Gut sieht er aus, der 42-jährige Hamburger – sportlich, trainiert und typisch norddeutsch! Mit so einem Coach sollten den aktiven Vorsätzem für´s neue Jahr auch Taten folgen: Als Vize-Europameister, 8-facher Hawaii Starter und Ironman Top 3 Finisher trainiert der Triathlonprofi neuerdings wöchentlich beim kostenlosen BKK Mobil Oil Lauftreff mit allen Sportbegeisterten rund um die Alster. OXMOX sprach mit Nils Goerke über Trainings-Siege und -Sünden …
Nimmst Du Dir, als ehemaliger Profi-Triathlet, gute Vorsätze wie „mehr Sport treiben“?
Wenn ich ehrlich bin: Seit einigen Monaten ziemlich häufig! (lacht) Zu Beginn meiner Selbstständigkeit nach der Profikarriere habe ich es sehr genossen, „einfach mal nichts zu tun“. Mittlerweile fehlt mir das Training als Ausgleich zur Arbeit …
Was macht Leistungssport zu Deiner Leidenschaft?
Ich habe schon als kleines Kind Handball gespielt und die Wettkampfsituation geliebt: das Adrenalin und Kämpfen um Sieg oder Niederlage. Beim Ausdauersport reizt mich besonders, dass man allein für den Erfolg verantwortlich und nicht an feste Trainingszeiten gebunden ist. Trotzdem kann man als Läufer oder Triathlet auch mit anderen Leuten trainieren, was mir als geselliger Mensch wichtig ist.
Du bist 8-facher Hawaii Starter …
Das Besondere am Ironman Hawaii ist die Atmosphäre – dieser einzigartige Spirit, der in Kona herrscht: Die 2.000 vermeintlich fittesten Athleten der Ironman-Distanz treffen an einem Ort aufeinander, an dem man wohl nie an Schwimmen, Radfahren oder Laufen denken würde. Und keiner weiß, was der Tag für ihn bereithält – alles ist möglich! Man trainiert jahrelang, um am Tag X in Topform zu sein. Trotzdem kannst Du überhaupt nicht einschätzen, wie das Rennen verlaufen wird. Dabei ist es völlig egal, ob es um den Sieg geht, oder um das erfolgreiche Finish des Ironman Rookie. Die Kunst ist, die gesamten acht bis 14 Stunden konzentriert zu bleiben, den Fokus nicht zu verlieren und mit den „Lows“ gut umzugehen. Dies funktioniert am besten, wenn Du es schaffst, im „Jetzt“ zu bleiben: Also nicht schon beim Schwimmen an den Marathon zu denken …
Was spornt Dich an, wenn die Muskeln sich melden?
Mein Rezept ist, die Grenze des Auf- oder Nachgebens Stück für Stück nach hinten zu schieben. Jeder kann viel mehr leisten, als er denkt! Und wenn am Tag X alles passt, fällt dieses Verschieben der Grenzen ziemlich leicht. Wenn dies gelingt, ist es ein unglaubliches Gefühl: Der sogenannte „Flow“ setzt ein. Dieses Gefühl kann süchtig machen!
Leistungssport ist also ein gutes Stück Kopfsache …
Klar, Sieg oder Niederlage entscheiden sich zu 90 % im Kopf! Nicht nur am Wettkampftag – gerade auch die Monate vorher sind entscheidend: Dann kontrolliert schließlich niemand, ob Du trainierst wenn es regnet, oder auf der Couch liegen bleibst. Du wirst am Raceday dein Ziel nicht erreichen, wenn Du die Couch vorgezogen hast. (lacht) Von daher ist Leistungssport eine ziemliche Willensprüfung. Es geht um´s Machen – und nicht um´s Darüber-Reden.
Was waren die Highlights Deiner bisherigen Sportler-Karriere?
Besondere Momente waren natürlich die großen Erfolge: Da habe ich z. B. Hawaii 2003, den Ironman 70.3, Wiesbaden 2007 oder den Ironman Regensburg 2010 im Kopf. Dramatisch ist jedes Mal der Start beim Ironman Hawaii. Die letzten 20 bis 30 Minuten, wenn man sich von seinen Supportern verabschiedet und „in die Schlacht zieht“, das ist besonders – fast ein bisschen martialisch. (lacht) Ich war acht Mal als Athlet am Start und zwei Mal als Trainer, die Gänsehaut kurz vor dem Start war fast die Gleiche!
Man kann mit Dir jetzt auch als neuer Coach beim BKK Mobil Oil Lauftreff wöchentlich in Hamburg trainieren …
Genau, anmelden muss man sich nicht – einfach dienstags um kurz vor 19 Uhr am AlsterCliff auflaufen und los geht´s! (lacht) Der Lauftreff ist sowohl für Lauf-Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Das Ein- und Auslaufen kann jeder für sich gestalten – wobei nie jemand alleine läuft. Den Hauptteil machen wir alle zusammen, jeder in seinem Tempo. Der Reiz liegt für mich in dem Mitwirken an der Entwicklung der Läufer: Wie sich nach wenigen Wochen bereits die ersten Verbesserungen der Lauftechnik einstellen, und die Sportler schneller werden. Das ist toll mitzuerleben! Dazu herrscht innerhalb der Truppe eine super Stimmung: Der Lauftreff macht einfach Spaß!
Gibst Du auch individuelle Tipps und Ratschläge?
Ich versuche vor allem die Lauftechnik in den Vordergrund zu stellen und unterschiedliche Trainingsinhalte zu vermitteln. Dabei gehe ich auf jeden Läufer individuell ein und gebe Verbesserungsvorschläge. Natürlich kommen alle möglichen Fragen auf, die ich gern beantworte …
Was magst Du an den Hamburger Laufstrecken?
Momentan findet der Lauftreff an der Alster statt – das schönste Laufstadion Hamburgs! Ich möchte das Training über´s Jahr auch an anderen Locations anbieten, um unterschiedliche Trainingsinhalte zu vermitteln. Hügelläufe am Elbhang oder im Volkspark werden ebenfalls auf dem Plan stehen. Hamburg hat so viele tolle Laufstrecken: Mein persönlicher Favorit ist ein entspannter Früh-Morgens-Run an der Elbe. Atmosphärisch ganz schwer zu toppen! Seit 2010 lebe ich wieder in Hamburg. Ich liebe diese besondere Mischung aus geschäftiger Weltstadt und der typisch norddeutschen Gelassenheit. In Hamburg passiert so viel so herrlich unaufgeregt …
Was ist Deine zweite große Leidenschaft neben dem Sport?
Im Café sitzen, die Seele baumeln lassen und Reisen planen. Früher waren das Trainingslager oder der internationale Wettkampfkalender. Jetzt genieße ich richtige Urlaube – auch ohne Sportklamotten …
Beruhige unser Gewissen: Womit „sündigen“ Profi-Sportler?
Meine Belohnung nach den Wettkampfhöhepunkten waren immer ausgiebige Partys und Junkfood. All das, worauf man monatelang verzichtet hat. Das geht auch gut ohne Wettkämpfe, macht nur nicht so viel Spaß! (lacht)
Habt ihr Lust, im neuen Jahr eine Runde mit Nils Goerke zu drehen? Der kostenlose BKK Mobil Oil Lauftreff findet immer dienstags von 19.00-20.15 Uhr statt. Treffpunkt ist das AlsterCliff (Fährdamm 13).