Geboren ist er in Cottbus, in West-Berlin ist er groß geworden (1,94 m). In der Schule hassten ihn die Lehrer, die seine witzigen Zwischenrufe nicht als Signal für seine zukünftige Karriere als Humorist erkannten, sondern als lästige Störung bestraft haben. Auch seine Freude daran, auf allem rumzutrommeln erfuhr wenig schulische Förderung. Als er später als Schlagzeuger mit seiner Rockband Team Beats Berlin im Vorprogramm der Rolling Stones auftrat, hoffte er, dass seine alte Musiklehrerin ihn im Fernsehen sehen und in Ohnmacht fallen würde.
An der Berliner Akademie für Grafik studierte er Grafik-Design und machte sich nach drei Jahren in einer Werbeagentur selbstständig. Parallel zeichnete er für regionale Zeitschriften, bald sogar für die Pardon, Deutschlands damals führendes Satiremagazin. Deren Zeichner-Star Kurt Halbritter (✝53) hat ihn sehr beeindruckt. Das berufliche Doppelleben beendete er mit einem eindeutigen Bekenntnis zur satirisch-humoristischen Zeichnung. Nach einigen Jahren im Rheinland zog es ihn nach Hamburg, wo er mit seiner Lebensgefährtin Petra zwei Söhne bekam und Kontakte mit den dort ansässigen Verlagen knüpfte – u. a. mit Hamburgs Stadtmagazin OXMOX. Nach fünf Jahren Großstadt siedelten er und seine Familie in ein idyllisches Dorf in Nordfriesland um. Seit den 80ern klügelt der 76-Jährige für OXMOX witzige Comics aus und schwitzt für eine gute Idee schon mal eine Garnitur Unterwäsche durch!
Wie bist du auf OXMOX gestoßen?
Als ich nach Hamburg gezogen bin, habe ich OXMOX gesehen dann habe ich Klaus [Chefredakteur] angerufen. Von da an habe ich für ihn gezeichnet und ja natürlich, OXMOX war im Hamburger Medienmarkt der Rock´n Roller unter den angepassten Printmedien, da konnte ich in meiner Arbeit authentisch sein. Einfach voll drauf. Die waren frech – und wir waren ja auch viel frecher, bevor wir einen Maulkorb verpasst gekriegt haben.
In diesen Zeiten ist es umso wichtiger, zu lachen.
Ja, Humor ist systemrelevant. Neulich habe ich einen Cartoon gezeichnet, da siehst du eine Oma im Zimmerchen, gegenüber ist ein Fenster und da sitzen 2, 3 Menschen und dann ruft sie an und sagt zum „CEK Corona Einsatzkommando“: „Uns gegenüber sind gerade mehr als 3 Personen aus 3 Haushalten zusammen in der Küche“. Humor ist wichtig, den brauchen wir in Moment dringender denn je, damit die Leute was zum Lachen haben. Aus den Printmedien fliegst du fast überall raus. Die Kollegen sind auch rausgeschmissen worden und haben keine Kohle. Der Humor stirbt zuerst. Einen Corona-Cartoon habe ich gezeichnet, den fand ich total harmlos. Da wollte ich mit viel Vorsicht zum Ausdruck bringen, dass es immer schwieriger wird, seinen Mund aufzumachen. Da habe ich einen Biergarten gezeichnet, einen Tisch mit lauter Leuten und einer sitzt in der Ecke und der Freund sagt „Ich wollte nur mal sagen, ich möchte gerne andeuten, dass ich jetzt, dass ich gleich andeuten werde, dass ich andeute, dass ich mit der Politik der Corona-Politik nicht ganz einverstanden bin“ und da haben die Leute dann geschrieben „Ah, Butschkow ist in der AfD“. Das ist doch unglaublich absurd.
Hat jemand mal versucht, dir was vorzuschreiben?
Einflussnahme findet immer statt. Du bringst deine Idee und wenn die eventuell jemanden verletzten könnte, ist sie tot. Du kannst dich nicht über die Pharmaindustrie hermachen, wenn die in dem Blatt teure Anzeigen schalten. Davon lebt das Blatt. So läuft´s.
Dein Cartoon mit dem Auto am Strand – Wie kommt man auf sowas?
Da kommt man drauf, wenn man mal wirklich da ist und die mit ihren Autos am Strand sind. Es gibt in Dänemark wirklich solche Stellen, wo die mit ihren Auto direkt ans Wasser ranfahren. Zuletzt habe ich einen absoluten Superschuss gemacht: Da ist ein Dixi-Klo und daneben steht eine Frau mit einem Hund und sie ruft zu ihm „Sitz!“ und aus dem Klo kommt die Gedankenblase „Scheiße, jetzt können die Weiber sogar durch Plastik glotzen“. Der ist durch die Decke gegangen.
Wie bist du zum Zeichnen gekommen?
In erster Linie ist es Ventil und Therapie. Ich kann mich erinnern, dass ich mich ausdrücken wollte und da habe ich mir meine Beobachtungen von der Seele gezeichnet. Damals habe ich überhaupt nicht daran gedacht, damit Geld zu verdienen. Ich saß da unter meiner Lampe und habe ganz versunken meine Karikatur gezeichnet und ein bisschen Dampf abgelassen. Ich finde es in der Nachbetrachtung so schön, wie locker man da war. Karriere war kein Thema und das ganze Drumherum schon gar nicht. Die Zeit der völligen Freiheit. Da kamst du einfach aus dir raus. Wenn jemand über meine Cartoons lacht, fühlt sich das in mir verdammt gut an.