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DER LETZTE AN DER BAR – VON HENNING WEHLAND

DER LETZTE AN DER BAR

Gedanken am Tresen des Lebens

von Henning Wehland

 

#6 – Mein Leben ist der Wahnsinn

 

„… ich hab‘ ‘nen Hammer für das Böse, ich hab‘ eine Feile für das Schöne, ich hab‘ ‘ne Säge für das Alte, für alles was ich nicht behalte …!“ (aus dem Song „Mein Leben ist der Wahnsinn“)

 

Mit großer Bestürzung habe ich die Vorfälle in Hamburg während des G20-Gipfels durch die Medien mitbekommen. Beim Anblick der Bilder wurde dem Satz „Das Leben ist der Wahnsinn“ eine neue, schreck­liche Bedeutung gegeben. Und doch bin ich der Meinung, dass wir aus solchen Vorfällen lernen können. Es liegt doch auf der Hand, dass sich etwas ändern muss. Aber „wie“?

 

Ich habe vor einiger Zeit einen Mann kennen­gelernt, der vielen Jahre in Krisengebieten u. a. in Afrika, Afghanistan, Irak, Syrien als Person­enschützer gearbeitet hat. Zwei Sätze von ihm sind mir im Kopf geblieben:

 

  1. Wir leben in einer Welt, in der es nicht mehr nur eine Wahrheit, richtig oder falsch, gibt.
  2. Bei allem, was passiert, finde heraus, wer den größten Nutzen davon hat und Du kennst den Urheber.

 

Ich habe viel darüber nachgedacht und bisher keine Argumente gefunden, die diese Thesen nachhaltig widerlegen könnten.

 

Wir leben in einer Welt, die Tag für Tag kom­plexer wird. In einer Welt, die sich immer schwerer erklären lässt. Das hat viele Gründe: Informationsflut aus dem Internet, Digitali­sierung der Gesellschaft, verworrene Finanz-, Ernährungs- und Pharmalobby. Gleichzeitig wollen wir als Gesellschaft immer einfachere Antworten. Wir haben keine Zeit, uns mit kom­plexen Erklärungen aufzuhalten. Das Leben soll uns in Schlagzeilen erklärt werden. Da­durch entstehen Frust, Polemik, Stamm­tisch­parolen und vor allem ein Populismus der NIE gut sein kann. Ich halte es für einen Fehler, darauf zu warten, dass Andere für die Verbes­serung unserer Verhältnisse zuständig sind.

 

Und da schließt sich der Kreis zu dem Song „… am Ende eines Tages, kommt es immer darauf an, ob ich aus einem Zeigefinger ‘nen Daumen machen kann. Ich könnte jammern oder heulen, doch das sieht nie so gut aus, ich pack‘ das Leben bei den Hörnern und hol‘ den Werk­zeugkoffer raus.“ Jeder von uns hat die Möglichkeit, die Welt zu verändern. „Ich kann doch sowieso nichts machen“ halte ich für die falsche Einstellung.

 

Denn:

 

  • Nach wie vor leben wir in einer freien Gesellschaft mit unfassbaren Möglichkeiten.
  • Demokratie können wir nur erhalten, wenn wir daran teilnehmen (Stichwort: Bundestagswahl).
  • Ich kann mein Umfeld immer positiv beeinflussen und ein Vorbild sein.
  • Ich kann und muss mir eine Meinung bilden, Prioritäten setzen und nach diesen Grundsätzen leben.
  • Ich kann versuchen, auf jeden Menschen offen zuzugehen, egal welcher Meinung er/sie ist.

 

Die Möglichkeiten sind vielfältiger, als ich geglaubt habe. Und am Ende dieses Textes merke ich, dass das Leben wohl immer ein Wahnsinn bleiben wird. Aber ich kann jeden Tag einen Teil dazu beitragen, das Leben etwas besser zu machen. Das hat natürlich auch mit Verantwortung zu tun und ist nicht immer einfach und vor allem gelingt es – auch mir – nicht jeden Tag.

 

Eine  Grundregel liegt mir sehr am Her­zen:  Kritik ohne einen Vorschlag, wie man es besser machen könnte, ist leer und platt. Mit dem Finger auf andere Leute zeigen, ist zu häufig der Versuch, von den eigenen Pro­blemen abzulenken.

 

In diesem Sinne räume ich jetzt mal mein Zimmer auf …

 

 

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