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Johannes Kahrs: „Die Clubs müssen überleben“

Wir sind mit St. Georg besonders verbunden und von der Community sagten Viele, dass sie Unterstützung haben und haben sich dankbar über Sie geäußert. Konnten Sie da tatsächlich Einfluss nehmen?

Johannes Kahrs: Das hängt immer davon ab, um was es geht. Wir haben uns z. B. stark dafür gemacht, dass es für Selbstständige bis zu 9.000 € gegeben hat. Hamburg hat ja nochmal 2.500 € draufgelegt, weil die sonst die Miete gar nicht zahlen konnten und dafür brauchte es einen Zuschuss und keinen Kredit, weil Kredite ja in die Ewigkeit gehen. Wir haben einen Topf mit 55 Milliarden und einen Sondertopf im Finanzministerium, mit dem wir dann solche Geschichten und andere Sachen machen. Also wenn wir jetzt z. B. medizinische Schutzkleidung, Beatmungsgeräte kaufen, dann kommt das aus diesem Topf. Wenn wir z. B. einen Fond für die Kultur machen, inklusive der Musikwirtschaft, dann würde das daraus kommen.

Sie sagten „würde“. Wenn es keine Kultur mehr gibt, dann können wir mit unserem Kulturmagazin auch nicht mehr viel reißen und dann ist das für uns als alternatives Medium das Ende der Fahnenstange. Soll das so sein?

Kahrs: Derzeit arbeite ich an einem Rettungspaket „Kultur“, mit dem wir lokale Clubs, Festivals, Tanzlokale oder die Bundeskultur über die Krise retten.

Unser Magazin gibt es seit 42 einhalb Jahren und jetzt über Nacht schließen zu müssen, wäre ein Schock. Ich gehe mal davon aus, dass der Springer Konzern einen größeren Betrag bekommen hat. So groß sind wir nicht, aber untergehen wollen wir natürlich auch nicht. Ich denke ein Staat oder eine Stadt kann sich auch kritische Stimmen leisten und diese Option habe ich auch immer gerne wahrgenommen.

Kahrs: Als ich in Hamburg studiert habe, waren Sie mit ihren Kleinanzeigen und den Kulturangeboten immer meine Informationsquelle. Ich bin ja von Haus aus Bremer und kannte Hamburg vorher natürlich naturgegebenermaßen nicht so und als ich dann zum Studium herkam, war das OXMOX einer der Dinge, die ich regelmäßig gelesen habe.

Das freut mich. Wir haben von Olaf Scholz mal den schönen Satz bekommen: „OXMOX ist unverwechselbar und unentbehrlich“. Das möchten wir auch noch eine Weile bleiben.

Es gibt in dieser Republik eine Verschiebung der politischen Koordinaten. Alles, was CDU war, war sehr rechts und die SPD war eher links. Jetzt wird plötzlich gesagt, die CDU ist links und jeder, der Frau Merkel kritisiert, ist plötzlich rechts. Trauen Sie sich noch, Frau Merkel zu kritisieren?

Kahrs: Das tue ich häufig genug. Ich habe ja als Sprecher für die Belange für Lesben und Schwule einen harten Kampf geführt und auch in meiner Rede im Bundestag gesagt: „Vielen Dank für nichts, Frau Merkel“.

Ich habe gelesen, dass man in Spanien diese Krise genutzt hat, um das bedingungslose Grundeinkommen einzuführen. Wie stehen Sie dazu?

Kahrs:

„Bedingungsloses Grundeinkommen“ ist ein schöner Begriff und alle finden ihn irgendwie schick. Es gab einen Pilotversuch in Finnland, und das war eher eine Kürzung des Sozialstaates. Es hängt immer davon ab, wieviel Geld es gibt und was genau gegengerechnet wird. Ich bin eigentlich ein großer Fan unseres existierenden Sozialstaates, da werden auch individuelle Notsituationen berücksichtigt.

Glauben Sie an Bill Gates und an die von ihm finanzierten Menschen oder Organisationen?

Ich bin Protestant, ich glaube nicht an Bill Gates.

Er will 7 Milliarden Menschen impfen lassen und das hieße ja die ganze Welt, also auch die Chinesen und die Russen. Freiwillig wird ihm das nicht gelingen und das heißt, es setzt eigentlich einen Weltkrieg voraus.

Kahrs: Wenn er das will, kann es nur ein freiwilliges Angebot sein und am Ende entscheiden das die Menschen selber oder die Regierung, weil man sagt, man will bestimmte Infektionsketten nicht haben und jeder der in die Schule oder Kita geht muss, geimpft sein, aber das hat mit Bill Gates erstmal gar nichts zu tun.

Was ist Ihre Hoffnung: Wie kommen wir raus aus dem Schlamassel?

Kahrs: Meine Hoffnung ist, dass wir möglichst schnell wieder den Betrieb hochfahren, weil die Menschen ja nicht staatliche Unterstützung bekommen wollen, sondern die wollen selber arbeiten. Es ist nun an der Zeit, schrittweise das öffentliche Leben und die Wirtschaft wieder hochzufahren. Die Menschen wollen nicht von Hilfsprogrammen abhängen, sondern wollen arbeiten, ihr Leben selber organisieren.

Das geht aber nur, so schnell wie es auch gesundheitlich verantwortungsvoll ist.

Hamburg ist weltweit die Stadt mit den meisten Live-Musik-Stätten und da ist die Befürchtung besonders groß, dass das bald kaputt geht, weil man nicht so schnell wiederherstellen kann, was über Jahrzehnte gewachsen ist.

Kahrs: Deswegen bin ich mit Karsten Schölermann [vom Club-Kombinat] im Gespräch, um für die Clubs und die Festivals eine passgenaue Förderung auf Bundesebene hinzukriegen. Die Clubs müssen überleben und werden auch eine schwierige Anlaufphase haben. Dabei darf man sie nicht alleine lassen. Für Hamburg ist das besonders wichtig.

Aber ist es nicht so, dass diese jungen Leute sowieso nicht die hochgefährdete Gruppe ist? Sind es nicht die in den Altersheimen, die viel eher Vorerkrankungen haben, diejenigen, die gefährdet sind?

Kahrs: Auch Jüngere stecken sich an und verbreiten das Virus, daher sind Clubs nicht die ersten Lokalitäten, die geöffnet werden können.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Kahrs.

Johannes Kahrs (56) gilt als SPD-Schwergewicht aus St. Georg und sitzt für Hamburg im Bundestag.

(Beitragsbild Copyright: Johannes Kahrs, MdB)

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