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Pohlmann

Pohlmann- der Rocker vom Hocker ist zurück

 

Train yourself to let go of everything you fear to lose“ lehrt Meister Joda seinem Lehrling Anakin Skywalker einst unvergesslich in Star Wars. Doch nicht nur seinem Jedi-Schüler half der kleine weise Mann mit seiner Lehre auf die Sprünge, auch Sänger Ingo Pohlmann entdeckte den klugen Satz während einer grüblerischen Nacht in einem Berliner Hotelzimmer für sich und verarbeitet die intergalaktische Erkenntnis in seiner neuen Single „Star Wars“ aus dem neuen Album „Nichts ohne Grund“, das im Mai erscheint.

 

Einen Schlussstrich unter Altes zu ziehen, nach vorne zu blicken und etwas Neues anzufangen, kann extrem schwierig sein. Dieser Satz hat mir damals geholfen eine bereits an ihr Ende gekommene Beziehung zu beenden,“ erzählt der Sänger und verrät weiter: „Die meisten meiner Songs sind autobiografisch. Sachen, die ich unterwegs erlebt oder entdeckt habe, Erlebnisse mit Freunden oder kleine Anekdoten aus dem Alltag- all das verarbeite ich in meinen Songtexten.“ Wie zum Beispiel auch die Liebe für Computerspiele auf seinem Smartphone. „Ich bin häufiger mal mit dem Bus weiter gefahren, als ich wollte, weil ich auf mein Telefon gestarrt und gedaddelt habe. Darüber musste ich dann so lachen, dass ich es in einem Song aufgegriffen habe.“

 

Der Wahlhamburger, der nach abgeschlossener Maurerlehre das heimische Rheda-Wiedenbrück in Ostwestfalen verließ, um seinem Traum als Musiker nachzugehen, startete als Frontmann der Band Goldjunge. Nach deren Auflösung ergriff er einen Job als Barkeeper im bp auf der Schanze und bekam die undankbare Montagabend-Schicht zugeteilt. Hier wurde die Idee zum „Rocker vom Hocker“ alias „play for beer“ geboren. „Ich legte einfach eine Gitarre auf den Tresen und jeder Musiker bekam, solange er spielte, Bier for free,“ erklärt der Star Wars Fan das einfache Rock-Konzept. Schnell machte der Live-Abend die Runde und die Bar war am Musiker-Montag bald besser besucht als am Wochenende. „Teilweise haben wir bis zum Mittag des nächsten Tages gejammt und gerockt. Das war definitiv die beste Musikschule meines Lebens,“ schwärmt der Sänger von den legendären Nächten an seinem Tresen. Aufgrund nachbarlicher Beschwerden und fehlender Live-Konzession mussten die Rocker vom Hocker inzwischen schon zweimal eine neue Bar für das Montags-Event suchen und finden. „Momentan findet der Rocker vom Hocker- Abend an jedem letzten Donnerstag des Monats im Good Old Days statt- da werde ich demnächst auf jeden Fall auch einmal vorbei schauen,“ verspricht Pohlmann. Wohnlich hat sich der Musiker erst kürzlich etwas von der Schanze entfernt und erkundet momentan die Bars seiner neuen Nachbarschaft in Winterhude. „Meine Lieblingsbar hier ist definitiv das Freundlich und Kompetent- super nette Leute, feine Drinks und eine lockere Atmosphäre. Ansonsten schlendere ich sehr gerne auf den Goldbeckmarkt, der immer Dienstags und Donnerstags seine Stände aufbaut. Dort gibt es einen sensationellen Koch namens Dusko Fiedler, der gemeinsam mit seiner Frau im roten Kochmobil und unter dem Namen SUSUMI wundervoll kreativ kocht. Es gibt niemals das Gleiche und trotz des Namens hat es nichts mit Sushi zu tun. All seine Gerichte sind neu zusammengestellte Kreationen, die einfach auf der Zunge zergehen. Der Andrang auf sein Mobil wird dementsprechend von Woche zu Woche immer größer.“ Wenn sich der Sänger nicht gerade auf dem Markt bekochen lässt, zaubert er gerne selbst am Herd in der heimischen Küche. „Ich bin ein absoluter Pesto-Spezialist und Fan. Ich koche es in allen möglichen und unmöglichen Variationen- von schlichten Tomaten-Kompositionen bis zu exotischen Mixturen mit Feige und Vanille.“ Nach einem langen Winter und viel Arbeit im Studio wird es jetzt aber wieder Zeit die eigenen vier Wände zu verlassen. „Ich mag die Arbeit im Studio, es ist wundervoll neue Songs aufzunehmen und an ihnen rumzupfeilen, aber am allerliebsten spiele ich live. Ich freue mich unglaublich endlich wieder auf Tour zu gehen und die neuen Songs auf ihre Live-Resonanz zu testen,“ gesteht der Hobbykoch. Wie bei allen Musikern gibt es auch bei Pohlmann und seiner Band Konzerte, die besonders in Erinnerung bleiben. „Wir hatten bei einem unserer Gigs einen Stromausfall, der die Techniker zum Schwitzen brachte und nicht so schnell behoben werden konnte. Da die Menge unruhig wurde, spielte ich mit meinem Cellist die ersten Songs außerplanmäßig ohne Verstärker, während das Publikum andächtig lauschte. Wenn fünfhundert Menschen in einem Raum so still sein können, dass der Klang von zerbrochnem Glas bis in die letzten Reihen zu hören ist, beeindruckt das schon,“ schwärmt der Musiker von seinem spontanen a capella Konzert und betont: „Das war ein sehr bewegender Moment für uns auf der Bühne. Der Augenblick hatte etwas Magisches und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.“ Ein besonders sportlicher Fan, der bei eisigen Außentemperaturen dem Tourbus hinterher sprintete, wird ihm wohl auch noch länger im Gedächtnis bleiben. „Er erreichte unseren Bus an der ersten roten Ampel und schlug völlig außer Atem an die Windschutzscheibe, um mir sein Tatoo zu präsentieren. Er hatte sich den Text meines Songs „Morgen schon“ einstechen lassen und schrie mir zu wie viel ihm das Lied bedeuten würde. Ich konnte ihm gerade noch die Hand reichen, bevor mein Busfahrer gnadenlos Gas gab und ich dem verrückten Kerl nur noch zuwinken konnte.“ Von seinem neuen Album dürfen die Fans neben ersten englischen Songteilen und altbewährten Gitarreklängen auch elektrische Einschläge erwarten. „Ich wollte nicht auf den allgemeinen Elektro-Hype aufspringen, aber es war schon spannend neu zu experimentieren und ich finde das Ergebnis kann sich hören lassen,“ macht der 40jährige Geschmack auf die neuen Songs. „Live werden die Elektro-Beats aber vom Drummer gespielt, das klingt auf der Bühne einfach besser,“ ergänzt Pohlmann. Die Gitarrenbeats kommen von einem neu ergatterten Schmuckstück- einer National E-Gitarre. Die hat der Sänger im Guitar

Shop von Claus Waernecke gefunden und sich direkt in sie verliebt. „Claus hat super abgefahrene Gitarren aus aller Welt in seinem Shop. Viele Musiker kaufen da ihre Klampfen- unter anderem auch Mike Krüger,“ verrät der Musiker uns seinen Geheimtipp für die edlen Instrumente.

 

Nur eine Sache werden wir wohl auf keinem seiner Konzerte erleben: „Ich werde mich nicht mehr live hinstellen und im schönsten Fake-Englisch einen halbfertigen Song improvisieren. Das war früher ja nur die Masche um die Weiber um den Finger zu wickeln, das traue ich mich heute nach 12 Jahren Bühnenerfahrung nicht mehr,“ lacht der Sänger über die Anfänge seiner Musikkarriere.

 

Und da er, auch nach eigener Aussage, „zu den Guten gehört“ und es der kleine Mann von Star Wars so nett formuliert: „So soll die Musik mit ihm sein- für immer.“

 

 

Hanna Katrin Stephan