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Peter Plate

PETER PLATE

Schüchtern Ist Mein Glück“

 

Dein erstes Solo-Album. Was ist das für ein Gefühl, sowohl im Bauch, im Kopf, im Herzen?

Was am meisten Spaß gemacht hat:. Das Liederschreiben, das Wiederentdecken der Freude an der Musik, auch das Einsingen, das Geschichtenerzählen. Ja, insofern freu ich mich jetzt sehr und bin ganz aufgeregt.

Obgleich du natürlich schon bei Rosenstolz zum Mikro gegriffen hast, bist du nun alleiniger Frontmann. Brodelte dieser Wunsch schon länger in dir?

Ja, ich hatte schon immer den Wunsch, mal ein Soloalbum zu machen. Es war nur all die Jahre einfach nie die Zeit dazu da. Und jetzt hat es gepasst, und dann haben wir die Zeit genutzt. Ulf, Daniel und ich – wir haben überwiegend im Studio zu dritt gearbeitet. Und jetzt die ersten Auftritte, die ich schon machen durfte, die haben mir wahnsinnig viel Freude bereitet. Ich schreibe jetzt Lieder seitdem ich 13,14 Jahre alt bin, und eigentlich hab ich nie aufgehört. Und es war schon immer wie so ne Art Tagebuch für mich und nach wie vor ist es einfach dieser Moment, wenn dann ne Melodie oder ein Text entsteht, das ist einfach aufregend.

Die meisten Texte haben ja Ulf und ich zusammen geschrieben und Ulf und ich waren einfach ewig lange ein Paar, fast zwanzig Jahre. Als wir dann anfingen die Texte zu schreiben wussten wir gar nicht, wohin die Reise führt und dass wir eigentlich unsere Beziehung aufarbeiten oder verarbeiten. Das ist uns erst mitten im Prozess klargeworden oder eigentlich so richtig erst als wir fertig waren. Natürlich haben wir uns glücklicherweise auch beide neu verliebt und das hat auch seinen Einfluss gefunden auf das Texten.

Und wieso hast du ausgerechnet dieses Stück als Vorboten zum Album ausgewählt?

Wir beide sind Musik“ entstand ja auf Mallorca, und wir waren drei Autoren für das Lied. Wir haben gesagt, okay, wir treffen uns auf Mallorca und jeder bringt ne Idee mit. Und ich kam also an auf Mallorca und sagte ich möchte gern ein Lied über Musik schreiben, das hat die anderen beiden jetzt nicht vom Hocker gehauen und sie haben gemeint, es gäbe schon so viele. Mein Ansatz war aber so einen Song zu schreiben… was mir so daran gefällt ist, dass, wenn zwei Menschen miteinander harmonieren, das ist auch wie Musik. Dass man denselben Groove hat, dass man denselben Beat hat. Dass man einfach im Einklang ist zusammen. Als ich das so erzählt habe, waren die beiden begeistert – und so entstand dann „Wir beide sind Musik“.

Elektrisch“ scheint eine Hommage an die 80er zu sein?

Elektrisch“ ist auf jeden Fall eins der Lieblingslieder für mich von dem Album, weil es so ein… ja, es macht einfach gute Laune. Und Hommage an die Achtziger – das stimmt auf jeden Fall, ist es auch. Es ist alles drin was ich in meiner Jugend halt cool fand… Visage und dann so ne durchgeknallte französische Stimme sozusagen verliebt habe. Also insofern ist es ein lustiges, ehrliches Lied.

Die im leichtfüßigen Motown-Drive gehaltene Nummer „Sturm“ spielt mit Bildern, wie „Ich steh auf’ m Kopf, verkehrt herum, doch richtig rum – was ist richtig rum?“ In welcher Phase deines Lebens ist denn dieser Song entstanden?

Sturm“ ist der erste Song gewesen, den ich für dieses Album geschrieben habe. Er ist schon 2009 entstanden, kurz nach meinem Crash. Zu der Zeit ging’s mir nicht wirklich gut. Und sozusagen ist dann „Sturm“ so ein Wunschdenken gewesen, ich hab das einfach geschrieben, diesen Text, und mir war klar, so geht‘s nicht weiter. Deswegen hatte ich dieses Bild ich steh auf dem Kopf verkehrt herum, und ich singe den Text ja auch, vielleicht wird ich mich nie wieder umdrehen, vielleicht bleibt das jetzt ja alles so. Und vielleicht wächst darauf aber ne ganz neue Kraft und ne neue Qualität.

Du wirkst leichtfüßig und erholt wie lange nicht. Deine Burnout-Erkrankung ist überwunden. Wie gehst du mit Druck und Erwartungshaltungen um?

Ich war ja sehr aufgeregt, wie wird das sein wieder nach draußen zu gehen sozusagen und bin selber ganz erstaunt, wie viel Spaß mir das doch macht. Und insofern bis jetzt genieß ich das alles und glücklicherweise hab ich keinen kommerziellen Druck also, weil es ist als kleines Projekt angelegt, und wir gucken einfach was passiert und Abstand finde ich schon zu Hause in meinem Privatleben. Inzwischen gelingt mir das ganz gut. Ich kann mein Handy für drei Tage am Stück ausdrehen ohne dass ich durchdrehe. Wenn ich mit meinem Hund spiele ist auch alles andere sehr schnell vergessen.

Um das Thema Rosenstolz kommen wir natürlich nicht herum. Ob man jemals wieder von euch zusammen etwas hören wird.

Ja, Anna und ich haben uns für das Wort Pause entschieden, weil das ist glaub ich momentan der ehrlichste Ausdruck unseres Zustands. Und Pause ist ja auch ein sehr musikalisches Wort, kann kurz sein, kann länger dauern, wir wissen es nicht. Für uns beide ist klar, dass es weitermachen nur dann geben kann, wenn es bei uns wieder kribbelt..

Interview: Thomas Thyssen