29.02., Barclaycard Arena
Der „Anwalt der Hunde“ hält in seinem Live-Programm „Freispruch!“ ein bellendes Plädoyer für unsere vierbeinigen Freunde. Denn da, wo die Schuld beim Hund gesucht wird, wurzelt oft eine fehlerhafte Erziehung. Im OXMOX-Interview mit Martin Rütter (49) fassen wir für euch u. a. die wichtigsten Knackpunkte in Sachen Hund-Herrchen-Beziehung zusammen.
Deine wichtigsten Tipps für Hundebesitzer?
Ganz allgemein finde ich, dass es sehr wichtig ist, dass ich mich auf meinen Hund einlasse, mich mit seinen individuellen Bedürfnissen und Charaktereigenschaften, seinen Stärken und Schwächen befasse. Es geht nie darum, einen Hund gefügig zu machen oder zu brechen. Sondern darum, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen. Und zu Beziehung gehört Erziehung und umgekehrt.
Welches sind die häufigsten Fehler im Umgang mit Hunden und wie vermeidet man diese?
Es gibt drei Kardinalfehler. Die extreme Vermenschlichung, denn diese schürt Erwartungen, die der Hund niemals erfüllen kann. Ein Hund kann nicht denken und handeln wie ein Mensch. Dazu kommt mangelnde Konsequenz. Menschen stellen Regeln auf, gehen dann aber zu lax mit diesen um. Immer sonntags darf der Hund mit am Frühstückstisch sitzen und bekommt sein Leberwurstbrötchen, an den anderen Tagen aber nicht. Das kapiert kein Hund und verunsichert ihn nur. Ein Hund benötigt klare Regeln, nur so kann er Vertrauen zu seinem Menschen aufbauen und sich auch in schwierigen Situationen auf ihn verlassen. Und ein weiteres Problem ist die mangelnde Beschäftigung. Hunde brauchen körperliche und geistige Auslastung.
Was für einen Hund hast du selber aktuell?
Meine jetzige Hündin heißt Emma, ist ein sieben Jahre alter Australian-Shepherd-Mix und mir vor ein paar Jahren zugelaufen. Die Situation war völlig schräg. Als ich aus meiner damaligen Wohnung in Köln-Lindenthal kam, saß sie vor der Tür. Wir guckten uns an, dann sie ist an mir vorbeigerannt und hat sich auf die Couch gelegt. Ich hab zuerst gedacht, Guido Cantz will mich für „Verstehen Sie Spaß?“ reinlegen. Aber mal im Ernst, wie absurd ist das denn bitte, dass ausgerechnet mir mitten in Köln ein Hund zuläuft?
Deine lustigste Tour-Story?
Wir hatten mal den schönen Moment, als ich zum Showbeginn, direkt nach dem Intro, auf die Bühne kam und mein Headset vergessen hatte. Ich quasselte also fleißig drauflos und die Leute hörten keinen Ton. Ein sehr peinlicher, aber auch total witziger Moment.
Was ist deine Empfehlung für Hunde-Neulinge, den richtigen Hundefreund zu finden?
Ganz grundsätzlich ist es insgesamt leider viel zu oft so, dass Hunde nach optischen Kriterien oder aus emotionalen Gründen ausgesucht werden. Deshalb immer meine dringende Bitte, vorab eine Art Checkliste zu erstellen: Welcher Hund passt überhaupt zu mir? Sind seine Charaktereigenschaften und Bedürfnisse mit meinem Leben überhaupt vereinbar? Welche Bedürfnisse habe ich, welche Bedürfnisse hat der Hund? Grundsätzlich macht es Sinn, sich einen Hund zuzulegen, der zu einem passt. Ein sehr aktiver Mensch, der sich gerne bewegt, lange Tageswanderungen unternimmt oder täglich mehrere Kilometer joggt, wird wohl kaum mit einem Bernhardiner oder Mops glücklich werden, da diese im ersten Fall wenig Motivation haben auf so viel Aktivität und im zweiten Fall einfach vom Körperbau her nicht für lange sportliche Aktivitäten geeignet sind. Genauso wird aber ein eher gemütlicher Mensch, der den Hund zur Gesellschaft möchte und dem es reicht, dreimal täglich gemütlich eine Runde durch den Stadtpark zu drehen, kaum mit einem aktiven Jagd- oder Hütehund glücklich werden. In jeder guten Hundeschule kann man sich vor der Anschaffung übrigens dahingehend beraten belassen. Und natürlich habe ich auch noch den zentralen Tipp für alle, die sich einen Hund anschaffen wollen: Bitte, bitte geht ins Tierheim! Viele Menschen haben ja den Irrglauben, dass man mit einem Welpen vom Züchter automatisch vor allen Problemen dieser Welt befreit sei. Das ist natürlich Quatsch. Auch bei Züchtern gibt es gute und schlechte. Oft haben die Leute Angst einen Tierheim-Hund zu nehmen, weil sie denken, der hat auf jeden Fall eine Schraube locker. Das ist Unsinn. Dass sich ein Hund im Tierheim unter Stressbedingungen hinter Gittern häufig bellend oder verängstigt zeigt, ist klar. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Hunde, die eine zweite Chance bekommen, einfach wahnsinnig dankbar sind. Deswegen rate ich jedem, der über die Anschaffung eines Hundes nachdenkt, zu einem Gang ins Tierheim.
Weitere Infos und Tickets auf www.martin-ruetter-live.de