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OXMOX Interview: MIA.: – „POLITIK GIBT ES SCHON LANGE NICHT MEHR“

Pünktlich zur Band-Volljährigkeit haben Mieze Katz (36, Ges.), Andy Penn (36, Git.), Gunnar Spies (44, Dr.) und Robert Schütze (B.) ihr sechstes Album „Biste Mode“ veröffentlicht. Wie immer lässt sich die Band in keine Schublade stecken und hat Spaß daran, Tabus zu brechen. Die Kernaussage des Titelsongs: Zu mir kannste immer wieder kommen“ – vorgetragen in der herzlichen Berliner Schnauze. Dass man MIA. beim Wort nehmen kann, zeigt das Motto der Tour: Refugees welcome! Am 04.11. bespielen die Berliner die Große Freiheit 36, OXMOX sprach vorab mit Frontfrau Mieze über Mode, Heimatverbundenheit und Flüchtlinge.

Erzähl etwas über eure aktuelle CD.

Biste Mode“ ist natürlich meine Lieblings-Platte, weil es dem am nächsten ist, was gerade in meinem Leben und in der Welt passiert. Wir haben es uns zum allerersten Mal erlaubt, eine Album-Veröffentlichung zu verschieben. In dem Moment dachte ich, die Welt würde untergehen – die Plattenfirma und das Label sind im Dreieck gesprungen. Aber zwei Monate später war ich schon wieder total froh und versöhnt damit, weil der Titelsong entstanden ist. Ohne diese Verschiebung hätte es das Lied nicht gegeben, dabei ist es für mich das wichtigste MIA.-Lied. Darauf habe ich gewartet – 18 Jahre lang. Unter anderem deshalb heißt die Platte auch so.

Was bedeutet Mode für dich?

Mode ist für mich eine riesige Spielwiese. Ich liebe es, meine Stimmung mit der jeweiligen Klamotte, die ich trage, zu erzählen oder zu vertiefen. Nicht umsonst steht bei dem Lied „Kapitän“ ein Steuerrad auf der Bühne und ich trage eine Kapitänsjacke und -Mütze. Um wirklich mit allen Sinnen in diese Parallelwelt einzutauchen, kann so etwas total helfen.

Wie kommt es, dass du im Titelsong berlinerst?

Ich habe in unseren Songs nie berlinert, obwohl wir für Berlin stehen – es ist verrückt! Mit dem Refrain habe ich angefangen, das Lied zu schreiben und ich habe nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, ob ich gerade berlinere. Das kam direkt aus meinem Herzen, weil es in einem Moment entstanden ist, als ich ganz entspannt war. Leute, die mich schon länger kennen, wissen: Je entspannter ich bin, desto mehr berlinere ich. Das war also ganz natürlich.

Was hat dich zu dem Lied „Nein! Nein! Nein!“ inspiriert?

Es war eine tolle Art und Weise, meine Erlebnisse und Vorurteile im Bezug auf Casting-Shows zu illustrieren. Mich hat vor allem interessiert, wie mit den Kandidaten hinter den Kulissen umgegangen wird, wie geschützt sie sind und wie so eine Sendung überhaupt funktioniert. Bevor beispielsweise die Kandidaten bei DSDS im Hauptcasting und vor der Jury landen, müssen sie zwei andere Vorentscheide durchlaufen. Alle Teilnehmer sind gesaved, alle Personalien geprüft. Eigentlich ist es eine ganz abgeklärte Produktion, dementsprechend weiß vom Kameramann bis zum Kandidaten wirklich jeder, worauf er sich einlässt. Lustigerweise wird RTL oft von Teilnehmern verklagt, die nicht ausgestrahlt werden. Das hätte ich niemals gedacht!

Wenn du einige Jahre zurück blickst, was würdest du im Nachhinein anders machen?

Wir hatten ein Jahr Bandpause und das habe ich überhaupt nicht für mich genutzt. Manchmal hätte ich gerne die Chance, das nochmal zu machen. Das würde ich ganz anders angehen, viel entspannter. Ich habe mir immer Stress gemacht und die Zeit nicht genutzt, um Kräfte zu sammeln. Ich war völlig am Ende nach dem Jahr und dachte immer, ich müsste noch etwas schaffen, weil die Pause sonst nicht verdient gewesen wäre.

Was machst du, wenn du nicht gerade im Studio oder auf Tour bist?

Orga. Allein bis ein Konzert stattfindet, ist das ein unglaublicher Aufwand. Ich habe ganz normale Bürozeiten wie andere Leute auch. Wenn sich sonst Zeit findet, verbringe ich die mit meinen Freunden.

Wie bewertest du die aktuelle Flüchtlingssituation?

Ich glaube, dass eine Menge Leute vergessen, warum es gerade so viele Flüchtlinge gibt: wegen des Kriegs – weil es immer noch um die Sachen geht, um die es im Mittelalter ging, nämlich um Macht, Territorium und Geld. Und diese Dinge werden auf dem Rücken ganz normaler Menschen ausgetragen. Die Leute, die Krieg miteinander führen, haben sich noch nie gesehen. Es ist traurig, dass die Welt sich so entwickelt hat. Ich bin dagegen, dass Menschen Angst voreinander haben. Es geht doch darum, dass wir zusammen halten und uns nicht überlisten lassen von Marketing und Politik. Politik gibt es ohnehin schon lange nicht mehr. Es geht nur noch darum, Wirtschaftswege zu öffnen. Dieselben Grenzen, die Menschen gerade Mühe haben, zu überqueren, überfließt Geld schon so lange.

Eure aktuelle Tour steht unter dem Motto „Refugees Welcome“. Wie setzt ihr das um? Amnesty International begleitet uns an allen Konzerttagen und wir hatten bereits einen wunderbaren Auftritt in Nürnberg, wo es der Veranstalter möglich gemacht hat, dass 50 Flüchtlinge das Konzert umsonst erleben durften. Uns geht es um Menschlichkeit und darum, füreinander da zu sein. Es ist spürbar und erlebbar.

Wenn du jetzt sofort etwas Grundlegendes ändern könntest, was wäre das?

Ich würde glaube ich nicht nur den Krieg beenden, sondern Waffen verbieten. Ich würde auch wollen, dass der Papst Safer-Sex erlaubt. Ich hätte viele Dinge dazu im Kopf: dass man im Osten genauso viel verdient wie im Westen, dass eine Frau genauso viel verdient wie ein Mann…

Delia Koch

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