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DIE STIMME DER VERNUNFT – SLIPKNOT

Sie haben weltweit 30 Millionen Platten verkauft und ihr ultraharter Alternative-Metal ist noch immer geprägt von Experimentierfreude. Die Rede ist von Slipknot aus De Moines im US-Bundesstaat Iowa. Das sechste Studioalbum „We Are Not Your Kind“ der neunköpfigen Band ist eine kühne, facettenreiche Mischung aus brutalen Riffs, melancholischen Melodien, meditativen Zwischenspielen, eindringlichen Effekten und Anklängen an Pink Floyd und die Rolling Stones. Corey Taylors inbrünstige Vibratostimme klingt mal sanft, mal erschütternd wie ein Erdbeben. Wirkt der Slipknot-Frontmann auf der Bühne immer sehr martialisch, entpuppt er sich im Gespräch mit Olaf Neumann als einfühlsamer Zeitgenosse. Taylor hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Hass in seinem Heimatland zu bekämpfen

Waren Sie auf die Suche nach einem Sound, der Sie selbst überraschen und neu begeistern würde?

Corey Taylor: Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht. Wir haben es einfach passieren lassen. Mit dieser Platte kehren wir ein bisschen zurück zu der Musik, die wir früher gemacht haben. Als wir 2007 an „All Hope Is Gone“ arbeiteten, gab es so viel Aufruhr in der Band, dass die Musik nicht immer an erster Stelle stand. Mit dem Nachfolger „.5: The Grey Chapter“ machten wir dann wieder Musik wie Anfang der 1990er. Und mit der aktuellen Platte kehren wir zurück zu unserem alten Ansatz, indem wir uns sagten: Schaun wir mal, was passiert, wenn wir einfach drauflosspielen. Auf diese Weise haben wir uns die neuen Songs erarbeitet.

Wie würden Sie die Chemie in Ihrer Band beschreiben, die seit nunmehr 24 Jahren existiert?

Taylor: (lacht) Wir sind ein Haufen von älteren Typen! Wir kommen ganz gut klar, haben mittlerweile alle Familien und sehen uns von Zeit zu Zeit, um zusammen Musik zu machen. Weil wir es lieben, mit Slipknot auf der Bühne zu stehen. Es fühlt sich einfach gut an.

Beginnt mit dem Album eine neue Ära für Slipknot?

Taylor: „We Are Not Your Kind“ ist definitiv ein Wendepunkt für uns. Wir stellen gerade fest, dass wir niemandem mehr etwas beweisen müssen – außer uns selbst. Vielleicht ist es auch die Erkenntnis, dass wir das eh noch nie getan haben. Wir machen Musik vor allem für uns selbst. Wenn wir sie dann mit anderen teilen, tun wir dies in der Hoffnung, dass sie ihnen auch so gut gefällt wie uns. Aber selbst wenn die Leute sie nicht mögen sollten, würde uns das nicht davon abhalten, einen eigenen Weg zu gehen und etwas Zeitloses zu kreieren. Ich glaube, das Album markiert einen neuen Aufbruch für die Band.

Was möchten Sie mit Ihrer Musik erreichen?

Taylor: Wenn ich Musik mache, möchte ich nicht, dass die Leute dabei an mich als Person denken. Sie sollen ihre Aufmerksamkeit lieber auf die Songs richten und was ich darin sage. Dies ist der Schlüssel, wahrhaftige Musik zu erschaffen. Diese versucht, das darin ausgedrückte Gefühl auf die Gefühle der Zuhörer zu übertragen. Ich wünsche mir, dass alle Zuhörer sich mit unseren Songs und nicht mit dem Sänger identifizieren.

Wie viel Kraft hat es gekostet, diese Platte zu machen?

Taylor: Es war anstrengend, ehrlich! Wir lieben aber solche Herausforderungen, weshalb wir extrem viel Herzblut und Seele in die Musik gesteckt haben. Das hat uns aufgezehrt und ausgeknockt. Jedes Mal, wenn ich aus dem Studio gekommen bin, war ich leer. Die Energie war restlos verbraucht. Das fühlte sich tatsächlich sehr gut an. Am Ende hatten wir das Gefühl, dass es dieser Platte an nichts mangelt.

Hat das Musikmachen, wie Sie es praktizieren, etwas Selbstzerstörerisches?

Taylor: Ich glaube, das trifft heute nicht mehr auf mich zu. Als ich noch jünger war, aber schon. Damals war mir nicht bewusst, was ich mir antue. Immer wenn ich mit der Band zusammen war, habe ich sehr viel Alkohol getrunken. Ich hatte die romantische Vorstellung, das Selbstzerstörung zum Beruf des Musikers dazugehört. Aber meine Einstellung hat sich diesbezüglich zum Glück geändert. Meine Liebe für Musik ist nichts im Vergleich zu meiner Liebe für meine Familie. Ich möchte nicht, dass sich die Sünden meiner Jugend wiederholen, lieber möchte ich meine eigenen schmerzvollen Erfahrungen mit unserem Publikum teilen, indem ich darüber singe. Ich kann alle Höhen und Tiefen, die ich in meinem bisherigen Leben erfahren habe, immer noch fühlen.

Sind alle Ihre Texte autobiografisch?

Taylor: Nein, nein, ich kann auch über andere Menschen schreiben. Auf unserer letzten Platte habe ich zum Beispiel immer wieder die Perspektive gewechselt. Ich habe im Lauf der Jahre auch zusammen mit anderen geschrieben. Bei dieser Platte jedoch dreht sich vieles um mich. Privat habe ich verzweifelt versucht, mich aus einer vergifteten Beziehung zu lösen. Das ist mir schließlich auch gelungen, aber ich muss gestehen, es hat mich fertig gemacht. Mit dieser Bürde bin ich eine ganze Weile herumgelaufen und habe angefangen, neue Songs zu schreiben.

Die Platte ist sehr dunkel geworden und die Songs klingen zum Teil extrem wütend. Was bringt Sie derzeit auf die Palme?

Taylor: (lacht) Mein Gott, was macht mich momentan nicht wütend! Die Stituation, in der sich mein Heimatland gerade befindet, ist ziemlich trostlos. Ich komme mir vor wie ein Passagier auf einem Schiff, das sich nicht mehr manövrieren lässt. Auf diesem Boot bin ich umgeben von Leuten, die es trotz allem steuern könnten, aber sie tun es einfach nicht. Das macht mich echt sauer, zumal der Kapitän des Schiffes ein Vollidiot ist. Das tut wirklich weh, Mann! Gerade wenn man weiß, dass sich die Lage nicht so schnell ändern wird.

Wie gehen Sie persönlich damit um?

Taylor: Ich sehe zu, dass ich meinen Kindern sehr nahe bin. Das hält Leute davon ab, auf sie loszugehen. Damit meine ich diejenigen, die Hass verbreiten. Ich mache mir auch Sorgen um unsere Fanbasis, weil es eine sehr heterogene Gruppe ist. Die Vorstellung, dass Fans von jemandem verletzt werden könnten, zerstört mich innerlich. Wir leben gerade in echt harten Zeiten, Mann! Alles, was wir tun können, ist, uns gegenseitig vor dem grassierenden Hass zu schützen. Wenn ich wüsste, wie ich Hater umdrehen könnte, ich würde es sofort tun! Leider weiß ich es nicht, weil der Hass bei manchen sehr tief sitzt. Diese Leute hören einem gar nicht mehr zu, stattdessen spucken sie einem ins Gesicht, wenn man mit ihnen diskutieren will. Das ist echt scheiße, Mann! Aber wir lassen uns davon nicht einschüchtern.

Wie stark ist heutzutage der Einfluss von Künstlern auf die Gesellschaft?

Taylor: Das hängt wahrscheinlich vom jeweiligen Künstler bzw. seiner Kunst ab. Es gibt in der Musik viele Genres, die ich nicht verstehe. Zum Beispiel die moderne HipHop-Kultur. Darin kann ich mich nicht wiederfinden. Deswegen weiß ich nicht genau, was Leute, die sich dieser Kultur zugehörig fühlen, wirklich beeinflusst. Ich versuche die ganze Zeit, Menschen dazu zu bewegen, uns zuzuhören und unsere Songs zu verstehen. Das ist der erste Schritt, Probleme zu lösen, denn mit Zuhören erreicht man mehr als mit Anschreien. Wir müssen die Menschen wieder dazu bringen, dass sie bereit sind, einander zuzuhören, zu verstehen und füreinander einzustehen. Wir brauchen auch keine Mauern. Die werden sowieso wieder eingerissen werden.

Ist es die vordringlichste Aufgabes eines Künstlers, Menschen zusammenzubringen?

Taylor: Absolut! Dies ist eine merkwürdige Zeit, denn ich habe gesehen, wie Künstler bei ihren eigenen Konzerten das Publikum gespalten haben. Mit dämlichen politischen Sprüchen. Das glaubt man gar nicht! Ich hätte nie damit gerechnet, dass so etwas in meinem Land passieren würde. Auch wenn ich jetzt vielleicht gescholten werde, weil ich mich zu politisch äußere: Ich möchte wirklich etwas tun gegen die Ignoranz und den Hass! Hass auf Immigranten. Hass auf Menschen, weil sie einander lieben. Hass auf Menschen, die eine andere Sprache sprechen. Hass auf Leute mit einer anderen Hautfarbe. Es kommt mir vor, als lebten wir in den 1960ern und nicht im Jahr 2019. Wenn Sie mir vor fünf Jahren erzählt hatten, dass das in Amerika passieren wird, hätte ich sie ausgelacht. Und jetzt leben wir in dieser gruseligen Dystopie des Hasses! Das macht mir Angst. Alles, was ich dagegen tun kann, ist mit der Stimme der Vernunft zu sprechen.

Sie scheinen Ihren Beruf sehr ernst zu nehmen.

Taylor: Ja. Absolut!

Sie singen in zwei weltweit gefeierten Bands, schreiben Bestseller, wirken in Filmen mit und spielen akustische Soloshows. Was treibt Sie an, all das zu tun? Sind Sie schnell gelangweilt?

Taylor: Das weiß ich nicht. Ich bin jedenfalls nicht schnell gelangweilt. Ich suche halt immer nach neuen Einflüssen. Ich brauche regelmäßig etwas, das mich als kreativen Menschen stimuliert. Ich bin alt genug, um zu wissen, was ich kann, aber immer noch jung genug, Neues auszuprobieren. Ich spüre sehr schnell, wenn mich etwas anmacht. Und das will ich dann auch ausprobieren. Da wartet noch viel unbetretener Boden auf mich.

2020 werden Slipknot ihr neues Album auf einer Welttour vorstellen. Arbeiten Sie bereits an der neuen Bühnenshow?

Slipknot: Wir arbeiten bereits an der Bühnenproduktion. Könnte sein, dass wir bei der Tour einen ganzen Songzyklus spielen werden.

Was fasziniert Sie am Live-Spielen?

Slipknot: Das Gefühl, vor tausenden von Leuten zu singen und zu spielen, ist wundervoll! Ich glaube, nur wer selbst schon mal auf einer Bühne gestanden hat, kann verstehen, wie es ist, die geballten Reaktionen des Publikums zu spüren. Die Leute verstehen meine Texte vielleicht nicht in jedem Land vollständig, aber zumindest Teile davon. Und sie entdecken darin etwas für sich persönlich. Diese Erfahrung ist mit nichts zu vergleichen. Das einzige, was mich bisher ähnlich berührt hat, sind meine Kinder.

Schlüpfen Sie in eine Rolle, wenn Sie auf der Bühne Ihre Maske tragen und performen?

Slipknot: Es ist definitiv Corey Taylor, der da auf der Bühne steht. Kein einziger Mensch auf der Welt ist eindimensional, wir haben alle mehrere Seiten. Die Person auf der Bühne ist ein Teil von mir, der sich ausdrücken will.

Welche der neuen Songs spielen Sie am liebsten live?

Slipknot: Im Moment ist „Solway Firth“ mein Lieblingsstück. Es ist eine extrem intensive Nummer. Ich kann es kaum erwarten, damit auf Tour zu gehen.

Slipknot: We Are Not Your Kind (Roadrunner/Warner) – VÖ: 9.8.2019

Tournee 2020:

Nächstes Jahr werden Slipknot u.a. in folgenden Städten auftreten: Frankfurt, Luxemburg, Stuttgart, München, Zürich, Wien, Hamburg, Berlin und Dortmund. Die Termine werden in Kürze unter www.slipknot1.com bekanntgegeben.

Slipknot-Foto-Download:

http://www.warnermedia.de/

http://www.warnermusic.de

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