Lederbejackt, humorvoll und engagiert treten der ehemalige „Tagesschau“-Redakteur Volker Bräutigam (78) und dessen Mitstreiter, Jurist Friedhelm Klinkhammer (75), ihren Besuch in der OXMOX-Redaktion an. Den beiden langjährigen NDR-Urgesteinen gefällt die manipulative Berichterstattung der Mainstream-Medien überhaupt nicht – daher reichen die Pensionäre Rundfunkbeschwerden ein. Ein paar hundert sind es bereits, und die norddeutschen Whistleblower werden nicht müde … Jetzt exklusiv im Interview mit deutschlands dienstältestem Verleger und zweifachem Autor Klaus Schulz:
Ist die politische Information der öffentlich-rechtlichen heutzutage glaubwürdig?
K: Ich habe das lange Zeit geglaubt. Die Darstellung von Nachrichten und Politik hört sich auf den ersten Blick seriös an. Wenn man sich aber näher damit beschäftigt, merkt man, dass die Berichterstattung teilweise unglaubwürdig, desinformativ und manipulativ ist. Und zwar mit allen Mitteln. Das fängt in der Anwendung der Sprache an und hört damit auf, dass wichtige Aspekte einfach ausgeblendet werden. An den Reaktionen (z. B. des Rundfunkrates) auf unsere Beschwerden merken wir, dass die Verantwortlichen sehr wohl darüber Bescheid wissen und teilweise bewusst manipulative Berichterstattung betreiben. Jetzt ist z. B. die „Tagesschau“ dabei, dem Publikum mit einem groß angelegten Konzept deutlich zu machen, wie es sogenannte „Fake News“ als solche erkennen soll. Gerade der Sender, dessen eigene Glaubwürdigkeit in Frage steht – das ist Ironie pur!
Was Sie öffentlich anprangern, ist u. a. die absichtliche Manipulation. Wo kommen diese Tagesschau-Fake-News her?
K: Das Studio Kairo hat z. B. ein Institut in Ost-Aleppo gehabt. Jeder wusste, in Ost-Aleppo herrschte die Al-Qaida und wer sich gegen sie wendet wird brutal umgebracht. Von dort aus wurden Filme oder Video-Schnipsel nach Kairo geschickt, kurz angeschaut, für richtig befunden und u. a. über die „Tagesschau“ dem Publikum zugeleitet. Die Al-Qaida-Terroristen in Ost-Aleppo wurden sogar aus Rundfunkgebühren dafür bezahlt. Ob diese Quellen glaubwürdig sind oder nicht, darüber wurden sich keine Gedanken gemacht. Dasselbe mit der „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ in England. Da wird ebenfalls immer fleißig übernommen.
Dabei gibt es viele internationale Quellen, wie z. B. Southfront oder Al-Masdar News …
B: Zentraler Kritikansatzpunkt ist die Quellenverweigerung, die in der Nachrichtenzentrale von ARD-aktuell vorgenommen wird. Uns liegen mehrere Schreiben des Chefredakteurs vor, in denen er bestimmte Quellen glattweg für die Verwendung bei der Nachrichtengestaltung ausschließt. Dies ist eine Selektion, die einem qualifizierten Nachrichtenmenschen nicht zusteht. Die Quellen, die sie benennen, sind die Deutsche Presse-agentur (dpa) und Associated Press (AP) – die beiden arbeiten zusammen. Dann gibt´s noch Agence France-Presse (AFP), das ist eine fast rein staatliche Institution, und Reuters. Wenn also der Chefredakteur beispielsweise erklärt, Russia Today oder Sputnik seien deshalb unglaubwürdig, weil sie von Staats wegen her finanziert sind, dann müsste man fragen: Was bitte ist mit Agence France-Presse? Im Grunde wird auf diese Art eine Denkschablone vorgegeben, die die Welt in richtige und falsche Nachrichten einteilt.
Wer sind die „Täter“ in den Chefpositionen?
B: Nehmen wir zum Beispiel Tom Buhrow, Chefintendant des Westdeutschen Rundfunks (WDR). Wenn es ausreicht, „Tagesthemen“-Moderationen und eine journalistische Korrespondentenstelle in Washington als Qualifikationsnachweis für einen Intendantenjob vorzulegen, dann ist er qualifiziert. Das ist ein transatlantischer Auswahlprozess.
K: Es ist im Grunde ein Klüngel.
B: Zum Beispiel wissen wir alle, dass der vormalige US-Präsident Obama gewohnheitsmäßig am Dienstag die Listen abgezeichnet hat, auf denen die Namen von Menschen standen die man per Drohnen abschießen lassen wollte. Das waren, wenn man so will, Todesurteile vom Schreibtisch aus. Und die USA waren zugleich die Ankläger, die Richter und die Henker. Etwas Unmenschlicheres kann man sich kaum vorstellen.
Vor kurzer Zeit ist es passiert, dass der neue Präsident Trump seinen Geheimdienst CIA, der für diese Drohnen-Geschichten zuständig ist, bevollmächtigt hat, das aus eigenem Ermessen zu machen. Und darüber berichtet die „Tagesschau“ kein Wort. Das ist eine Art von Nachrichtenverweigerung und gleichzeitig ein Ausdruck von transatlantischer Hörigkeit, wie man ihn sich schlimmer kaum vorstellen mag.
K: Im Studio Moskau sitzt das russophobe Spitzenpersonal: Udo Lielischkies, Golineh Atai, Birgit Virnich und Studioleiter Hermann Krause. Nawalny wird von oben bis unten gebracht – das ist ein korrupter Rechtsradikaler, der sich als Gegenmann/Bürgerrechtler zu Putin darstellt. In Moskau kennt den kaum einer. Bei ARD-aktuell heißt es zum Beispiel „Massendemonstration gegen Putin unter Nawalny“. Und das wird nicht einmal gebracht, sondern fünfmal. Sie können das unter tagesschau.de genau abzählen. So wird die Russophobie gesteuert.
Es gibt eine Studie von Swiss Propaganda Research, die sich damit beschäftigt hat, wieviele Leute für das Pentagon solche Propaganda schreiben.
B: Es sind 27.000, die offiziell für das Pentagon arbeiten. Das sind Beschäftigte, die Public Relations betreiben, die also fertige Informationen aus Sicht des Pentagon in die Öffentlichkeit blasen. 27.000 Experten für „Fake News“! Die großen Medien der Welt gehören 14 Familien.
Wieviele Informationen hat die „Tagesschau“/ARD-aktuell insgesamt geliefert zu der Tatsache, dass die Nato zurzeit am laufenden Band Truppenverlagerungen an die russische Grenze betreibt. Dass tausende Eisenbahnzüge mit Waffenlieferungen und Mannschaften in die Ukraine gefahren sind.
[…]
K: Zum Beispiel die russische Gefahr. Der Verteidigungshaushalt der Russen ist geringer, als der von Saudi-Arabien. Die Russen haben 3 ausländische Militärstützpunkte, die Amerikaner haben 1.000. Trotzdem werden die Russen als Gefahr für den Frieden dargestellt. Mit solchen „Fakten“ zu hetzen ist absurd.
B: Man hat den Eindruck es wird eine mediale Kampagne geführt, um die Existenzberechtigung einer Nato permanent nachzuweisen.
K: Das Komische daran ist, wir waren lange im NDR und haben das lange Zeit selbst nicht gemerkt.
B: Man kann doch auch gar nichts anderes erwarten. Propaganda über Jahre, bzw. Jahrzehnte ist wirkungsvoll.