Von der Mathe-Enthusiastin zum Team Lead Daten Science bei InnoGames
Die Spieleindustrie ist heute größer als die Musik- und Filmbranche zusammen und bietet ein entsprechend breites Spektrum an Karrieremöglichkeiten. Neben den üblichen Jobs im Spieldesign oder der Softwareentwicklung gibt es noch viel mehr interessante Berufe. Vom Marketing-Manager über Grafiker, vom Buchhalter bis zum Analysten: Jeder hat eine wichtige Rolle wenn es darum geht, Spiele zu entwickeln und voranzubringen.
Die Analyse ist eine der unbekanntesten und doch essenziellen Abteilungen bei Online- und Mobile-Games. Um Euch die Rolle eines Analysten vorzustellen, sprachen wir mit Kerstin Sadlowski, Team Lead Data Science bei InnoGames, Deutschlands führendem Entwickler und Publisher von Online- und Mobile-Games.
Wie bist Du auf das Thema Analytics aufmerksam geworden und was waren Deine ersten Erfahrungen?
Rückwirkend war meine erste relevante Erfahrung für meine aktuelle Position die, dass ich Nachhilfe in Mathe gegeben habe. Bis dahin dachte ich, dass alle Menschen Zahlen so lieben und verstehen, wie ich es tue. Dabei lag ich wohl falsch. Diese Erfahrung hat mich gelehrt, dass Menschen Dinge unterschiedlich wahrnehmen und man somit auf seinen Gegenüber eingehen muss, um sein Wissen erfolgreich zu vermitteln. Das ist in der Berufswelt nicht anders: man kann das bestmögliche Ergebnis erzielen – wenn man dieses nicht erklären kann, bringt es einem auch nicht viel.
Kerstin Sadlowski, Team Lead des Data Science Teams
Wie bist Du zu Deiner jetzigen Stelle gekommen?
Nachdem ich mein Wirtschaftsmathematik Studium erfolgreich abgeschlossen hatte, habe ich im Internet nach Jobs gesucht und bin dabei über die Analystenstelle bei InnoGames gestolpert. Als ich einer Freundin davon berichtet hatte, meinte sie, ich solle mich auf jeden Fall bewerben – sie war und ist ein großer Fan von Tribal Wars. Gesagt, getan. Ein paar Wochen später bin ich nach Hamburg gezogen und wurde die erste Analystin bei InnoGames. Das war vor 10 Jahren.
Wie lautet Deine genaue Berufsbezeichnung und was sind Deine Aufgaben?
Seit vier Jahren bin ich Team Lead des Data Science Teams nachdem ich vorher jahrelang selbst Teil des Teams war. Darüber hinaus leite ich zusätzlich auch den Marketing Analytics Bereich. Wie bei jedem Free-to-Play-Anbieter ist die Analyse bei InnoGames sehr wichtig. Alle Daten, die wir analysieren, verwenden wir, um den Spielern ein besseres Spielerlebnis zu bieten.
Data Science bei InnoGames umfasst im Wesentlichen drei große Themenblöcke: Tracking, Statistik und Modellierung. Beim Tracking geht es darum, relevante Datenquellen zu erschließen und sicherzustellen, dass die Daten nutzbar sind. Statistik umfasst den Bereich A/B Testing von der Konzeptionierung bis zur Analyse. Modellierung ist die klassische Data Science Aufgabe. Hier geht es darum Machine und Deep Learning Algorithmen sinnvoll anzuwenden, um Muster in den Daten zu erkennen beziehungsweise die Zukunft zu prognostizieren. So haben wir beispielsweise ein Modell, welches vorhersagt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit eines Spielers ist, in den kommenden Wochen das Spiel zu verlassen.
Im Marketing Analytics Bereich geht es primär um die Beantwortung der Frage: wie sind unsere Spieler eigentlich auf das Spiel aufmerksam geworden? Haben sie sich das Spiel installiert, weil sie einen TV Spot von uns gesehen haben oder weil ein Freund davon erzählt hat? Da es für die Beantwortung dieser Frage keinen direkten Daten gibt, haben wir ein Attributions Modell entwickelt mit dessen Hilfe wir unter anderem den Effekt von Fernsehwerbung messbar machen können. Darüber hinaus arbeiten wir aktuell an einer sogenannten Recommendation Engine. Ziel dabei ist es, ein voll automatisiertes Modell zu entwickeln, welches uns bei der Optimierung unserer Marketing Kampagnen unterstützt.
Am Ende des Tages ist das unser Beitrag, um die gesamte Datengeschichte unserer Spiele zur Verfügung zu stellen, um die besten datengestützten Entscheidungen zu ermöglichen und unseren Spielern ein angenehmes Spielerlebnis zu bieten.
Welche Herausforderungen gibt es dabei?
Ich war schon immer eine Perfektionistin und stelle entsprechend sehr hohe Ansprüche an mich selbst – und andere. Am Ende habe ich gelernt, dass Perfektion viele Formen annehmen kann und nicht immer das bestmögliche Ergebnis widerspiegeln muss. Sie ist nicht machbar und man muss lernen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Denn Perfektion kann auch das gemeinsame Erreichen eines Ziels sein. Oder ein Ergebnis, dass zwar hätte besser sein können, jedoch bei genauerer Betrachtung neue Möglichkeiten eröffnet und somit Chancen bietet.
Was macht Dir bei Deiner Arbeit am meisten Spaß?
Ich liebe die Vielfalt in meinem Job. Kein Tag ist wie der andere und ich lerne immer wieder etwas Neues dazu. So habe ich erst kürzlich meine ersten Zeilen Code in Python geschrieben (wir haben bis dato R genutzt). Aber auch die Arbeit mit Menschen ist abwechslungsreich, da jeder Mensch anders ist.
Bei InnoGames arbeiten mehr als 400 Kollegen aus mehr als 30 Ländern in verschiedensten Bereichen (Foto aus Januar 2020).
Welchen Rat würdest Du jemandem geben, der in die Games-Branche einsteigen möchte?
Sei mit ganzem Herzen dabei. Egal, ob Du als Game Designer durchstarten möchtest, als Grafiker oder Analyst: Wenn Du für die Sache brennst, kann Dich niemand aufhalten.
Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich geben?
Schaue Dir nicht den letzten Avengers Film an. Aber im Ernst, ich würde meinem jüngeren Ich sagen, dass Mutti Recht hat. Sie meinte mal zu mir: „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird“. Damals war mir die Bedeutung nicht bewusst. Heute schon. Es kommt immer mal wieder zu Situationen, die einem im ersten Moment total groß und wichtig erscheinen, gerade wenn etwas mal nicht ganz so läuft wie geplant. Aber am Ende ist alles eigentlich nur halb so wild. Manchmal brauchen die Dinge einfach etwas mehr Zeit oder mehr Informationen.
Was gefällt Dir am besten an InnoGames?
Die Bodenständigkeit. So kennt unser CEO und Mitgründer Hendrik den Namen jedes Mitarbeiters (und das bei über 400 Leuten!) und er lädt einen beispielsweise zum 5-jährigen Betriebs-Jubiläum persönlich zum Essen ein. Das spiegelt sich auch auf anderen Ebenen wider. Man geht über die Flure und trifft immer nette Leute.
Und dann kommen natürlich meine Teams dazu. Es braucht nicht viel, um so großartige und smarte Mitarbeiter zu führen. Für mich ist InnoGames tatsächlich schon fast eine zweite Familie geworden und es ist einfach ein großes Abenteuer – selbst nach all den Jahren.
Vielen Dank liebe Kerstin für das Interview!
InnoGames ist Deutschlands führender Entwickler und Publisher von Mobile- und Online-Spielen.
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