KOMÖDIE WINTERHUDER FÄHRHAUS – Humor hat keine Altersgrenze
Seit August diesen Jahres weht im Winterhuder Fährhaus ein frischer Wind. Nach Michael Lang (55) hat Britta Duah als erste Frau die Leitung der Komödie übernommen. Das Haus kennt die 39-Jährige allerdings in- und auswendig – bereits als Kind lief sie in Socken durch das Foyer und den großen Saal, da ihre Mutter von 1988 bis 1997 die erste Pressesprecherin der Schauspielstätte war. Während ihres Studiums arbeitete Britta Duah an der Abendkasse der Komödie; ab 2007 war sie Vertriebschefin, bis sie nun die Position der Theaterdirektorin übernommen hat. Im Gespräch mit OXMOX verriet sie, vor welchen Herausforderungen das Theater steht und welche Pläne sie hat.
Dass sie die Leitung der Komödie Winterhuder Fährhaus übernehmen soll, war für Britta Duah eine Überraschung. Zuvor hatte sie angekündigt, nach 20 Jahren beruflich eine neue Richtung einschlagen und in die freie Marktwirtschaft gehen zu wollen. Die Entscheidung traf sie aufgrund eines oberflächlichen Schlüsselereignisses, wie sie selbst meint: „Ich habe einen Freund in seinem fetten Wagen an mir vorbei fahren sehen und dachte, wenn ich mich jemals finanziell verbessern möchte, muss ich etwas verändern“, erzählt die zweifache Mutter mit einem Augenzwinkern. Von einem höheren Gehalt hätte sie sich einen neuen SUV gekauft, um weiterhin nach Buchholz in der Nordheide zu ihrem Islandpferd fahren zu können.
Dies war jedoch nur einer der Gründe, aus denen sie um Bedenkzeit bat. „Ich war mir der Verantwortung, die ich mit dieser Position für die Mitarbeiter übernehme, von Anfang an sehr bewusst. Wir sind ein Team von 56 Leuten und ein nicht subventioniertes Privattheater“, sagt die sympathische Chefin.
Dass die Schauspielstätte keine staatlichen Förderungen erhält, findet die Theaterleiterin aber in sofern in Ordnung, als dass sie stolz darauf ist, dass sie es ohne Zuschüsse schafft. Anderen Häusern gönnt sie die Förderungen. Dass die Stadt Hamburg Alma Hoppes Lustspielhaus als schützenswert erachtet und nun im ersten Jahr finanziell unterstützt, freut Britta Duah besonders, da sie ein gutes Verhältnis zu dem Kabaretthaus hat und dort selbst einige Jahre in der Gastronomie gearbeitet hat.
Die Komödie steht jedoch stets vor einer großen Herausforderung. Um die Kosten zu decken, die ein solches Haus mit sich bringt, muss es sich stark am Geschmack des Publikums orientieren. Auch eine Spielpause könne man sich im Gegensatz zu den meisten anderen Theaterhäusern nicht erlauben: „Jeder Tag, an dem wir nicht spielen, ist ein Verlusttag.“
Das Programm des Winterhuder Fährhauses wird zukünftig unter dem Motto „Traditionen bewahren, neue Akzente setzen“ zusammengestellt. Wie gewohnt werden Komödien in all ihren Facetten auf die Bühne gebracht. So werden unter anderem klassische Verwechslungs- und Boulevardkomödien wie „Das (perfekte) Desaster Dinner“ sowie anspruchsvolle und fein gestrickte Stücke wie „Das Lächeln der Frauen“ gespielt. Auch die Komödie Extra mit ihren Gastspielen, Konzerten, Lesungen und Ähnlichem am Sonntag Vormittag oder Montag Abend sowie das Weihnachtsmärchen – in diesem Jahr „Rapunzel – alte Zöpfe, neu geschnitten“ – wird es weiterhin geben.
Neben den sechs Hauptstücken, die in einer Spielzeit je sechs bis acht Wochen en suite aufgeführt werden, soll jedoch auch Raum für Neues bleiben. Beispielsweise ist Bela B (54) vom 12. bis 14. Dezember zusammen mit Oliver Rohrbeck (52), Synchronsprecher Peter Kaminski (43) und Sängerin Peta Devlin (50) mit dem Live-Hörspiel „Sartana – Noch warm und schon Sand drauf“ im Winterhuder Fährhaus zu sehen. Darüber hinaus wird der Spielplan um Wiederaufnahmen besonders erfolgreicher Stücke ergänzt. „Bis vor zwei Jahren wäre das undenkbar gewesen“, meint Britta Duah.
Besonders ist der neuen Theaterleiterin außerdem daran gelegen, noch mehr nach außen zu tragen, dass Theater verbindet und dass ein schöner Abend mit Freunden durchaus kostengünstig sein kann. Bei den Rabattschlachten, die viele Schauspielstätten veranstalten, könne das Winterhuder Fährhaus zwar nicht mithalten, dennoch gebe es für Kinder, Schüler und Studenten eine Ermäßigung von 50 bzw. 25 Prozent. Mit einem solchen Preisnachlass liegen die günstigsten Karten bei 7 Euro. „Hier kann man auf jeden Fall auch zu Kinopreisen ins Theater gehen“, versichert Britta Duah.
Obwohl die Ermäßigungen größtenteils ein junges Publikum ansprechen, sei es kein notgedrungener Vorsatz, sich eine junge Zielgruppe erarbeiten zu wollen. „Ohne unser Stammpublikum, das nun mal einer älteren Generation angehört, hätten wir das Theater längst schließen müssen.“ Dennoch ist es Britta Duah wichtig, zu vermitteln, dass man nicht plötzlich ergraut, nur weil man einen Fuß in die Komödie setzt. „Humor hat keine Altersgrenze!“, so die Theaterdirektorin.
Noch bis zum 05. November ist die Komödie „Als ob es regnen würde“ mit Nora von Collande und Herbert Herrmann im Winterhuder Fährhaus zu sehen. Alle Vorstellungen sind online unter www.komoedie-hamburg.de zu finden.