HISTORY Nr. 50
SÖHNE MANNHEIMS –
Glaubensbekenntnisse und Rap-Musik
Die Söhne Mannheims gehören zu den populärsten Acts am deutschsprachigen Musikhimmel. Mit einem für Februar 2014 geplanten Album geht das Kollektiv unter dem Motto „Wer Fühlen Will, Muss Hören“ Anfang des Jahres auf Tour. OXMOX präsentiert das Konzert am 15. März in der Großen Freiheit 36 und wirft einen Blick auf die lebhafte Erfolgsgeschichte der souligen Hitschmiede …
1995: In einer Kommune, bestehend aus einer Handvoll junger Musiker, werden die Söhne Mannheims geboren. Zu den Gründungsmitgliedern zählen siebzehn Musiker: Angeführt von Xavier Naidoo (42, Ges.) und Michael Herberger (Key.), bilden Florian Sitzmann (Key.), die Gitarristen Michael Koschorreck und Andreas Bayless, Bassist Robbee Mariano, die Schlagzeuger Ralf Gustke und Bernd Herrman, DJ Billy Davis sowie die Vokalisten J-Luv, Claus Eisenmann, Rolf Stahlhofen und Tino Oak den Mannheimer Freundeskreis. Dazu stoßen als Gäste Jah Meek (Ges.), Patrick Caputulo (Rap), Marlon B. (Rap) und Uwe “Banton” Schäfer (Ges.). Die Männer haben zwei Dinge gemeinsam: sie verbindet die Liebe zur Musik – und zu ihrer Heimatstadt Mannheim.
Zu ihren Anfangstagen bauen die Söhne noch eine Bühne in der elterlichen Garage auf und sprechen von „ausverkaufter Hütte“, wenn mehr Zuhörer als Musiker anwesend sind. Nach monatelangen Sessions in Kellerräumen veröffentlicht die Gruppe 2000 ihr Debütalbum „Zion“. Der große Erfolg der Single „Geh Davon Aus“ wird zum Durchbruch für die Band, die auf Platz 2 der deutschen Single-Charts klettert. Mit ihrem musikalischen Stilmix und direkten Texten positionieren sich die Söhne Mannheims als unkonventionelle, aber ernst zu nehmende Newcomer. Die Mischung aus unterschiedlichen Genres, komplexer Lyrik und gospelartiger Glaubensverbundenheit ist bis heute das Markenzeichen der ambitionierten Musiker.
2004 erscheint das Nachfolgealbum „Noiz“ in 14-köpfiger Bandbesetzung. Das zweite Studiowerk erreicht auf Anhieb Platz 1 der deutschen und österreichischen Charts. Die Söhne Mannheims thematisieren Liebe, Toleranz, Hass und Missstände und bekennen sich zu ihrem unerschütterlichen Glauben. Zu den erfolgreichsten Singleauskopplungen dieser CD gehören „Und Wenn Ein Lied“ sowie „Vielleicht“. Letzterer Titel führt lange die Liste der meistgespielten Songs aller Zeiten im deutschen Radio an.
Aufgrund der großen Erfolge beider Alben erscheint 2005 das Songbook „Best of … Söhne Mannheims“. Im selben Jahr veröffentlicht die Gruppe die Single „Wenn Du Schläfst“, mit der die Band die Arbeit von „World Vision Deutschland“ unterstützt – einem Hilfswerk mit Kinderpatenschaften zur Bekämpfung von Hunger, Not und Elend in benachteiligten Ländern. Zusätzlich kommen ein Live-Album sowie eine -DVD mit dem Titel „Power Of The Sound“ auf den Markt. Der Mitschnitt spiegelt das reichhaltige Repertoire der Band wider.
Kurz darauf wird das 10-jährige Jubiläum der Söhne Mannheims mit dem Bildband „Mitten Unter Euch …“ dokumentiert. Mit dem Buch, das in Zusammenarbeit mit Fotograf Thommy Mardo entsteht, wenden sich die Musiker in einem persönlichen Porträt an ihre Fans. Danach wird es still um die Band. Die Mitglieder widmen sich anderen Projekten und konzentrieren sich teilweise auf Solo-Karrieren. 2006 gibt es Spannungen, als in einem öffentlichen Eklat zwischen Xavier Naidoo und der Band ans Licht kommt, dass der Frontmann und der musikalische Direktor, Produzent und Keyboarder Michael Herberger Gründungsmitglied und Sänger Claus Eisenmann nach elf Jahren der Zusammenarbeit gefeuert haben. Angeblicher Grund ist ein Werbespot, den Eisenmann ohne Naidoos Zustimmung gedreht hatte, was nach Angaben des Frontmannes gegen die Bandphilosophie verstieß.
Der Rauswurf bleibt von Eisenmann nicht unkommentiert. Der ausgebildete Tenor veröffentlicht im März 2006 seine Solo-Single „Senze Te“ (Ohne Dich) und rechnet in dem Song mit Naidoo ab: „Du verleugnest deine Brüder, Religion als Kapital …“. Bei der Trennung ging es offensichtlich um mehr, als nur einen unabgesprochenen Werbespot. Angeblich hatte Eisenmann als einziges Bandmitglied offen seine Meinung gesagt. Darüber hinaus führe XavierNaidoo die Band wie ein Diktator; die Musiker würden angeblich mit einem Hungerlohn abgespeist, während Naidoo und Herberger den Großteil der Einnahmen kassieren. Der musikalische Direktor beschwichtigte, dass der Trennung ein jahrelanger Prozess vorausgegangen sei. Eisenmann habe sich von der Band im Laufe der Zeit entfernt, sodass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr möglich war …
2007 veröffentlichen die Mannheimerihre erste Compilation „Söhne, Mond & Sterne“. Das Album enthält unterschiedliche Solotitel der Bandmitglieder, die den kreativen Mix der Strömungen innerhalb der Gruppe widerspiegeln. Die musikalische Vielfalt der Band unterstreicht außerdem im selben Jahr die Kooperation „Zwischenräume – Zweiklang im Einklang“. Die Konzertkollaboration in Zusammenarbeit mit dem SWR-Sinfonieorchester enthält Songs der Band und klassische Werke von Mozart bis Schostakowitsch. 2008 erreicht die Single „Das Hat DieWelt Noch Nicht Gesehen“ Position 1 der deutschen Charts und hält insgesamt 19 Wochen lang diese Platzierung. Der Song ist eine Auskopplung vom Album „MTV-Unplugged – Wettsingen In Schwetzingen“. Die Show war das erste Doppelkonzert in der legendären MTV-Unplugged-Reihe, mit Songs der Söhne Mannheims und Solo-Stücken von Xavier Naidoo. Das Album und die Doppel-Live-DVD des Akustikkonzerts erobern die Hitlisten.
Ein Jahr später erscheint mit „Iz On“ das dritte Studiowerk der Band, das textlich kein Blatt vor den Mund nimmt, während die Songs softer wirken. Nach einigen Auftritten der Söhne Mannheims in großen Arenen und auf Open-Airs erscheint 2011 das vierte und bisher letzte Studio-Album unter dem Titel „Barrikaden Von Eden“, mit der Singleauskopplung „Freiheit“. Die CD ist eine musikalische Demonstration und ein kreativer Aufruf zum Protest in Liedform. Anstatt die übliche Promotion-Tour zu absolvieren, gehen die Mucker aus Mannheim lieber ins „musikalische Trainingslager“. Sie touren quer durch das nicht-deutschsprachige Europa und spielen in kleinen Locations. Die Band, die mühelos große Arenen in Deutschland füllt, präsentiert ihre neuen Songs live und begibt sich auf Tuchfühlung mit dem Publikum.
2012 wird die Single „Gesucht & Gefunden“ veröffentlicht, mit der die Söhne Mannheims den Titelsong für den Kinofilm „Heiter Bis Wolkig“ liefern. Es ist das Jahr, in dem ein neues Kapitel in der musikalischen Karriere der Gruppe aufgeschlagen wird. Im Herbst starten die Söhne in neuer Live-Formation auf große Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Die Band steht erstmals ohne Xavier Naidoo und Michael Herberger auf der Bühne – beide nehmen sich eine Auszeit, um sich auf andere Projekte zu konzentrieren. Die restlichen zwölf Söhne Mannheims bleiben ihrem Stil aus Pop, Soul, Rock, R’n’B und Hip Hop treu.
Im Februar 2013 erscheint die Single „One Love“, mit der die Gruppe am Vorentscheid zum Eurovision Song Contest teilnimmt. Das Lied plädiert für die Verständigung zwischen Menschen und Kulturen. Die Gesamtauflage der bisher veröffentlichten Alben der Söhne Mannheims knackt die 3-Millionen-Marke. Trotz aller Erfolge haben sich die Werte der Musiker im Laufe der Jahre nicht verändert. Christliche Normen wie Freiheit, Frieden, Nächstenliebe, Respekt und Toleranz sind für die Band nicht nur Schlagworte, sondern praktiziertes Leben. In ihren Songs erzählen die Söhne Mannheims von persönlichen Erfahrungen sowie vom religiösen und sozialen Alltag. Glaubensbekenntnisse verpackt in moderne Sounds sind bis heute das Markenzeichen der Band. Das Album „Noiz“ enthält z. B. eine A-cappella-Version des „Vater unser“. Die christliche Überzeugung der Mitglieder erklärt auch das soziale Engagement. Der von der Band 2007 gegründete gemeinnützige Verein „Söhne Mannheims e.V.“ unterstützt getreu dem Motto „Aufwind Mannheim“ sozial benachteiligte Kinder.
Aktuell besteht die Gruppe aus dreizehn Mitgliedern. Neu hinzugekommen sind Edward McIean, der am Bass die Nachfolge von Robbee Mariano antritt, sowie Drummer Jonny König, der Ralf Gustke ersetzt, und Dominic Sanz, der die Söhne gesanglich verstärkt und u. a. durch seine Teilnahme an der TV-Castingshow „The Voice Of Germany“ bekannt ist. Insgesamt bilden vier Sänger, zwei Rapper, zwei Drummer, zwei Gitarristen, ein Bassist, ein Keyboarder und ein DJ die Söhne Mannheims. Die Vielfalt der Talente, die zu einer Einheit verschmelzen, ist bis heute das Erfolgsrezept dieses bunten Musiker-Kollektivs.