der Absicht macht, sich selbst zu profilieren, ist das der falsche Ansatz.“
Ehrenamtlich ist der 56-jährige OXMOX Hamburger des Monats auch an der Organisation der seit 2004 in unserer Elbestadt gefeierten Arabischen Kulturwochen beteiligt und trägt auf diese Weise zusätzlich zur Völkerverständigung bei. Mitinitiator Dr. Mohammed Khalifa unterrichtet unter anderem seit 2002 klassisches Hocharabisch, Ägyptisch-Arabisch und arabische Landeskunde an der Universität Hamburg. „Durch die Flüchtlingshilfe bin ich mit Herrn Khalifa in Kontakt gekommen, weil mich die Kultur der Menschen interessiert, mit denen ich zu tun habe“, erinnert sich Ralf. Leider können die Arabischen Kulturwochen aufgrund der aufwändigen Corona-Auflagen in diesem Jahr nicht stattfinden. Für den Herbst 2021 hoffen die Veranstalter, das Publikum wieder mit bis zu 50 Events im gesamten Hamburger Stadtgebiet begeistern zu dürfen. Wenn es seine Zeit erlaubt, nimmt Ralf auch selber am Hamburger Kulturleben teil. Das passiert oft spontan und meistens zusammen mit anderen Helfer-Kollegen. „Wir hatten einmal tolle Freikarten für Shakira – mitten vor der Bühne!“
Nicht zu unterschätzen ist darüber hinaus Ralfs Engagement seit 2017 im Sprecherrat des Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen. Der Zusammenschluss existiert mit dem Ziel, sich auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsame Positionen für die Arbeit mit Geflüchteten zu erarbeiten. „Wir reden nicht nur über sondern mit Geflüchteten, Migranten und ihren Initiativen, um gemeinsam mehr zu erreichen.“ … „Auch wenn der Alltag in der Arbeit uns schon sehr beansprucht, ist es doch auch wichtig, weiter Kontakte zu pflegen und sich auszutauschen und die Forderungen an Politik und Behörden noch mehr zu intensivieren“, sagt Ralf. „Der Einsatz in diesem Bereich hat viel mit Diplomatie zu tun – einerseits Fehler zuzugestehen und andererseits Dinge einzufordern.“
Durch seine vielseitigen Erfahrungen sind dem Flüchtlingshelfer wichtige Zusammenhänge bewusst. „Ich würde mich freuen, wenn das auf der Welt vorhandene Geld gerechter verteilt wird. Was zum Beispiel aktuell unter anderem in Afrika oder Asien stattfindet, ist nichts anderes, als moderne Sklaverei. Da werden Leute so schlecht für ihre Arbeit entlohnt, dass es nicht zum Leben reicht. Damit wir hier für fünf Euro T-Shirts kaufen können … Dabei hängt doch alles miteinander zusammen: Wenn die Menschen dort vernünftig bezahlt werden, haben wir auch nicht mehr den Druck an den Grenzen, weil die ganzen Flüchtlinge kommen.“
hanseatic-help.org, bhfi.de, arabische-kulturwochen.de und helferhbf.de