Über Geschmack streiten
Eine Tierschutzorganisation namens PETA fordert das Verbot von Tierfiguren auf Kinderkarussellen! Andere idiologische Gruppen fordern ein Verbot von Indianerkostümen beim Fasching! Politiker, Medien und opportunistische Künstler fordern ein Verbot von unliebsamen Parteien.
Die Liste solcher haarsträubenden „Verboten“ lässt sich beliebig fortsetzen. Das zeigt lediglich, WIE krank und intolerant unsere Gesellschaft geworden ist! Es stellt sich die Frage, WELCHE Gruppierungen zum Faschismus neigen – die toleranten und Freiheitsliebenden, oder die nach Verboten grölenden „Gutmenschen“ …
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Erst recht, wenn es um vermeidliche „Schönheit“ geht. Deshalb trage ich es auch mit Fassung, wenn Prominente und weniger Prominente ihre Vorstellung von „Schönheit“ in die Kameras halten, so dass ich nicht umhin komme mir deren Geschmacksverirrungen anzuschauen. Denn meistens kann man gar nicht so schnell wegzappen, wie diese OP-Monster auf allen Kanälen auftauchen. Ich habe volles Verständnis, wenn sich Personen, die einen tragischen Unfall oder furchtbare Verbrennungen erlitten, einem Schönheitschirurgen anvertrauen. Auch kann ich es nachvollziehen, wenn Frauen überhaupt nicht mit einer weiblichen Brust gesegnet sind, oder nach der dritten Geburt sich der strapazierte Busen immer mehr dem Bauchnabel nährt. Wenn dadurch das Selbstwertgefühl leidet, habe ich Verständnis, wenn man chirurgisch etwas nachhilft.
Wofür ich jedoch überhaupt kein Verständnis habe, wenn sich Menschen chirurgisch derart entstellen lassen, dass sich mir der Magen umkrempelt, wenn ich unvermittelt deren Antlitz im Fernsehen, Internet, oder noch schlimmer, im Original erblicken muss. Wenn diese chirurgischen Monster-Mutanten sich freiwillig im Fernsehen mit ihrem Aussehen zeigen und auch noch dem Irrglauben unterliegen, dass sie besser aussehen, als vor ihren chirurgischen Fehlentscheidungen, und ich deren Fratzen ertragen muss, dann müssen diese Plastikverwertungsanlagen auch damit Leben, dass ich mich dazu äußere!
Bisher habe ich wirklich alles tapfer ertragen und stoisch geschwiegen, wenn mir bei irgendeinem Event eine Schlauchlippe begegnete, bei der jeder Blow Job ein Risikounterfangen ist, weil in den künstlich aufbereiteten Lippen unmöglich ein Gefühl für das richtige Maß an angemessenen Druck auf den Penis kontrollierbar ist, so dass man ebenso gut sein bestes Stück in einen Schraubstock einspannen kann. Auch Frauen, bei denen man denkt, sie haben den Rucksack, vollgebackt für eine ta- gelange Bergwanderung verkehrt rum, anstatt auf den Rücken, nach vorn auf die Brust geschnallt, habe ich ertragen und mit einem stur nach unten gerichteten Blick an mir vorüberziehen lassen. Wobei ich insgeheim hoffte, dass das Gewicht der Titten, sie auf die Fresse fliegen lässt, weil ich sehen wollte, ob die Silikonattrappen mit einem lauten Knall platzen, oder ob sie nur einen matschigen Fleck auf der Bluse hinterlassen.
Hallo Ladys, bitte denkt nicht ich hätte etwas gegen das weibliche Geschlecht – ganz im Gegenteil! Ich erwähne die Ladys nur aus Gründen der Gleichberechtigung. Denn die Männer sind nicht einen Deut dezenter – ganz im Gegenteil! Auslöser für diesen Post war ein Mann, oder besser ein männliches Wesen namens Herr Glööckler, dessen Antlitz mich im Internet, in Form einer Werbeanzeige in eine kurze Schockstarre versetzte. Mein erster Gedanke war an einen Salamander-Lurch wie ich ihn aus längst vergangener Zeit aus meinen Kindertagen in Erinnerung hatte.
Bewirkt wurde dieser Fehlgedanke vermutlich durch das Muster der Jacke – Mode ist ja auch Geschmackssache. Erst beim Lesen des Untertitel merkte ich, dass es sich um einen Menschen handelte. Aber selbst dabei dachte ich zuerst an irgendein Foto, auf das Kinder mit einem Bleistift einen Bart und eine große Brille gemalt haben. Dazu die mit Silikon oder sonstiger Substanzen aufgespritzten Lippen, bei denen mir zwangsläufig der Gedanke kam, mit dieser Portion hätte man auch eine flachbrüstigen Frau zu einer Sexbombe mache können. So, nun möchte ich euch aber mit meinen psychischen Nah-Tot-Erlebnissen nicht länger langweilen. Ich werde, wie einst Al Bundy, in den Keller gehen und dort nach alten Playboy-Heften aus den 70ern suchen, als die Ladys noch ohne Plastik auskamen. Und ich werde meine alten Poster von Marlon Brando aus „Der Wilde“ wieder aufhängen – als man Männer noch auf den ersten Blick erkannte.
Kalle Schwensen