Am Freitag, den 14. November 2014 ist es endlich wieder so weit:
Punks, Rockers, Metal Heads, und gelegentliche Normalos, werden in sonst nie zu beobachtender Eintracht – wie in Trance – zur Alsterdorfer Sporthalle pilgern, um sich dort – medizinisch betrachtet – gemeinschaftlich einem Belastungstest der noch vorhandenen Sensorik und Schaltelemente (Gehör, Hirn, Zwerchfell, Leber – um nur einige der betroffenen Baugruppen zu nennen) zu unterziehen – aus freien Stücken, und im Vollbesitz ihrer geistigen Fähigkeiten, zumindest aber derer, die nach einem zünftigen Vorfeiern noch verblieben sind.
Anlaß der anstehenden Pilgerreise ist weder eine Großversuchsreihe des Gesundheitsamtes, oder des Katastrophenschutzes, es handelt sich auch nicht um ein etwas verspätetes Oktoberfest – selbst wenn gehobene Laune und Füllstand vereinzelter Jünger die Schlussfolgerung nahelegen könnten .
Demzufolge wird sich traditionell vorzutragende Eröffnungsansprache, auf die alle Beteiligten – sobald in der Halle angekommen – scharrenden Fußes, und mit Sehnsucht in den Augen, ungeduldigst warten werden, auch nicht auf ein simples „O`zapft is!“ beschränken…
Das Präludium lautet hier ein wenig anders, nämlich:
„We are Motörhead and we play Rock`n Roll!“,
und leitet – als zeremonieller Bestandteil der Performance – seit 39 Jahren die Shows der nach wie vor bekanntesten, einflussreichsten, härtesten, kompromisslosesten, und absolut: lautesten (!) Rock`n Roll Band der Welt ein, die unisono Schallpegel von 120 dB bis 140 dB direkt vor den Boxen als eindrucksvollen Härtetest für alle Anwesenden produziert – jeglicher Versuch der Aufnahme von Sprachkommunikation mit fotografierenden KollegInnen und / oder der Bühnencrew ist entweder – hoffnungsfroh – als Herausforderung, oder aber – realitätsnahe – als sinnentleert zu bezeichnen, zumal der Großteil der empfindsamen Gemüter sich die Ohren mit halbierten Tampons oder ähnlichem Stopfwerk verpropft!. Da allerdings nur vereinzelte Exoten ein Konzert von Motörhead besuchen, um ein Schwätzchen zu halten, sind Jammervorträge hierüber eher nicht die Norm…
Motörhead (Ian Fraser „Lemmy“ Killmister – Gesang, Phil Campbell – Gitarre, Mikkey Dee – Schlagzeug) sind lebende Legenden, Markenzeichen ihrer selbst, haben in Ton und Bild einen Wiedererkennungswert, der ungefähr zwischen dem von Elvis Presley, und dem von Che Guevara, liegt, und einen gewissen Nimbus völkerverbindender, selig-machender universal-Kompetenz, und -Heiligkeit, in Sachen Rock`n Roll Lifestyle, – die baldige Auflage von Ikonen mit den Konterfeis der Bandmitglieder scheint unumgänglich.
Spätestens, als sich im vergangenen Jahr der urwüchsige – seinen Bass stets wie eine Gitarre spielende – Bandgründer, und Zeremonienmeister, Lemmy Kilmister, zwecks Wartungsarbeiten (als Auslöser im Gespräch, weil angeblich behandlungsbedürftig: Hämatome an den Beinen, die Nieren, das Zentralaggregat (vulgo: Herz)) in ein Krankenhaus begeben musste, Konzert-Termine abgesagt wurden, die Gerüchteküche auf höchster Stufe kochte, und ein Hauch von Endzeitstimmung die Welt ergriff und in Hoffnungslosigkeit zu stürzen begann, war – Angesichts der breiten, bis in die Kulturseiten der bürgerlichen Presse gehende Anteilnahme – klar, dass sich die Band, durch knapp vier Jahrzehnte konsequent-authentischem, Trend-befreitem Auftretens, erfolgreich einen Platz in Bewusstsein und Herz der breiten Masse erkämpft hat – wenn auch ohne jeden Vorsatz.
Allen Unkenrufen (und berechtigten Zweifeln) zum Trotz, gab der unverwüstliche Frontmann noch vom Krankenbett aus bekannt, was zu hoffen war: er, Lemmy, denke zur Hölle nicht daran, aufzuhören!
Wer an das zähe Tier im Manne nicht so recht glauben mochte, sah sich spätestens zum Wacken Open Air (W:O:A) 2014 eines Besseren belehrt: in der Glutschüssel der schleswig-holsteinischen Brache kippten während des allseits gefeierten Gigs der Band zwar zahlreiche Fans aus den Latschen, denen die fatale Kombination von erstem Bartwuchs, Bier und schnellem Rock`n Roll gnadenlos die Beine unter dem Hintern weggesäbelt hatte – Lemmy „the animal“ indes stand – gerade Gevatter Tod – getreu dem Motto „Better Motörhead Than Dead“ (Live at Hammersmith, EMP) – von der Schippe gesprungen – ungerührt, wie eine Eins, hobelte auf seinem Bass herum, als gäbe es (vielleicht doch) kein Morgen mehr, war zum Scherzen aufgelegt, und schmiss mit Special Surprise Guest Doro Pesch ein kurzes Duett!
„Aftershock“ (EMP), das bereits im Oktober 2013 erschienene Album zur aktuellen Tour, garantiert mit seinen abwechslungsreichen, bühnentauglichen Tracks auch dem Konzertpublikum für einen hohen Spassfaktor – zusätzlich zu der ohnehin üppig-langen Liste von Classics, in die sich zukünftig auch Titel wie die Smasher „Heartbreaker“, „“Silence When You Speak To Me“, sowie der blueslastige „Lost Woman Blues“ einreihen werden!
OXMOX freut sich für Lemmy, die Band, und alle Fans, über des zähen, unersetzlichen Urgesteins unglaubliche Standfestigkeit, und seinen unbeugsamen Willen, zu unserer aller Freude weiterhin schnellen, harten, und: unvergleichlichen (!) Rock`n Roll zu leben & zu spielen! – Best wishes & many returns!!!
ROCK`N ROLL & FETTE BEUTE!!!
GRecht
(I`VEGOTTA ROCK TO STAY ALIVE!)
Motörhead „Aftershock World Tour“,
Freitag, 14.11.2014, Einlass 19.00 Uhr, Beginn 10.00 Uhr, VVK
Alsterdorfer Sporthalle (Sporthalle Hamburg)
Krochmannstraße 55 (Zufahrt über Braamkamp 1)
D-22297 Hamburg, Deutschland