AfreeGems.com – In Deutschland kennt man vor allem die großen Erdnusskerne, die meist aus Nord- bzw. Südamerika oder China stammen. Ganz anders sind die „Cacahuètes“ aus dem Senegal, dem westlichsten Land Afrikas am Atlantik gelegen. Sie sind kleiner und mit intensivem Erdnussgeschmack. Stefan und seine Frau Andrea vom Essener Startup AfreeGems.com haben sie entdeckt und vermarkten die afrikanischen Nüsse und viele andere leckere Lebensmittel, allesamt in Afrika produziert, seit Sommer 2018 in Deutschland erfolgreich über ihren Online-Shop, bundesweit in Weltläden, ausgesuchtem Einzelhandel und Gastronomie. AfreeGems durchlief auch schon kurz nach Handelsbeginn im Jahr 2018 die Zertifizierung des Weltladen Dachverbands und ist seitdem in den Lieferantenkatalog aufgenommen worden. OXMOX sprach mit beiden über das enorme Potenzial, das Afrika in Sachen Lebensmitteln bereithält.
Stefan war als Pilot für die UNO in Afrika unterwegs und eigentlich war alles nur eine verrückte Idee. Er und Andrea entdeckten die feinen Erdnüsse bei Gastronomie-Besuchen in Senegals Hauptstadt Dakar. „Und irgendwann fingen wir dann konkret an zu überlegen, wie wir die leckeren Kerne nach Deutschland bringen könnten, insbesondere in die Gastronomie. Denn einen leckeren, gesunden und sozialen Snack-Artikel gibt es in der deutschen Gastro-Szene nicht und früher war es auch Usus in Kneipen, Erdnüsse zum Bier gereicht zu bekommen. Warum nicht neu auflegen, nur leckerer und nachhaltig?“, so die Gründer. Ja, und dann legten wir einfach los: Wir gründeten 2017 AfreeNuts und knüpften Kontakte vor Ort zu Produzenten, die kontinuierliche Qualität der Nüsse, zumeist unter Standards ökologischer Landwirtschaft produziert, garantieren konnten. Und dann kam der erste Import, dann die erste Kundenbestellung und uns war schnell klar, wir mussten die Idee größer denken. In der Folge gründeten wir AfreeGems.com, um mehr Lebensmittel Afrikas unter einem Label zu vermarkten. Mittlerweile haben wir einen Produktions- und Versandraum angemietet, MitarbeiterInnen eingestellt und müssen unsere Crew und Produktionsräume weiter vergrößern.
(Foto: Am Arbeitsplatz: Hier werden die Nüsse vakuumiert)
In Afrika werden unsere Food Gems aufgrund der vielen Handarbeit in hoher Qualität hergestellt. „Für eine angenehm herzhafte Note werden z.B. die Erdnüsse zunächst in einer Salzlake gebadet. Danach werden die leckeren Kerne getrocknet, um dann ohne Zusatz von Öl im Ofen schonend geröstet“, erklärt Andrea. Durch die senegalesische Herstellungsweise erhalten AfreeNuts Erdnüsse ihren besonders erdnussigen Geschmack. Die hellbraunen Kerne werden anschließend unter Vakuum verpackt, unter anderem in kleinen Glasflaschen. Diese Idee haben wir uns in Afrika abgeschaut, denn dort werden Erdnüsse in alten Glasflaschen an den Straßen angeboten. Dies fanden wir originell, schick und nachhaltig zugleich.
(Foto: Erdnüsse am Strauch)
Wir investieren fortlaufend in den Aufbau unseres Netzwerkes in Afrika und bringen immer mehr afrikanische ProduzentenInnen und LandwirteInnen mit europäischen VerbraucherInnen zusammen. Neben gerösteten Erdnüssen und Cashews aus dem Senegal gibt es inzwischen auch Bio-Macadamias aus Kenia und Bio-Cashews aus Togo. Neu ist auch die Vermarktung von sogenanntem Cashewbruch unter dem Namen Crushews® – crushed Cashews. Im Sortiment gibt es jetzt auch den ersten AfreeBeans Kaffee und Espresso, der in Tansania auf der Partnerfarm angebaut und verarbeitet wird. Anders als in Europa zumeist verkaufter Kaffee wird dieser Kaffee und Espresso auch auf der Farm in Tansania geröstet und verpackt. Außerdem gibt es bei uns im Online-Shop die ersten Geschenkartikel, wie Kochbücher, Kaffeezubehör und Gutscheine. In wenigen Tagen kommen geröstete und mit Meersalz verfeinerte Bio-Macadamias, in Afrika produzierte Nussmuse (Senegal) und die ersten Gewürze unter dem Label AfreeSpices (Sao Tome, Senegal, Marokko und Kenia), sowie naturbelassene, getrocknete Bio-Mangos (Senegal) und Ananas (Elfenbeinküste) ins Sortiment. Letztere werden unter dem Label AfreeFruits vertrieben. „Afrika hat so viel zu bieten, dass es schon fast schwierig ist, sich zu entscheiden“, so Andrea.
(Foto: eine Cashew-Frucht!)
Das Konzept von AfreeGems ist einfach wie auch logisch: PRODUCED WHERE IT GROWS. AfreeGems schafft Nachfrage in Europa für die ProduzentenInnen und LandwirteInnen in Afrika. Direkt vom Verarbeitungsbetrieb zu beziehen kommt bei vielen VerbrauchernInnen sehr gut an, denn es macht schlicht und ergreifend Sinn und den Trend, direkt vom lokalen Landwirt seine Lebensmittel zu beziehen, beobachten wir auch hierzulande. Bei uns dreht sich alles um Premium-Qualität (immer frisch produziert und wann immer möglich in Bio-Qualität) und den Aufbau einer Wertschöpfungskette vor Ort. Afrikanische LandwirteInnen und ProduzentenInnen stellen bereits vielerorts herausragende Qualität her, allerdings aufgrund der geringen Kaufkraft und geringen Importen nur in kleinen Mengen. Wir ändern das, indem wir Nachfrage in Europa schaffen und so die Produktion in Afrika ausbauen können, was wiederum mehr Menschen vor Ort regelmäßige Arbeit und Einkommen sichert.
(Foto: Bauern sortieren liebevoll die Nüsse)
Ein weiterer Aspekt, der für Produkte aus Afrika spricht, ist das steigende Bewusstsein europäischer VerbraucherInnen für Lebensmittel mit geringem CO2-Fußabdruck. Wenn wir die Transportdistanzen vergleichen, stellen wir fest, dass Nord- und Westafrika näher an Europa liegen als Asien oder Amerika. „Auch unter diesem Aspekt wäre es nur logische Konsequenz für uns Europäer, Lebensmittel, die in subtropischem oder tropischem Klima wachsen, überwiegend aus Afrika zu beziehen und dort auch verarbeiten zu lassen“, so die beiden Gründer. Derzeit stammt z.B. ca. 50% der weltweiten Cashewernte aus Afrika, allerdings werden davon nur 5% auch in Afrika verarbeitet. 95% werden zum Knacken nach Asien und dann nach Europa verschifft. Das ist Irrsinn und vielen VerbraucherInnen gar nicht bewusst. Europäische Firmen investieren nur zögerlich in Afrika, dabei wäre es für uns Europäer nur logisch, aufgrund der kürzeren Transportdistanz vermehrt in Afrika zu produzieren.
(Foto: Eine Handvoll Macadamias)
Wir setzen durch Produktion direkt in der Anbauregion neue Maßstäbe im Lebensmittelmarkt, denn unser Ansatz ist so viel effektiver als nur Fair Trade. Nur um ein Beispiel zu nennen: in Kenia bauen wir gerade eine Röstung mit unserer Partnermanufaktur auf. Hierzu haben wir einen Ofen angeschafft, der vor Ort gebaut wurde. Das Geld, das wir für die Anschaffung dieses Ofens gezahlt haben, floss direkt in den Betrieb in Kenia, der den Ofen gebaut hat. Und auf unserer Partnerfarm entstehen für die Röstung der Macadamias neue Arbeitsplätze. Dies sind kleine Schritte, aber es sind erste und exemplarisch. Und je mehr Menschen wir nun für AfreeGems begeistern können, desto größer werden die positiven Effekte vor Ort. Mit unserer Idee AfreeGems können wir die Lebensumstände vieler Menschen in Afrika verbessern. Nicht durch Spenden, sondern indem wir den Menschen die Möglichkeit auf Arbeit geben, auf regelmäßiges, über dem lokalen Lohnniveau liegendes Einkommen, mit dem die Familie besser versorgt werden kann, die Behandlung einfacher Krankheiten, sowie das Schulgeld für die Kinder mit selbstverdientem Geld bezahlt werden kann. Bereits jetzt unterstützt unsere Arbeit weit mehr als 500 Menschen in Afrika, indem sie unter anderem über uns ihre Waren in Europa vermarkten.
(Foto: Hier werden die Macadamias sortiert)
Wir sind der Überzeugung, um afrikanischen ProduzentenInnen nachhaltig helfen zu können, braucht es eine starke Marke an der Spitze, die Afrikas Produkte aus der 3. Welt Schublade rausholt und trendy macht. Ein Label mit einem weit verzweigten Vertriebsnetz, ein Netzwerk, das sich ganz konkret nur um den afrikanischen Markt als Produzent für den europäischen Markt kümmert und das imstande ist, marktführende Standards für Mensch und Natur zu setzen, durchzusetzen, und Synergievorteile aufzubauen.
(Foto: Stefan zu Besuch im Senegal)
Stefan und Andrea haben bereits konkrete Pläne für weitere Lebensmittel unter anderen „Afree“-Labels in der Schublade und sind sich mit den ProduzentenInnen in Afrika für diese Lebensmittel bereits einig. „Es ist bei uns schon so, dass sich AnbieterInnen aus Afrika ungefragt vorstellen, um von uns vermarktet zu werden“, so die beiden Gründer. Wir bewegen uns jetzt seit bald 3 Jahren im Markt und sind der Auffassung, dass der Fair Trade-Ansatz gerade überholt wird. Der neue Trend heißt: Produktion im Herkunftsland, insbesondere in Afrika, denn das ist logisch, effektiv und maximal nachhaltig. Darüber hinaus ist Afrika für uns eine Herzensangelegenheit, denn der Kontinent hat uns mit offenen Armen empfangen und es ist der mit Abstand spannendste Kontinent der Erde. Wir wollen etwas zurückgeben und dabei mithelfen, Afrikas Agrarwirtschaft nachhaltig anzuschieben.