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Streit um den Schlagermove

Bunt geschmückte Trucks, schrille Kostüme und Musik, die Spaß bedeutet: der Schlagermove beschert unserer Hansestadt seit nun 22 Jahren ein alljährliches Spektakel mit bis zu 500.000 Teilnehmern – bis jetzt. Anwohner, die sich massiv über Lärm, Dreck und Wildpinkler beschweren, sind der Grund, weshalb die Realisierung der diesjährigen Parade auf dem Spiel steht. Schlager-Fans und der Veranstalter sind entsetzt: schließlich handelt es sich um eine friedliche Veranstaltung, die zum positiven Image St. Paulis und der ganzen Stadt beiträgt. Die Meinungen sind gespalten, die Parteien zerstritten. OXMOX verschafft nun jenen Gehör, die bislang ungefragt blieben: den Gastronomen von St. Pauli.

 

 

Micky Hensel (Nachtschicht St. Pauli): „Der Schlagermove muss bleiben-auf dem Kiez!“

„Wir haben beim Schlagermove die Hütte voll und obwohl so viel los ist, geht es immer friedlich zu. Außerdem ist es für uns der umsatzstärkste Tag im ganzen Jahr. Wir haben seit Jahren Stammgäste aus ganz Deutschland, die schon eher anreisen und dadurch macht sich der gute Umsatz über mehrere Tage bemerkbar. Wenn wir den im Sommerloch nicht hätten, dann hätte ich in der Zeit Probleme, meine Miete zu zahlen. Das ist existenziell. Der Kiez bietet sich durch die Bars, Restaurants, Hotels und Diskotheken am besten an, weil die Leute direkt im Umkreis immer etwas finden, wo sie einen Zwischenstopp einlegen können. Wenn jemand sich über die Verschmutzung beschwert, kann ich nur sagen: an keinem anderen Tag ist der Kiez so schnell wieder so sauber, wie nach dem Schlagermove. Wenn wir zwischen 5 und 7 Uhr nach Hause fahren, dann sieht man nicht, dass da max. 500.000 Leute die Arme hoch gerissen haben. Der Vorschlag, den Schlagermove in die Hafencity oder nach Wandsbek zu verlagern, ist lächerlich. In Wandsbek ist kaum Partytreiben und die Anwohner in der Hafencity, die richtig viel Geld für ihre Wohnungen bezahlen, würden sich auf die Beine stellen, wenn da der Schlagermove durchzieht. Wer auf den Kiez zieht – in ein Vergnügungsviertel -, der weiß, worauf er sich einlässt. Der Move ist an einem Wochenende. Da kann man mal die Zähne zusammenbeißen.“

Foto: Melli, Micky und Jerome in der Nachtschicht St. Pauli

 

Susanna Horn (Meuterei): „Das lass ich mir als Gastronom nicht nehmen“

„Der Schlagermove ist eine riesige Party, die nur zu St. Pauli passt. In einem Ort wie Eppendorf ist wenig los und die Leute wollen ihre Ruhe haben. Auf dem Kiez sind alle auf das Wochenende eingestellt: es gibt Partybusse, die Hotels und Clubs wissen, wie man damit umgehen muss und auf der Reeperbahn sieht man keine Autos an den Straßen stehen, denn die Leute wissen Bescheid. Ich glaube nicht, dass die Leute in Eppendorf wollen, dass auf ihre SUVs gespuckt wird. Was ich vermute ist, dass wenn man den Schlagermove nach dort hin verlagert, wo eher das Politikum angesiedelt ist, dann werden die dafür sorgen, dass er gänzlich verschwindet. Ich vermute stark, dass die Leute, die sich beschweren, die Musik nicht mögen, denn Silvester macht weitaus mehr Dreck und ist wesentlich weniger friedlich; da müsste man also auch Silvester verbieten. Die Leute sollen froh sein, dass es einen Stadtteil gibt, wo alles zentralisiert ist. Wenn man auf St. Pauli lebt, sollte man toleranter sein. Lasst die doch ein Mal im Jahr feiern!“

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