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WACKEN OPEN AIR 2023 – Zwischen Musiklust und Schlammfrust

“Wacken ist nur einmal im Jahr“ singen sie aus tausenden Kehlen am Mittwoch, dem ersten offiziellen Tag des WACKEN OPEN AIR (WOA), kurz bevor sich die Tore zu dem Infield öffnen.

Foto: Kristina Meintrup

Das 32. WOA steh zunächst unter keinem guten Stern: Schon Wochen vor Festivalbeginn regnet es in Massen im Norden Deutschands. Und dann spitzt sich die Lage am Montag, dem Hauptanreisetag, schnell zu: In Schlangen verharren Autos stundenlang – auch über Nacht – auf den Zufahrtsstraßen, auf Parkplätzen oder Privatanwesen. Anreisestop. Am Dienstag folgt seitens Veranstalter die Ansage, dass keine weiteren Besucher mehr auf das Gelände gelassen werden. Diejenigen, die aber da sind, machen das Beste aus der schlammigen Situation und feiern, was das Zeug hält. Singen tanzen im fast knietiefen Schlamm, nehmen das ein oder andere Schlammbad.

Foto: Kristina Meintrup

Mittwoch – 40 Jahre DORO PESCH

Also startet das Festival mit deutlich weniger Besuchern am Mittwoch. In diesem Jahr gibt es einen vollen Tag mehr Musik auf die Ohren, fast 200 Bands auf zahlreichen Bühnen und jede Menge Programm neben den Musikacts.

Traditionell startet das WOA mit dem Auftritt der Firefighters, doch diese mussten ihren Auftritt schnell abbrechen, da das Infield noch nicht in Gänze für die Besucher vorbereitet war. Somit eröffnete, mit unfassbar viel Power und Energie, die Formation ALL FOR METAL Die Hamburger Band hat Anfang Juli ihr Debut-Album herausgebracht und ein Format präsentiert, das einfach durch die musikalische Decke geht. Mit Sänger Tetzel und seiner brachialen Stimme ist dieser Gesangsgott einfach eine ikonische Erscheinung auf der Bühne. Im starken Kontrast, so wunderbar und kraftgeladen, steht die Stimme von Mit-Frontmann Antonio.

Foto: Kristina Meintrup

 

Kurz nachdem die Tore zur Louder Stage für die musikhungrigen Metalheads geöffnet werden, findet hier eine besondere Situation statt: Das gesamte Festival wird begleitet vom Andenken an Legende LEMMY KILMISTER. So zieht parallel ein Umzug durch das Dorf in Wacken und auf der Louder Stage befindet sich Wacken-Chef Thomas Jensen im Dialog mit Wegbegleitern LEMMYS auf der Bühne. Gemeinsam gedenken sie der Legende, schwelgen in Erinnerungen: „Lemmy ist der Fixpunkt für uns“, betont Jensen. JOEY BELLADONNA, Sänger der Band Anthrax, fasst unter Applaus zusammen: „There is no one like Lemmy“. Und so findet ein Teil von LEMMY KILMISTERs Asche seine letzte Ruhe in Wacken. Der Mittwoch soll noch weitere Überraschungen für die Zuschauer bereithalten, denn dieser erste Festivaltag steht ganz im Zeichen der Legende „LEMMY“.

Foto: Kristina Meintrup

Kurzfristig wurden noch die BROILERS bestätigt. Und wie wunderbar, dass sie da sind, auf dem WOA. Sympathisch und so energiegeladen stürmen sie die Faster Stage am Mittwoch Nachmittag. Weitere Highlights wie UNIVERSUM 25, BATTLE BEAST oder BEYOND THE BLACK lassen den schlammigen Boden mit harten Sounds und kräftigen Bässen erbeben und das Publikum ordentlich in Stimmung kommen.

Am Abend startet dann pünktlich der erste Headliner dieser besonderen Auflage des WOA: DORO PESCH. Sie ist – ebenso wie ihr guter Freund LEMMY – eng mit dem Festival verbunden. Und so verwundert es nicht, dass die Kultblondine anlässlich ihres 40-jährigen Bühnenjubiläums in diesem Jahr auch auf dem WACKEN OPEN AIR eine Show voller Überraschungen für ihre Fans mitgebracht hat. Es wirkt familiär, was da auf der Bühne passiert. Und das kommt nicht von ungefähr: Mit den Musikern ihrer Band wirkt sie eingespielt und vertraut. Da sprüht auf allen Seiten eine Leidenschaft, die wohl bis in die letzte Reihe des größten Metalfestivals zu spüren ist. Diese Hingabe teilt sie dann schließlich auch in den Darbietungen mit ihren Gastmusikern: HANSI KÜRSCH, JOEY B, UDO DIRKSCHNEIDER, CHRIS CAFFREY, ULI JOHN ROTH oder PHIL CAMPBELL. Mit einer großen Drohnenshow wird auch hier LEMMY mit eingebunden, in dem Lemmy Portrait mit Drohnen den Abendhimmel erhellt. LEMMY erstrahlt über Wacken, seine gute Freundin DORO performt neben „Love Me Forever“ (mitunter greift auch Schlagzeuger Johnny Dee hier zum Mikrofon) auch „Ace Of Spades“ und bringt den Geist Lemmys auch auf die große Faster-Stage.

Foto: Kristina Meintrup

Donnerstag – Pumpkins im Schlamm: HELLOWEEN

Nachdem die Metalheads die erste Nacht auf den schlammigen Campgrounds verbracht haben (der Schlamm hat den legendären Partys auf den Zeltplätzen keinen Abbruch getan), startet der Donnerstag mit ebenso viel Regen. Stimmung: Großartig. Die Besucher haben sich mittlerweile an die Wetterumstände gewöhnt. Wer seine Regenjacke vergessen hat, kann an den vielen Merch-Ständen für schlanke 10 Euro einen langen schwarzen Regenmantel erstehen, der seit dem das gefühlt meistgetragene Kleidungsstück auf dem Festival ist.

Wetterfest ausgerüstet schlendern (besser stapfen sie) über das Gelände, sehen sich an den zahlreichen Ständen um, schlemmen sich durch das vielfältige Angebot der Anbieter. Auch in diesem Jahr ist der Farmers Market vor dem Infield aufgebaut. Ein großes Angebot regionaler und frischer Produkte lädt zum bummeln auf dem Markt ein, es herrscht eine entspannte Stimmung – fast so, als ob man daheim auf dem Wochenmarkt unterwegs ist. WACKEN eben – ein Ort, an dem es sich jedes Mal wie nach Hause kommen anfühlt.

Musikalisch steckt auch dieser Tag wieder voller Höhepunkte. VIXEN und URIAH HEEP bringen die 80er zurück nach Wacken. RAGE, FAUN, AMORPHIS oder ELETRIC CALLBOY sind nur einige Namen der vielen Hockaräter, die sich auf den Bühnen die Hand reichen.

Headliner des heutigen Tages sind HELLOWEEN. Vor der Faster Stage verharren die Anhänger der Pumpkins seit Stunden, um ganz nah vor der Bühne zu stehen und das Geschehen aus nächster Nähe sehen zu können. Und dieses Geschehen ist eine Freude, nicht nur für die Ohren, sondern auch für die Augen: Ein großer Kürbiskopf, der das Logo der Pumpkins ist, bildet die Mitte des Bühnenbildes und ist gleichzeitig Standort vom Schlagzeug. Es werden unterschiedliche Illuminationen projiziert. Und dann betreten sie die Bühne: HELLOWEEN, der Headliner des Abends. Es wird ein zweistündiger Mix aus alten und neueren Songs gespielt. Die Bandmitglieder geben ihrer Freude, auf dem WOA zu spielen, immer wieder lautstark Ausdruck: In den ersten Reihen sind die freudigen Schreie von Drummer Daniel Loeble auch ohne Mikrofon zu hören. Gitarren-Virtuose Sascha Gerstner ist voll in seinem Tun versunken – begleitet von einem breiten Grinsen – eben so wie bei Ikone KAI HANSEN.

Foto: Kristina Meintrup

Freitag – IRON MAIDEN

Ein wenig lugt die Sonne am Morgen des 3. Festivaltages aus den Wolken hervor und erhellt zusammen mit J.B.O. oder MAMBO KURT die Stimmung und garantiert einen guten Start in einen weiteren Festivaltag, der musikalisch für jeden etwas dabei hat – vor den Bühnen ist immer sehr viel los, es wird geschunkelt, gesungen und natürlich nach Kräften geheadbangt. AMARANTHE, CALIBAN, WHILE SHE SLEEPS, LEAVES EYES, TRIVIUM, SANTIANO, VV, LORD OF THE LOST (mit Gastsängerin BLÜMCHEN) und noch so viele mehr, stehen heute auf der Running Order.

Foto: Kristina Meintrup

Mit großer Vorfreude wird der Auftritt der englischen Superstars IRON MAIDEN erwartet. Auf der Harder Stage begeistern die Metal-Legenden mit bekannten, aber auch lange nicht mehr gespielten, Songs. Epische Gitarrensoli und grandios mitreißender Gesang zeichnen den Auftritt beim Wacken aus. Der Auftritt beim WACKEN ist gleichzeitig das Ende der „Future Past Tour“, die die Band quer durch Europa geführt hat – wie könnte eine Tour auch sonst enden, wenn nicht auf dem legendären Holy Ground!?

SAMSTAG – Ein Abschied mit Sonnenschein

Nachdem Wettergott Thor den Besuchern einiges abverlangt hat, zeigt er sich am Samstag zum Abschied vom WACKEN dann gnädig: Neben einigen Schauern war es an der Zeit, die Sonnencreme aus den Tiefen der Taschen zu kramen, denn eben diese lächelte am Nachmittag freudestrahlend auf die feiernden Fans herunter. Wer nicht aufpasst, reist dann mit einem Sonnenbrand wieder heim. Kaum zu glauben nach den schlammigen Strapazen. So nehmen viele Zuschauer auf den mit Häcksel ausgelegten Boden Platz, entspannt den Bands zuzuhören, einen Snack zu vernaschen und einfach den Moment zu genießen.

Musikalisch ist auch der Samstag wieder bunt gespickt mit vielen bekannten Bands, aber auch Acts, die zum ersten Mal auf dem WOA spielen, es aber definitiv wert sind, gehört zu werden. So die Musiker der Band ENEMY INSIDE aus Aschaffenburg. Symphonic-Metal mit Dark-Rock und Alternative-Einflüssen machen die Auftritte der Band rund um Sängerin Nastassja Giulia so besonders. So ist es kaum verwunderlich, dass sich an diesem Wacken-Samstag um 11 Uhr am Morgen immer mehr Zuschauer vor der W.E.T.-Stage einfinden und eine große Party zu diesem Auftritt feiern.

Foto: Kristina Meintrup

Heiß geht es dann auch mit den BURNING WITCHES, VENUES, WARKINGS, HEAVEN SHALL BURN, JINJER oder SLEEP TOKEN weiter.

Foto: Toni B. Gunner

Foto: Toni B. Gunner

Besonders im Gedächtnis bleibt der Auftritt von SALTATIO MORTIS. Wer die Band schon öfter gesehen hat, weiß um die starke Live-Performance. Aber das, was SALTATIO MORTIS am Samstag zeigen, übertrifft wohl so gut wie jeden Auftritt der Band bisher: So stark, so stimmklar, so präsent und mit so viel Spielfreude hat man die Musiker wohl noch nie erlebt. Besonders die Duette mit PEYTON PARRISH („My Mother Told Me“ und „God Of War“) haben einen epischen Charakter. harmonieren die Stimmen so sehr, dass man als Zuschauer Gänsehaut bekommt, gebannt zuhört und sich wünscht, der Auftritt möge nicht so schnell enden.

Foto: Toni B. Gunner

Und so geht auch dieser letzte und vierte Tag dieses Festivals zu Ende und die Sonne taucht den Holy Ground in ein goldenes Licht. Etwas Wehmut ist immer dabei, wenn das Festival zu Ende geht. Dieses 32. Wacken wird in die Geschichte des Festivals eingehen, so viel ist sicher, Als ein Wacken, dass für keinen einfach war, das voll von Hürden steckte, aber doch so wunderbar und einzigartig war. Und wie sollte es auch anders sein: Die Fans halten ihrem Festival die Treue und so war auch die 33. Ausgabe im kommenden Jahr nach wenigen Stunden wieder ausverkauft. Im Jahr 2024 freuen wir uns mitunter auf die SCORPIONS, BLIND GUARDIAN, AMON AMARTH, EMIL BULLS, BEAST IN BLACK oder KNORKATOR.

In diesem Sinne: See you in Wacken, rain or shine! Denn dass wir wetterfest sind, haben wir in diesem Jahr mehr als deutlich bewiesen.

 

Titelbild: Toni B. Gunner

Autor

  • Holly

    Kristina - oder auch Holly genannt - ist nicht nur Liebhaberin der harten Klänge, sie spielt auch selbst seit vielen Jahren Schlagzeug und singt. Wenn sie nicht auf Festivals wie dem Wacken oder Reload unterwegs ist, erkundet sie ihre Umgebung auf dem Rücken der Pferde oder bei langen Spaziergängen mir ihrem Mischlingsrüden Benny. Das liebste Reiseziel für die kleinen Auszeiten im Alltag der Literaturwissenschaftlerin ist seit vielen Jahren Hamburg und Umgebung.

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