Wenn dieser Tage die neue Platte („Arms“) des Metalcore-Quintetts erscheint, sollten besonders Genrefans ihre Ohren spitzen. Denn aktuell gelten Annisokay noch als absoluter Geheimtipp in Musik-Deutschland – bei der hohen Qualität und Vielfalt dürfte der Durchbruch allerdings nicht mehr lang auf sich warten …
2007 wurde die Band in Halle (Saale) von Norbert Rose (B.) und Mastermind Christoph Wieczorek (Ges., Git.) ins Leben gerufen. Letzterer war bis dato bereits als Gitarrist in einem anderen Metal-Projekt aktiv, wollte jedoch selbst am Mikrofon stehen, sodass eine neu gegründete Gruppe die perfekte Basis für seine Vorstellungen bildete. Seitdem übernimmt Christoph die clearen Vocals. Mit Dave Grunewald wurde der gesangliche Gegenpart verpflichtet, der astreine Shouts abliefert. Nach einigen Besatzungswechseln am Vier- und Sechs-Saiter, steht seit 2015 mit Philipp Kretzschmar (Git.) und Nico Vaeen (Dr.) das aktuelle Line-Up. Nach der ersten, offiziellen EP „You, Always“ (2010), folgte mit „The Lucid Dream[er]“ am 01.10.12 die Debüt-Platte. Aufgrund von eingehenden Rhythmen und Daves aggressiven Shouts, die mit Christophs verletzlicher Stimme gepaart werden, fand das Werk bei Genrefans großen Anklang. Knapp drei Jahre später kam mit „Enigmatic Smile“ der Nachfolger auf den Markt, der musikalisch an den Vorgänger anknüpft und sogar den Sprung in die Charts (Platz 68) schaffte.
Um sich musikalisch ein wenig auszuprobieren, nahmen die Jungs diverse Coverversionen von einem ihrer Idole – Michael Jackson – auf. Die besten Aufnahmen wurden am 24.06.16 als EP mit dem Namen „Annie Are You Okay?“ veröffentlicht. „Smooth Criminal“ diente im Übrigen als Inspiration für den Bandnamen: „Im Song wird bei Annie eingebrochen und ständig wird gefragt, ob sie okay sei – eine Antwort gibt es auf die Frage allerdings nicht. Da wir uns ein positives Ende gewünscht haben, dachten wir uns „klar, Annie is okay!“ – daraus wurde dann Annisokay.“. Wenig später – am 11.11.16 – erschien mit „Devil May Care“ der dritte Longplayer, der ebenfalls den Sprung in die Charts (Platz 74) schaffte. Der bandeigene Sound wirkt inzwischen sehr ausgereift und hebt sich so von der breiten Core-Masse ab.
Nun steht mit „Arms“ das 4. Album in den Startlöchern … „Wir gingen die Platte sehr entspannt an, doch dann rückte das Abgabedatum immer näher und wir hatten noch gar nicht mit der Produktion begonnen. Also haben wir uns 1,5 Monate im Studio eingesperrt und rund um die Uhr gearbeitet. Durch den Einfluss unseres Produzenten Benny Richter (u. a. Caliban – Anm. d. Red.) sind musikalische Facetten entstanden, die es vorher noch nie so gab.“, erzählte Christoph im exklusiven Interview mit OXMOX, „Einer unserer wichtigsten Songs der neuen CD ist „Unaware“ – der Track handelt von dem Gesellschaftsproblem des Zeit- und Leistungsdrucks. Wir sind alle Teil eines großen Systems und müssen unser ganzes Leben dafür kämpfen, uns einen Status zu erarbeiten. Dieser Druck wird immer größer und betrifft heutzutage schon Grundschulkinder.“. Aufgenommen wurde der Longplayer – wie die Alben vorher auch – im Sawdust Rec. Studio, das von Christoph betrieben wird: „Da wir mit der Band noch keinen Cent verdienen, müssen wir alle noch arbeiten. Ich habe ein eigenes Studio und bin Musikproduzent. Das schöne ist, dass ich dadurch fast ständig mit Musik zu tun habe.“.
Während des Sommers bespielt das Quintett zahlreiche Festivals (u. a. Reload) – aktuell nehmen allerdings erstmal die US-Amerikanischen Clubs die Jungs in Empfang, wenn sie I Set My Friends On Fire supporten – somit stehen sie zum ersten Mal auf außereuropäischen Bühnen: „Es war immer ein großer Traum von uns, in den Staaten zu spielen.“, freut sich Christoph, „Die Booking Agentur von I Set My Friends On Fire sagte uns, dass die Jungs uns gerne auf ihrer Tour dabeihaben würden. Wir haben alles in Gang gesetzt, damit wir das umsetzen können. Eine Amerika-Tour zu finanzieren ist furchtbar schwer! Allein der VISA Prozess dauert fast ein halbes Jahr – wir haben unser Visum zwei Tage vor Tourstart bekommen.“.
Bleibt zu hoffen, dass Annisokay die Tour gut überstehen und es zu keinen größeren Pannen kommt – so wie kürzlich: „Für einen Videodreh haben wir unser Inear Monitor System auseinander gebaut, weil wir am Drehort gerne den Song in unseren Kopfhörern haben wollten. Vor der nächsten Show hatten wir kaum Zeit alles zusammen zu bauen und ausführlich zu testen. Am Ende stimmte gar nichts mehr – beim Auftritt kam das Mikrofon, mit dem unser Tonmann zu uns spricht, über die PA Anlage zum Publikum. Auch das Metronom unseres Drummers kam beim Soundcheck noch vorne raus. Nachdem wir ewig gebraucht haben, um diese Probleme zu lösen und anfingen, stellten wir fest, dass jeder von uns einen falschen In Ear Mix hat und Instrumente im Kopfhörer laut hat, die er nicht laut haben will. Hinzu kam, dass meine Gitarre ständig aussetzte. Ein Fest an technischen Problemen. Glücklicherweise waren die Fans trotzdem happy!“
So oder so ist die Gruppe ein wahrer Live-Genuss. Am 02.11. machen sie das Logo unsicher und haben jede Menge neuer Songs im Gepäck: „Wir lieben es, hier zu spielen! Das Publikum geht immer mega ab, sodass es eine sehr familiäre Affäre wird. Definitiv eins der Highlights auf unserer Tour!“. Während ihrer Hamburg-Besuche, haben die Jungs schon einige Lieblings-Spots entdeckt: „An schönen Tagen sollte man an der Binnenalster rumhängen oder die Speicherstadt besuchen. Wer Burger mag, sollte ins Burgerlich gehen. Und zum Feiern ist das Schanzenviertel natürlich super!“
Justine Stock
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„All Time Fave“-Platten
Norbert: Slipknot – „Iowa“
Nico: Papa Roach – „Infest“
Christoph: Limp Bizkit – „Significant Other“
Dave: Poison The Well – „Opposite Of December“