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The Great Escape – California Dreaming

Aus dem grauen, nordischen Alltag an die amerikanische Westküste fliehen, mit Rock­stars feiern und eigene Songs aufnehmen – Kristian Nord und Malte Hagemeister von The Great Escape machten aus diesem Traum eine Karriere.

Das ewig sonnige Kalifornien gilt spätestens seit den 60ern als Sehnsuchtsort für Künstler, Musiker und Freigeister. Kristian zog es bereits in der Schulzeit hierher. Nach dem Austauschjahr bei einer Gastfamilie in Los Angeles ließ ihn die Stadt der Engel mit ihren Stränden, good vibes und unendlichen Möglichkeiten nicht mehr los: „Ich fühlte mich hier gleich heimisch, schon vom ersten Atemzug an. Der Storch hat mich bei meiner Geburt an der falschen Seite der Erde abgeworfen.” Jeden Tag ging der gebürtige Münster Surfen, verbrachte wohl den Großteil seiner Zeit im Wasser. Als 27-Jähriger zieht der blonde, langhaarige Kristian nach Venice, das Künstlerviertel von L.A.. Doch diesmal tauscht er Surfboard gegen Drumsticks, sucht nicht mehr die perfekte Welle sondern den passenden Groove. Später kommt Malte nach, ein langjähriger Freund Kristians und begabter Gitarrist:

Malte und ich kennen uns schon seit 20 Jahren, wir haben beide in vielen Bands und auf Festivals in Deutschland gespielt, aber nie zusammen Musik gemacht. 2014, als wir beide schon in L.A. waren, wollten wir dann eine eigene Band gründen. Unser erstes Album, „The Great Escape“, haben wir in vier Wochen aufgenommen. Eigentlich wollten wir nur ein paar Songs einspielen, für eine EP vielleicht, aber am Ende wurde unser Debüt daraus. Dem Album wohnt eine gewisse Magie inne“ – denn: Die Lieder „entstehen aus dem Moment heraus. Wir machen keine hun­dert Takes, wir polieren nicht. Imperfektionen sind wir uns ein Gewinn, kein Verlust.“ Die Band, zu der auch die amerikanische Sängerin Ingrid Anderson gehört, ist „der Versuch, zurück zu den Wurzeln zu gehen und die Musik der 60er zu erforschen„. Das heißt: psyche­delische Vintage-Klänge, analoges Handwerk vom Feinsten. Dass ihre Musik dabei mehr als nur Kopie ist, liegt an der großen Originalität und Kreativität der Band. Das gilt auch für die Musikvideos, die eigentlich gar keine sind – zumindest nicht im klassischen Sinn: „Wir hatten keine Lust auf traditionelle Musikvideos, die waren uns zu langweilig. Wir wollten was Anderes machen: eine Mischung aus Musik­video und Dokumentation.” So zum Beispiel bei „Good Day”, wo Malte Regie und Dreh übernommen hat: „In Venice gibt es alles und jeden, vom Künstler bis zum Geschäftsmann. Ich habe wohl rund hundert Leute gefragt, was für sie das Glück ausmacht. Die Ant­worten waren alle sehr spannend. Die besten sind im Video zu sehen.“ Und was macht die beiden Exil-Deutschen glücklich? “Die Be­zieh­ungen, die wir zu Freunden und Familie haben,“ sagt Malte. „Und Strand und Surf­board”, fügt Kristian hinzu.

Im Juli vergangenen Jahres erschien das zweite Album von The Great Escape, „Uni­verse In Bloom“. Während Kristian und Malteeher für das Melodische,  Kon­zept­ionelle“ zuständig sind, entstehen die Texte in enger Zusammenarbeit (meist über Skype) mit Sängerin Ingrid Anderson, die in Berlin wohnt. „Es ist erstaunlich, was für poetische Bilder aus ihr heraus­fließen.“­ Ken­nengelernt haben sie die Amerikanerin auf einer Party in Venice, erzählt Kristian: „Ich bat sie, einige Songs auf ihrer Gitarre zu spielen. Die Party war richtig laut, doch sie fing einfach an – ganz leise, sie str­eichelte die Gitarre geradezu. Nach 20 Se­kunden war der ganze Raum leer… – äh, ich meine leise! (lacht) Totenstille. Alle waren wie gebannt.

Da geht es vielen so – das beweisen die 13 Millionen Klicks, die „I Can‘t Resist“ als Remix von Nebbra auf YouTube erhielt.  Außerdem darf sich die Band über mehr als 50.000 monatliche Hörer bei Spotify freuen.  Malte und Kristian sind darüber hinaus die Gründer von Nordmeister: Als Musikproduzenten-Duo haben die beiden unter anderem schon mit Tokio Hotel, Randy Jackson oder Fettes Brot gearbeitet und zusammen so etliche Preise gewonnen, darunter vier MTV Music-Awards. Auch von Red Bull, Sony und vielen weiteren nahm Nordmeister Aufträge an.

 

War der Sprung nach L.A. die richtige Ent­scheidung für die beiden Jungs? „Ja, hier gibt es viel mehr Möglichkeiten, vor allem als Musiker. Zum Release unseres Albums haben wir in einer Location gespielt, wo ein­i­ge Wochen vorher zum Beispiel Paul Mc­Cartney oder die Foo Fighters aufgetreten sind. Und es ist der Wahnsinn, mit wem man hier in Kontakt kommt.“  So half Kristian in seiner ersten Studiosession der Doors-Leg­en­de John Densmore bei der Aufnahme eines Soloalbums, abends konversiert man mit Stewart Copeland (The Police) oder Martin Gore (Depeche Mode), und es kom­mt vor, dass die Produzentenlegende Rick Rubin einem den Sitz­­platz klaut. Fühlen sich Malte und Kris­tian über­haupt noch als Deutsche, in diesem aufreg­enden Exil? „Doch, bei Tisch. Die Deutschen haben viel mehr Benimmregeln als die Am­eri­kaner, die sich beispielsweise beim An­stoßen nicht in die Augen gucken.“

Na dann Prost. Oder Cheers, wie man in Kalifornien sagt.

Lucas Pietrapiana

 

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