„Große Lust darauf, endlich wieder diese Begeisterung zu spüren.“
Kult-Sänger Dieter Thomas Kuhn kommt im August auf den Großmarkt
Drei Jahrzehnte gibt Dieter Thomas Kuhn, 57, schon den Schlagerbarden. Und es war Sommer anno 1992, als die Band in Italien bei einem Dorffest zum ersten Mal öffentlich aufspielte.
Herr Kuhn, für Boxer gilt „They Never Come back“. Ist das bei Musikern anders?
Von einem Comeback würde ich nicht sprechen. Wir hatten uns ja nicht verabschiedet, so wie damals 1999 als wir in der Schleyer-Halle in Stuttgart unseren Abschied nahmen und ich mir auf der Bühne eine Glatze schneiden ließ. Diesmal war es einfach so, dass wir wegen der Pandemie diese lange Zwangspause einlegen mussten. Corona hat einen langen Strich durch die Konzertpläne gemacht, so wie bei vielen anderen Musikern ebenfalls.
Andere Musiker planten trotz Pandemie kleinere Konzerte, die nicht selten wieder verschoben werden mussten. Du hast rigoros darauf gesetzt, erst beim Wegfall aller Beschränkungen wieder auf die Bühne zu gehen.
Es gab tatsächlich einige Beschwerden von Fans, die fragten, weshalb wir nicht spielen, während alle anderen es längst täten. Aber unsere Linie war bereits im ersten Corona-Jahr, dass wir nichts verschieben wollen, sondern lieber alles komplett absagen. Und uns erst dann wieder zurückmelden, wenn wir es für richtig und vertretbar halten. Ein Schlagerkonzert mit Woodstock-Feeling ist eben nur bei völliger Bewegungsfreiheit möglich.
Mit welchen Gefühlen siehst du den Konzerten im Sommer entgegen?
Nach solch einer langen Pause haben wir natürlich schon ein bisschen Bammel, ob wir das überhaupt noch können! (Lacht) Andrerseits haben wir alle wahnsinnig große Lust darauf, endlich wieder vor unserem Publikum zu spielen und diese Begeisterung zu spüren. Dieses Gefühl hat man schon sehr vermisst. Nicht umsonst heißt die Tour: „Hello again. Viel zu lang war die Zeit“.
Du hast mit einem Paukenschlag zurück auf drei große Freilicht-Bühnen: Den Cannstatter Wasen (am 22.Juli), den Hamburger Großmarkt (am 11.August) sowie die Berliner Waldbühne (am 12.August). Fallen die bisherigen Kuhn-Hochburgen fortan unter den Tisch?
Wir werden neben diesen drei großen Open-air-Veranstaltungen im kommenden Jahre sicher noch weitere Konzerte einplanen, wir möchten die Fans schließlich nicht enttäuschen. Die große Zahl von 30 bis 40 Auftritten im Jahr, so wie früher, wird es jedoch nicht mehr geben. Das ist vom Aufwand einfach nicht zu schaffen. Das eine oder andere Club-Konzert wird natürlich weiterhin stattfinden.
Wie fühlt sich der Unterschied an zwischen 3.000 und 20.000 Zuschauern?
Wir haben ja zwölf Jahre Konzert-Erfahrungen mit der Berliner Waldbühne, die mit 24.000 Besuchern oft ausverkauft war. Diese Kulisse ist einfach grandios. Die Stimmung im Publikum ist überwältigend. Und uns Musikern macht es Spaß, egal wie groß die Bühne ist. Wobei die Ausgaben für die ganze Infrastruktur bei einem großen Konzert enorm sind, in Relation ist dort nicht mehr verdient als bei kleinen Bühnen.
Du kannst die Texte von „Bett im Kornfeld“ und Co. noch alle auswendig?
Das wird sich noch herausstellen, wie gut das Gedächtnis nach der langen Pause noch funktioniert. Bis zum Sommer ist es ja noch einige Zeit hin, in der wir proben. Wir werden alle unsere Klassiker nochmals neu aufarbeiten. Wie immer gibt es natürlich auch wieder ein paar neue Stücke, wie zum Beispiel „Hello Again“ von Howard Carpendale.
Dieter Oßwald