Der Stadt an der Alster sagt man ja gerne Überheblichkeit, Kälte und Kaltschnäuzigkeit nach. Der Hamburger Schnösel, arrogant ist er, und unfreundlich, das hört man oft. Die Hamburger wissen selbstverständlich, dass dies sehr weit neben der Wahrheit liegt – oder vielleicht auch nur ein bisschen. Vielleicht liegt es auch irgendwo dazwischen, zwischen Wahrnehmung, Wahrheit und Intention; vielleicht hat der Rest der Republik nicht so ganz unrecht, und liegt der Hamburger auch nicht so falsch. Stolz darf man auf das Städtchen dennoch sein, denn wie heißt es so schön bei den Beginnern im “City Blues”: “Hamburg ist die Hälfte von zwei, die Schönste, die Nummer 1, das Gelbe vom Ei.” Das ist es zumindest für die Hamburger, genauso wie es für die Rheinländer „am Rhein so schön ist”. Eines stimmt jedoch, da sind wir sicher – in Hamburg weiß man sich zu benehmen, ist ein Mann noch ein Gentleman, und Manieren sind noch gefragt.
Der Gentleman kommt an
Und damit liegt man hier ganz im Trend der Zeit, denn Manieren sind mehr gefragt als je zuvor, und der Gentleman kommt bei der weiblichen Bevölkerung ebenso besser an denn je zuvor. Dies haben auch Flirtexperten wie die Herren der Flirtuniversity erkannt, die gerne Tipps dazu geben, wie man als Gentleman beim Flirten sein Date begeistert.
Die Tatsache an sich ist natürlich nicht wirklich etwas Neues, doch hat jede neue Generation immer wieder ihren eigenen Stil und ihre eigene Art, damit umzugehen, also können auch ein paar Tipps nicht schaden. Dass gute Manieren besser ankommen als rüpelhaftes oder einfach nur unglückliches, leicht tölpelhaftes Benehmen, war immer schon bekannt, es gerät nur manchmal ein wenig in Vergessenheit.
Unternehmer machen sich das Image auch gerne zu eigen, so z.B. Officer & Gentleman, eine Werbeagentur, wenngleich der Gentleman hier nur im Namen auftaucht, oder The Perfect Gentleman, einem Unternehmen, welches sich quasi auf das persönliche Re-Branding spezialisiert hat und deren PodCasts man sich kostenlos anhören kann (nur in englischer Sprache), dies sogar stundenlang.
Andere Unternehmen machen das ganze gar zur kompletten Philosophie, das Branding ist z.B. bei dem Online-Casino Mr Green De eine Aussage. Hier basiert das ganze Image auf einem Gentleman, teils kommt er in grünem Anzug, teils in Schwarz, aber immer mit dem klassischen Bowler Hat und scheinbar immer mit einer Verneigung. Auf der Webseite, komplett in Grün gehalten, kann man auch sehr nett alle möglichen Casinospiele spielen, der Gentleman ist aber immer dabei.
Auch auf der Leinwand breitet er sich aus. Der leicht zynische Gentleman-Detektiv Sherlock Holmes hat mit Benedict Cumberbatch und Martin Freeman als Dr. Watson, und damit der perfekten Besetzung, einen ungeahnten Erfolg beim Publikum gehabt. Man will immer mehr davon sehen, und bald folgt die nächste Staffel. Ganz sicher ist es dabei nicht nur der Wortwitz, der gefällt, sondern die ganze Kombi, und dazu gehört eben auch der perfekte Gentleman.
Am Tor zur Welt fühlt sich ein Gentleman zu Hause
Manieren sind gefragt. Das sollte ein jeder wissen, doch nicht ein jeder praktiziert es. Dabei ist es so einfach, oder? Privat, beim Dating und auch im Beruf, Gentleman oder ladylike, dies sind sehr wohl Klischees, wobei vor allem das ladylike politisch wohl nicht mehr korrekt ist. Pünktlichkeit ist es schon. Ob wir zu Hause oder durch unsere Umgebung Manieren lernen, spätestens im Beruf und/oder in einer Beziehung können wir sie dann anwenden. Den Deutschen sind sie insgesamt sehr wichtig. Laut der Zeit ergab eine repräsentative Umfrage des Allensbach Instituts, dass 93 % der Deutschen gute Manieren wichtig sind. Wenn das kein Zeichen ist, das etwas in Hamburg richtig läuft. Denn hier ist sehr viel Platz für Manieren, und gerade in den vielen Szene-Bars der Stadt wird oftmals mehr als ein “Moin” erwartet.
Im schönen Hamburg bleibt man seiner Linie treu. Der Kiez ist den Hamburgern wichtig, wichtiger noch als der HSV oder der FC St. Pauli. Der Jungfernsteg, die Hafencity, das lebhafte Portugiesenviertel, die Altster und das Alsterwasser, all das gehört zu Hamburg wie die teils ein wenig schnöselige Art, oder die Arroganz, wie man es im Rest der Republik auch nennt. Gegen Schicki Micki hat man in Hamburg nichts einzuwenden, aber trocken, bitte muss es sein. Hier fühlt sich ein Gentleman zu Hause, in der Szene-Bar genauso wie im Millerntor-Stadion.