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OXMOX Interview: MUSE – Eine Simulation des Armageddon

Das Einzige, was in noch größere Aufregung versetzt als die siebte Muse-Platte „Drones” zu hören, ist sich mit Frontmann Matthew  Bellamy (37, Ges., Git.) darüber zu unterhal­ten. Das erste Konzeptalbum des britischen Trios (Christopher Wolstenholme – B., Ges. und Dominic Howard – Dr.) wurde mit Mutt Lange (u. a. AC/DC) produziert, und im Februar mit einem Grammy in der Kategorie „Best Rock Album“ ausgezeichnet …

Alles begann u. a. mit dem Entdecken von „Predators: The CIA’s Drone War On Al Qaeda” des Journalisten Glyn Williams …

Ich war sehr überrascht zu erfahren, dass Prä­sident Obama, seit er im Weißen Haus sitzt, nach dem Frühstück einfach runtergeht in die ‘War Rooms’, um dort an einem Computer­bildschirm Entscheidungen über Leben und Tod zu fällen … Ich spreche darüber, ob Tö­tungsentscheidungen mit einer solchen Dis­tanz gefällt werden sollten, bei der jede Form von Empathie ausgenommen ist. Das lässt mich an Psychopathen denken und daran, wie diese Welt strukturiert ist, wie die Politik und Wirtschaft immer stärker emotionslose Men­schen favorisiert, die ihren Erfolg daraus zie­hen, keine Rücksicht zu nehmen.

Warum der Albumtitel „Drones“?

Ich hielt es für ein interessantes Thema, das dir vor Augen führt, wie weit wir den techno­logischen Fortschritt bereits vorangetrieben haben und wie gefährliche er mittlerweile ge­worden ist. Drohnen sind Teil einer sehr mo­dernen Technologie und haben vielen Bedeu­tungsebenen. Deshalb bot sich dieses Thema als Konzept für das Album an.

Beim Begriff Drohnen denkt man auch an ihren militärischen Einsatz …

Die neuesten technologischen Entwicklungen werden eigentlich grundsätzlich zuerst im mi­litärischen Bereich angewendet. Deshalb wird der technologische Fortschritt auch stark von unserem Verlangen nach Krieg vorangetrie­ben. Das ist traurig, aber wahr … Aber ich glaube, dass dieser Begriff auf metaphorisch­er Ebene für sehr viele Dinge stehen kann: Der Begriff Drohnen wird ja auch im Zusam­menhang mit Arbeitsbienen verwendet, die von einer Königen regiert werden. Im über­tragenen Sinne können damit also Menschen gemeint sein, die keine eigene Meinung ha­ben und wie Roboter funktionieren.

Ist es ein politisches Album?

Ich halte die Platte schon für politisch. Die Texte beschäftigen sich zwar eher mit einer persönlichen Reise, aber die Querverweise stellen die Frage, ob wir weiterhin bestimm­ten gefühlskalten Menschen erlauben sollten, soviel Macht auszuüben. Sollten unsere poli­tischen und wirtschaftlichen Machthaber wirklich diese Positionen ausfüllen dürfen, wenn sie kein Mitgefühl an den Tag legen?

Ihr benutzt ein Zitat in dem Song „JFK“. Die Rede stammt von Anfang der 60er. Ist es nicht traurig, dass sie immer noch so aktuell ist?

Es ist interessant, dass genau diese Statemen­ts aus den 60ern, die während des kalten Krieges und dem damit verbundenen Kampf gegen den Kommunismus sehr verbreitet waren, immer noch aktuell sind. Dieser Kam­pf scheint endlos weiterzugehen, mal in die eine und mal in die andere Richtung. Damals ging es um den Kommunismus und die büro­kratischen Systeme, und heute geht es um re­ligiösen Extremismus und um strategisch-mi­litärische Zusammenschlüsse. Es gibt immer noch Leute dort draußen, die andere Mensch­en kontrollieren wollen. Daher ist die Idee ei­nes wiedererwachten Individuums, das frei und eigenständig denkt, auch weiterhin eine so wichtige Botschaft.

Das Album fängt sehr düster an …

Schaut man sich den Komplex Evolution, Menschlichkeit und Technologie von außen an, merkt man schnell, dass wir an einem Tiefpunkt angekommen sind. Wir wissen ni­cht, ob Emotionen, Menschlichkeit und Mit­gefühl je wieder die dominierenden Kräfte sein werden. Meine Theorie lautet: Im 20. Jahrhundert hat uns die Technologie mit all ihren Vorzügen verzaubert. Effizienz, Präzi­sion, Akkuratheit – diese Aspekte haben wir bejubelt, wodurch sie weiter perfektioniert und propagiert wurden. Das Problem ist nur, dass hinter diesem Siegeszug eben kein Mit­gefühl und keine Emotionen stecken, daher ist bei dieser Entwicklung etwas Entschei­dendes auf der Strecke geblieben. Das hat da­zu geführt, dass wir mittlerweile politische und wirtschaftliche Machthaber bewundern, die so exakt wie Maschinen funktionieren – in psychopathischer Hinsicht. Sie haben kei­ne Gefühle. Es geht nur um maximale Effizi­enz und um computerkalkuliertes Sozial-Ma­nagement.

Der Song „The Handler” ist der Kontra­punkt des Albums – in dem Moment, als der Anti-Held alles verloren hat, kehrt der Glaube zurück …

In diesen dunkelsten Momenten, wenn man ein Trauma erlebt, kann man seine Stärke fin­den. Ich liebe Menschen dafür, wenn sie es schaffen, alles zu bewältigen. Das gibt ander­en Menschen die Stärke, auch an sich selbst zu glauben. Wir versuchen, Menschen dazu zu inspirieren, sich selbst zu folgen, nicht uns. Wir haben keine Ideologie. Folge dir sel­bst!

Wollt ihr Drohnen auch auf euren Konzer­ten einsetzen?

Ja, die Idee würden wir gern umsetzen. Diese fliegenden Objekte sollen während unserer Shows herumschweben. Wie wir das genau anstellen werden, weiß ich noch nicht. Wir haben gerade erst ein Video für unsere Single „Dead Inside“ gedreht, bei dem einige Se­quenzen mit Hilfe von Drohnen erstellt wur­den. Sie wurden für Kameras und Beleuch­tung verwendet. Das sieht überwältigend aus!

 

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