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Die Freiheit der Liebe – Interview mit Michael James Hucknall

Die Freiheit der Liebe

Sein roter Schopf und seine prägnante soulige Stimme machten ihn weltberühmt: Mick Hucknall. Mit Simply Red kreierte der Brite große Hits wie “If You Don’t Know Me By Now” und verkaufte bis heute 50 Millionen Alben. Hinter den eingängigen Klängen verbirgt sich oftmals ein sehr kritischer Blick auf die Welt. Frontmann Michael James Hucknall, 62, gab Olaf Neumann Auskunft.

Ich versuche immer, meine Gefühle einzubringen, und ich hoffe, dass die Person, die zuhört, diese Emotionen teilt und denkt: “Dieser Song ist meiner!” Wenn ich ein Lied veröffentliche, geht dieses Baby in die Welt hinaus und kann von jedem Hörer als sein Lied interpretiert werden. Ich habe das Gefühl, dass diese Zeit der Abriegelung psychologische Folgen für unsere Kinder und auch für Erwachsene haben wird. Überall auf der Welt gibt es Diktatoren, die versuchen, menschliche Ausdrucksformen und Freiheit zu unterdrücken. Wir befinden uns in einer Art Kampf mit Ideologien. Ich versuche, die Freiheit der Liebe zu repräsentieren.

Warum verachten mehr Menschen die Demokratie?
Wir als Gesellschaft haben uns sehr polarisiert. Die Menschen holen sich Informationen aus einer oder zwei Quellen, die nur eine Seite der Diskussion widerspiegeln. Wenn ich jemandem einen Rat geben soll, würde ich sagen: Lesen Sie eine rechte und auch eine linke Zeitung! Vergewissern Sie sich, dass Sie eine ausgewogene Meinung haben. Im Moment gibt es in den sozialen Medien viele Leute mit großen Meinungen, die aber schlecht informiert sind. Sie wurden einer Gehirnwäsche unterzogen und mit einer bestimmten Sichtweise indoktriniert. Sie wollen nicht einmal die andere Seite der Argumente hören. Das ist sehr faschistisch.

Was ist die Aufgabe eines Künstlers in diesen Zeiten?
Die Menschen zum Nachdenken und zum Fühlen zu bringen. Ich vertrete die Ansicht: Leben und leben lassen. Toleriere andere Menschen! Versuche, die Sichtweise anderer zu verstehen! Höre auf andere Menschen!

Der Song “Butterflies” ist Ihrer Tochter Romy gewidmet
Eigentlich habe ich das Stück für Cindy Lauper geschrieben. Die Version, die ich ihr geschickt habe, war ein Rock’n’Roll-Song im Stil des Musicals “Grease”. (Fängt an, den Song zu singen) Sehr schwungvoll. Cindy hat die Nummer zwar eingesungen, aber sie war mit ihrer Performance nicht wirklich zufrieden. Sie sagte, sie würde lieber ein Duett mit mir machen, aber das wollte ich damals nicht, weil ich mit diesem Album sehr beschäftigt war. Und Cindy ihrerseits hatte Verpflichtungen am Broadway. Und dann sagte ich zu meinem Produzenten: Wie würde ich diesen Song selbst interpretieren? Also habe ich ihn a cappella gesungen, und es fühlte sich leicht und jazzig an. Und so haben wir es dann auch aufgenommen. Der Song handelt von meiner Tochter und ihrer Generation.

In “Earth In A Lonely Space” machen Sie sich Gedanken um unseren Planeten

Die Vorstellung, dass es da draußen einen anderen Planeten gibt, auf den wir umziehen können – abgesehen vom Mars -, ist lächerlich. Die Idee von Außerirdischen, die irgendwie hier ankommen, ist ebenfalls lächerlich. Bei ihrer Ankunft wären sie wahrscheinlich schon 15.000 bis 20.000 Jahre alt! Jedes Lebewesen, das so lange existieren kann, ist sehr beeindruckend. Was will ich also mit diesem Lied sagen: Die Erde ist alles, was wir haben.

Milliardäre treibt es ins Weltall.

William Shatner übrigens – Sie müssen versuchen, ihn zu googeln, er hat fantastische Clickzahlen. Nachdem er ins Weltall geflogen war – ich glaube, er hat es mit Jeff Bezos Raumschiff getan – war er völlig deprimiert. Er sagte, dass es da draußen nichts gibt. Dieser Planet ist alles, was wir haben, er ist unser Juwel! Ich bin davon überzeugt, dass es dort draußen Leben gibt, aber wir werden niemals dorthin gelangen. Das ist absurd! Es sei denn, man kann mehr als 10.000 Jahre leben. Diese Milliardäre denken, dass sie etwas für die Menschheit tun, aber in meinen Augen gehen sie mit ihren vergrößerten Penissen nur auf Egotrips. Sie sollten lieber nach innen schauen und mit ihrem Geld anfangen, die Welt zu verbessern.

Drückt “Shades On A Rainy Day” Ihre melancholische Seite aus?
Ja, ich stimme Ihnen zu, es ist ein sehr düsterer und stimmungsvoller Song. Er wurde von den Fans ziemlich gut aufgenommen. Ich schrieb den Text zuerst und mein Produzent Andy hat dann großartige Arbeit geleistet, um diese Stimmung zu erzeugen.

An wen ist das Stück “Hey Mister” adressiert?
Es ist an Fanatiker adressiert. Ich will sie aber nicht namentlich nennen, weil ich ihnen nicht den Sauerstoff geben will. Sie wollen uns zu Fall bringen, anstatt uns voranzutreiben und den Menschen eine bessere Zukunft zu geben.

Sie sind seit 40 Jahren im Geschäft. Welche Opfer muss man bringen, wenn man in der Musikbranche dauerhaft erfolgreich sein will?
Nun, ich bin froh, Ihnen sagen zu können, dass ich nicht das Gefühl habe, irgendwelche Opfer zu bringen. Ich fühle mich unglaublich glücklich, dass ich den Job machen kann, den ich liebe. Ich bin Sänger, Songwriter und Bandleader. Wenn ich mir alle anderen Menschen auf dieser Welt ansehe, wünsche ich mir einmal mehr, dass wir eine Gesellschaft erschaffen, in der alle einen Beruf finden können, den sie wirklich lieben und für den sie sich belohnt fühlen. Man muss nicht berühmt sein, man muss nicht reich sein, viele Menschen lieben auch so ihre Arbeit.

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