Im September 2021 spielte sich das Rock-Quartett aus Simon (Ges., Git.), Maximilian (Git.), Timo (B.) und Tobias (Dr.) auf den 1. Platz des 36. HAMBURG- BANDCONTEST! Mit heftigen Riffs und knallhartem Gesang ließen die Musiker aus Bayern Haare und Gitarren fliegen und überzeugten mit starken eigenen Songs.
OXMOX interviewte Max und Tobias über Zoom, die standesgemäß mit einem Bier in der Hand über ihren Werdegang und die lustigsten Erlebnisse als Band quatschten. Warnung: Diese Story involviert verstörte Weihnachtsmarktbesucher und rauchende Amplifier …
Wie habt ihr als Band zusammengefunden?
Max: Also, ursprünglich war diese Band eine Schüler-Cover-Band. Ich hab damals in einer anderen Partyband gespielt und diese Schülerband war einmal unsere Vorband. Dort hab ich dann unseren Sänger Simon kennengelernt. An der Bar ist danach viel Jacky Cola geflossen, wir haben gequatscht und sind irgendwann darauf gekommen, dass wir beide eigentlich richtig Lust hätten, Musik zu machen. Anderthalb Wochen später hat er mich dann gefragt, ob ich mal beim Proberaum vorbeikommen will. Dort haben wir ein bisschen zusammen gespielt, das hat gut geklappt und damit ist der Grundstein für unsere Band heute gelegt worden. Vorher waren noch zwei ehemalige Mitglieder bei uns, aber da wir das Thema eigene Musik ernster angehen wollten, kamen dann noch der Timo am Bass und später dann der Tobi am Schlagzeug hinzu.
Tobi: Genau, seit ca. August 2014 spiel ich mit und seitdem hat sich nichts mehr verändert.
Max: Dadurch, dass wir halt schon so lange zusammen sind, merkt man, dass wir nicht einfach so zusammengewürfelt sind, wie Musiker, die nur ihre Gage haben wollen. Wir sind untereinander auch echt gute Kumpels, die privat viel unternehmen, zusammen Musik machen und einfach ne coole Zeit erleben wollen.
Wie würdet ihr eure Musik beschreiben?
Tobi: Also grundsätzlich sind wir da nicht so große Fans von, uns in eine Kategorie zu stecken… Unser Produzent von damals hatte es mal als Heavy Rock bezeichnet. Das würde ich auch so durchgehen lassen. Wir haben uns nie auf eine bestimmte Musikrichtung festgelegt, sondern uns einfach getroffen und das, was dort rauskam, war dann halt so. Das hat sich nach 3 CDs auch schon wieder verändert. Die ersten Lieder sind z.B. ganz anders als die aktuellen.
Max: Was man auch merkt ist, dass wir vier uns durch die gesamte Musikwelt durchhören, wodurch total viele Einflüsse einprasseln. Aber Heavy Rock kann man schon gelten lassen. (Lachen)
Was steckt hinter eurem Rolling Stone Artikel “Metal-Band Melodramatic Fools traumatisierte Besucher eines Weihnachtsmarkts”? (Lachen)
Max: Das war 2014, als Tobi gerade hinzugekommen ist und wir die ersten eigenen Lieder komponiert haben. Da wurden wir von der Stadt angesprochen, weil auf deren Weihnachtsmarkt damals jedes Wochenende eine andere Band Livemusik gemacht hat. Die wollten Newcomern eine Chance geben, zu spielen und anscheinend waren wir wohl immer noch als Schülerband abgespeichert und sind deswegen gefragt worden. (Lacht) Ich hab sogar noch nachgefragt, ob wir unplugged spielen sollen, weil wir uns schon gewundert haben… Ein Weihnachtsmarkt und dann unsere Musik? Aber das hat die wohl nicht gestört, also haben wir dann einfach gemacht. Eigentlich war‘s ein ziemlich cooler Gig und von oben haben wir gar nicht gemerkt, dass wohl einige Leute entsetzt waren. Das Beste war, als wir nach dem Konzert nochmal zum Glühweinstand gegangensind.VordemAuftrittwarendienoch total nett und danach waren sie auf einmal nicht mehr so freundlich. (Lachen)
Tobi: Zuerst haben wir das alles gar nicht mitbekommen, aber später hat uns dann eine
regionale Zeitung gefragt, ob wir das auf dem Weihnachtsmarkt gewesen wären. Dann gab’s auf einmal nen Zeitungsartikel, in dem stand, dass wir den Weihnachtsmarkt leergespielt hätten. Das war ja gar nicht so, aber es gab wohl einen Pfarrer in der Kirche, der sich beschwert hat, die Glühweinstandbesitzerin meinte, es wären die Flaschen aus dem Regal gefallen und eine Familie musste angeblich ihren Streichelzoobesuch abbrechen, weil ihre Kinder sich gefürchtet haben… (lachen)
Max: Danach hat das wohl einer vom Metal Hammer mitbekommen, darüber berichtet und dann scheint es zum Rolling Stone übergegangen zu sein. War aber ne super Werbung! (Lachen) Danach haben sich unsere Likes auf Facebook verdoppelt! Das Witzige ist, dass wir seitdem jedes Jahr wieder auf dem Weihnachtsmarkt gespielt haben! Dann kommen halt die Metal-Fans und schauen sich eine Weihnachts-Rockshow an.
Eure Erfahrungen vom 36. HAMBURG-BANDCONTEST!
Tobi: Also, was uns als erstes aufgefallen ist war, wie wahnsinnig nett Deutsche doch sein können. (Lachen) Wirklich alle Leute, von der Veranstaltung selber und einfach die ganze Stadt. Da sind sie bei uns schon etwas unfreundlicher … Das typisch bayerische Büffelgehabe.
Max: Der Veranstalter vom Docks hat uns dann abends sogar noch Tipps zum Weggehen gegeben. Man konnte auch richtig gut mit anderen Bands quatschen, da saß keiner für sich allein im Backstage-Bereich, sondern es war auch richtig cooles Reden untereinander. Man hat sich über Bands oder Instrumente unterhalten und jeder hat den Auftritt der anderen Bands verfolgt und ihnen den Erfolg gegönnt. War echt cool!
Tobi: Da haben wir echt schon andere Erfahrungen gemacht… Bei anderen Contests, auf denen wir schon waren, ging es mehr darum, wer am meisten Tickets verkauft oder wer am meisten Leute mitbringt. Das hängt natürlich davon ab, ob man eine regionale Band ist oder nicht. Umso positiver war unser Eindruck von Hamburg.
Manche eurer Songs beinhalten einen mega Metal-Schrei! Wie lernt man das?
Tobi: Ich glaube, er (Anm. d. Red. Sänger Simon) macht das einfach. Das kann man sicherlich üben, aber der Simon hat da keine spezielle Technik. Das ist ihm einfach in die Wiege gelegt worden.
Max: Ja, da sind wir auch ein bisschen neidisch… (lachen)
Tobi: Wir haben sogar tatsächlich mal probiert, Unterricht zu nehmen, damit er das noch besser machen kann, aber er braucht es eigentlich nicht. Es ist so super, wie’s ist.
Max: Da ist er ein zu großer Freigeist und will sich in nichts reinreden lassen! (Lacht)
Wie habt ihr Hamburgs Rockszene erlebt? Gibt es Unterschiede zu Bayern?
Tobi: Schon. Wir haben uns ja damals mit den anderen Bands unterhalten und was mir dabei aufgefallen ist war, dass sich bei uns in der Region jede Band irgendwie untereinander kennt. Das liegt natürlich auch daran, dass wir relativ ländlich wohnen und Hamburg eine Großstadt ist. Bei uns gibt es ja nicht soo viele Musiker und dann kennt man sich halt. Einer von JaKaNa (Anm. d. Red. Teilnehmerband des Bandcontests) meinte, dass man bei euch einfach in ne Bar geht, dort spielt immer irgendwer und es kommt die Laufkundschaft vorbei. Bei uns ist das gar nicht so! In der Rockszene im Landkreis kennt man die Bands und die Veranstaltungen und dann trifft man dort auch meist die gleichen Leute. In Hamburg kam mir das offener vor, also mehr Möglichkeiten zu spielen und mehr Leute, die vorbeischauen können. Das wäre auch mal interessant für uns! Bei uns in der Region sind wir, ohne arrogant klingen zu wollen, relativ bekannt. Wir haben auch sehr viel dafür getan und dann heißt es halt irgendwann „Och, jetzt spielen die schon wieder!“ (lacht) Das würde in Hamburg, glaub ich, nicht passieren.
Eure krasseste/lustigste Rock `n` Roll Story!
Max: Ähh… ich will jetzt nichts zu heftiges sagen… (lachen) Mir fällt nur was unlustiges ein… (lachen)
Also, wir sind mal mit dem Auto zu nem Gig nach Mainz gefahren und waren staubedingt ein bisschen zu spät. Als wir dann da waren, meinte der Typ von der Bar nur, er hätte alles abgesagt und wir sollen wieder heimgehen. Obwohl wir noch locker Zeit gehabt hätten! Zwei von uns waren richtig sauer, die wollten ihm dann eigentlich vor die Bude kacken (lachen).
Tobi: Ich weiß auch noch, als wir in Köln gespielt haben. Der Gig war in so einer Art alten römischen Ruine. Dort haben wir dann nach Übernachtungsmöglichkeiten gefragt und mussten in diesem alten Haus schlafen. Da haben wir uns dann mit unseren Isomatten hingepflanzt und die ganze Nacht sind die Mäuse um uns herumgelaufen! (Lachen)
Max: Oder damals bei dem Bandcontest in Bayern… (beide lachen) Damals haben wir uns für die Anreise einen großen Bus gemietet, der dann auch voll mit Freunden und Instrumenten war. An sich kein schlechter Plan, aber wenn man 2,5 Stunden im Bus mit lauter trinkfreudigen Leuten sitzt und man eigentlich noch einen Auftritt zu spielen hat, kann das blöd ausgehen… In dem Fall hat unser Sänger, glaub ich, ne ganze Flasche Jack Daniels getrunken. Auf jeden Fall kam dann unser Auftritt, der erstmal damit anfing, dass wir nicht anfangen konnten, weil die Gitarre von unserem Sänger nicht ging. Er hatte seinen Amp falsch herum angeschlossen und die Box ist dann durchgeraucht. Danach konnte nur noch ich Gitarre spielen, Simon hat gesungen. Dann ist er über das Kabel von unserem Bassisten Timo gestolpert, dort ist die Klinke abgerissen, also hatten wir auch keinen Bass mehr. Am Ende bestand der Auftritt dann nur noch aus meiner Rhythmus-Gitarre, dem Schlagzeug und seinem lallenden Gesang. Tatsächlich sind wir dann eine Runde weitergekommen, weil die Leute alle für uns gestimmt haben, obwohl es einer unserer schlimmsten Auftritte war (lacht).
Tobi: Später hat dann noch jemand im Bus gekotzt und einer unserer Freunde musste mit dem Krankenwagen abgeholt werden… Es war ein absolutes Chaos! (Lachen)
Was sind eure Ziele für die Zukunft?
Max: Aufnahmetechnisch versuchen wir immer, uns zu verbessern. Heutzutage ist es auch als neue Band relativ einfach, eine CD in guter Qualität aufzunehmen und je öfter wir das machen, desto größere Fortschritte wollen wie erreichen. Bei unserer ersten Platte dachten wir damals noch „Boa geil, das klingt ja gar nicht nach Garage!“ und wenn man sich das jetzt anhört, ist es echt nicht mehr schön. (Lacht) Da hatten wir natürlich auch noch keine Erfahrungen.
Tobi: Was wir allgemein noch erreichen wollen wäre vielleicht, dass man nicht nur regional spielt, sondern auch größere Gigs machen kann. Es macht uns ja allen Spaß, wir wollen einfach Musik machen. Es geht uns auch echt nicht ums Geld. Wir zahlen alles in die Bandkasse, um uns mehr Zeit im Studio oder bessere Instrumente leisten zu können. Wir machen keinen finanziellen Gewinn daraus und darum geht es uns auch gar nicht. Sonst wären wir auch nicht für 20 Minuten 600 km nach Hamburg gefahren!
Max: Wenn es einer Band ums Geld geht, sind das auch keine Kumpels, die einfach Bock auf ne gute Zeit haben.
Tobi: Dann könnten wir auch in einer Coverband spielen… (lachen) Wir sind auch alle normal berufstätig. Dann muss man zeittechnisch halt viel investieren. Teilweise haben wir auch schon eigene Konzertkarten verkauft, um unser eigenes Konzert zu spielen! Die Band geht immer vor! Der Timo hat tatsächlich mal ne Toten-Hosen-Karte verkauft und er ist wahrscheinlich einer der größten Fans überhaupt!
Max: Wir würden halt einfach gern ein bisschen weiterkommen und überall in Deutschland spielen. Ein Plattenvertrag oder eine Tour wäre natürlich ein Traum, aber da sind wir realistisch. Man muss echt Glück haben. Die Illusion, dass wir groß berühmt werden, haben wir nicht. Wenn’s passiert, würden wir natürlich nicht nein sagen… (Lacht)
Foto: Florian Miedl
JF