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Interview: Detlef Buck

DIE BEKENNTNISSE DES HOCHSTAPLERS FELIX KRULL

Buck is back: Nach seiner Kinderfilm-Reihe „Bibi und Tina“ wagt sich der Regisseur an Thomas Mann und verfilmt nach dem Drehbuch von Daniel Kehlmann „Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“. Wie in seinen frühen Kult-Filmen „Erst die Arbeit und dann“, „Karniggels“ oder „Wir können auch anders“ beweist der gelernte Landwirt, wie man die Leinwand mit lakonischer Komik brillant beackert. Die Hauptrolle in dieser überaus vergnüglichen Literaturverfilmung übernimmt der angesagte Star Jannis Niewöhner. Mit dem Regisseur unterhielt sich OXMOX-Mitarbeiter Dieter Oßwald.

Herr Buck, Ihr „Hochstapler“ fir- miert als „Philosophische Komödie“ – was hat es mit diesem Begriff auf sich?
Detlev Buck: Es geht um das Sein, das Dasein und die Liebe. Sowie um den Erfolg. Und das Geld. Und Champagner. Und den Kosmos. Außerdem geht es um die Entscheidung darüber, welchen Weg man einschlägt. Das alles ist nicht immer ganz einfach. Aber doch komisch. Und vor allem leichtfüßig.

Nichts ist komischer als verliebte, leidende Männer?
Absolut. Der verliebte Marquis Venosta ist völlig süchtig und nicht mehr Herr seiner eigenen Situation. „Bei dieser Frau kann ich ich sein!“, frohlockt er. Zugleich erkennt der Marquis, dass er in seinem ganzen Leben immer nur die Nummer zwei bei ihr sein wird. Das ist ihm jedoch völlig gleichgültig. Das ist ein großer, leidenschaftlicher Bogen. Derweil würde Krull nie sagen, er betrüge seine Zaza, obwohl er in mehreren Betten gleichzeitig unterwegs ist, um seinem Glück hinterher zu rennen und nicht zu verarmen.

Warum dieses Remake?
Die Frage stelle ich mir natürlich auch: Was will ich damit überhaupt? Für das Drehbuch konnte ich mir die beiden Thomas Mann-Fans Ferdinand von Schirach oder Daniel Kehlmann vorstellen – und Daniel hatte zum Glück gerade Zeit. Wenn man sich einem Kosmos wie Thomas Mann nähert, entdeckt man die essentiellen Fragen. Die Handlung ist nicht ganz einfach, weshalb wir sie für den Film verdichtet haben. Diese gemeinsame Arbeit hat mir sehr viel Spaß gebracht.

Wo liegen die Qualitäten des Bestsel- ler-Autors Kehlmann, mit dem Sie zuvor schon „Die Vermessung der Welt“ verfilmt haben?

Daniel kennt sich in dem Kosmos von Thomas Mann bestens aus, er fühlt sich dort wie zuhause. Mit sechzehn Jahren hat er bereits das Gesamtwerk gelesen. Ich hingegen habe lediglich ein bisschen „Buddenbrooks“ gelesen, damit war für mich damals das Kapitel Mann abgeschlossen. Dabei gibt Daniel einem nie das Gefühl, alles längst zu wissen. Sondern er begeistert sich für neue Ideen, etwa jene Liebesgeschichte von Zaza anders zu entwickeln als im Roman. Für Daniel ist immer die Idee der Held und nicht das Wissen – das macht ihn aus als Autor.

Haben Instagram, Facebook und Co. der Hochstapelei eine neue Aktualität verliehen?
Es freute mich schon sehr, wenn die Zuschauer bei dem Film eine Verbindung zu ihrem eigenen Leben herstellen könnten.

Wie sehr sind Sie als Regisseur ein Hochstapler?
Regisseure müssen Hochstapler sein, weil sie eine Welt herstellen, die es so gar nie gibt und nie wieder geben wird. Alles ist völlig künstlich, alles wird nur behauptet. In dieser Verdichtung kann man neue Realitäten herstellen. Das geht bis hin zur Sprache: So wie im Film hat auch im Jahr 1905 nie jemand gesprochen, schon gar nicht in Paris.

Welche Rolle spielt diese Sprache für Sie?
Entweder man lässt sich darauf ein und ist neugierig – oder man sagt, die sprechen ja komisch, chillen gar nicht, das ist nicht nice und cool, dann braucht man Shakespeare aber auch nicht! Es ist ein Wegfliegen in eine andere Zeit – und etwas Neues aufnehmen, das ist schließlich Kino!

Ihr Hauptdarsteller ist Jannis Niewöhner – was macht seine Qualitäten aus?
Ein bisschen ergeht es Jannis wie dem Felix Krull, dem sämtliche positiven Eigenschaften zugesprochen werden. Talent und Charme, die Lust am Spielerischen, eine große Neugierde zeichnen beide aus. Krull ist ein Chamäleon, damit umarmt er die Welt. Wir lieben Menschen, die der Realität entfliehen. Menschen, die träumen, geben auch Kraft in Zeiten wie diesen.

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