70.000 Unterschriften für Hamburgs Bürgerinitiative
70.000 Unterschriften
Hamburg, Jungfernstieg, minus 10 Grad.
Die gelbe Telefonzelle zieht nostalgische Blicke an.
Passanten zücken die Handys und schießen Fotos.
Die großen Schilder „Zu vermieten“ und das an einen Camping-Urlaub erinnernde Interieur sorgen jedoch für Irritationen.
„Ist es etwa schon SO weit? Die sollen mal günstige Wohnungen bauen“ entrüstet sich eine Dame, während ein Obdachloser um Spenden bittet.
Am gleichen Morgen hatten Hamburgs Zeitungen mit der These des Maklerverbands IVD getitelt, die Wohnungsnot in der Hansestadt sei nur eine Illusion – schließlich seien Nettokaltmieten von 9 oder 10 Euro, wie sie längst auch in schlechten Wohnlagen gezahlt werden müssen, doch überaus sozialverträglich.
Die Demonstrant/innen auf der zugigen Brücke zwischen Alster und Rathaus sehen das entschieden anders.
„ Wohnst du noch oder suchst du schon? Die Miete frisst den halben Lohn!“ skandieren sie im Sprechchor, denn schon längst gilt die alte Faustregel „ein Wochenlohn für die Miete“ nur noch für die Allerwenigsten. In vielen Städten ist es längst normal, 40 Prozent des Gehalts nur für das Dach überm Kopf zu berappen
– bei Geringverdienern geht oft das halbe Einkommen und mehr dafür drauf. Dem Herrn, der angetreten ist, unsere „mobile Wohneinheit“ zu vermieten, ist das allerdings herzlich egal.
Schauspieler Maik Möller preist in der Rolle des gediegenen Maklers die „ Wohnzelle“ in höchsten Tönen an: die Wohnfläche sei „gefühlt 30 Quadratmeter groß“, die „zentrale Lage“ und „hochwertige Ausstattung“ mit Isomatte, Camping-Klo und Gießkannen-Dusche rechtfertigten einen soliden Einstiegspreis.
Wir sind bei einer Miet-Auktion und damit nah an der bitteren Realität.
Weil es keine gesetzliche Regelung zur Mietpreishöhe bei Neuvermietung gibt, erteilen immer mehr Vermieter den höchst bietenden Wohnungsinteressenten den Zuschlag.
In den von Wohnraummangel geplagten Metropolen sind auf diese Weise Mietpreis-Sprünge von bis zu 60 Prozent üblich geworden.
Bei der Telefonzellen-Auktion sind die Hemmungen gering, weil mit Spielgeld geboten wird.
Bei 620 Euro nettokalt geht es los – Kaution und Abstand fürs Camping-Klo müssen natürlich extra gezahlt werden.
700 Euro, 720…800…schnell liegt der Preis über 1000 und wenig später schon bei 4000 Euro.
Als ein solventer Herr eine „Wohnungs-begehung“ wünscht, ergreift Makler Maik flugs die Gelegenheit, auch Gartenzaun samt Gartenzwerg zu preisen – und einzupreisen „zum Zweiten…zum Dritten! Herzlichen Glückwunsch zu ihrer schönen Zelle“; für die der neue Mieter satte 6.200 Euro hinblättert. Wie Hamburgs Bürgermeister dazu steht, wollen wir bei der Übergabe der Unterschriften im Rathaus herausfinden.
Doch auf eine genaue Zahl möchte sich Olaf Scholz noch nicht festlegen, der im vergangenen Herbst angekündigt hatte, eine Bundesratsinitiative für die Begrenzung der Neuvermietungspreise auf 20 % über der ortsüblichen Vergleichsmiete zu starten.
Dennoch habe das Thema Wohnungsbau und Mietpreisbegrenzung für ihn Priorität, betont Scholz, nachdem er sich für das dicke Buch mit den Unterschriften und das „Engagement, das dahinter steht“ bedankt hat.
Die Wohnraum-Knappheit dürfe nicht länger ausgenutzt werden, um überzogene Mieterhöhungen durchzusetzen – eine Orientierung für Gegenmaßnahmen gäben die Vorschläge der Bundes-SPD (Blog zum SPD-Papier).
Vor allem müsse der Wohnungsbau deutlich intensiviert werden – und in diesem Bereich habe Hamburg das bundesweit ambitionierteste Programm vorzuweisen.
Tatsächlich investiert die Hansestadt insgesamt rund 100 Millionen Euro jährlich in neue Wohnungen.
Nur ein Drittel davon jedoch sind Sozialwohnungen. Angesichts der Bedarfslücke von über 110.000 Sozialwohnungen nur ein schwacher Trost.
Wir bleiben also dran — und danken heute ganz herzlich allen Aktiven, die sich von der klirrenden Kälte nicht beirren ließen und im wahrsten Sinn des Wortes alles geboten haben!
Mehr Infos: campact.de
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