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History: Hildegard Knef

VON NUN AN GEHT’S BERGAB

Schauspielerin und Chansonlegende Hildegard Knef starb am 1. Februar vor 20 Jahren in Berlin. Der glamouröseste deutsche Weltstar nach Marlene Dietrich sorgte nach dem Krieg mit einer dreisekündigen Nacktszene für Aufruhr auf den Kirchenkanzeln.

Hildegard Knef, das war die Berliner, die bodenständig-deutsche Variante des französischen Existentialiamua: blond statt tiefschwarz, in aufwendigen Rüschenroben oder schlichtem Rollkragen, verlässlich umweht vom geborgten Glamour ferner Hollywoodstars. Die kluge Knef wusste um ihre Ausstrahlung.

Sie inszenierte sich permanent rauchend, redete von Poesie, kultivierte ihre markante, untergründig erotische Stimme, gab sich mal kumpelhaft, mal undurchdringlich. Ihre durch überdimensionale künstliche Wimpern und viel schwarze Schminke betonten Augen waren Aufforderung und Warnung zugleich: Schaut mich an, aber den letzten Blick in meine Seele verwehre ich euch.

Hildegard Frieda Albertine Knef, geboren am 28. Dezember 1925 in Ulm, war knapp zwanzig Jahre alt, als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging. In ihrer 1970 erschienenen, rasant erzählten Autobiografie „Der geschenkte Gaul“ – ein Buch, von dem 750.000 Hardcover-Exemplare verkauft wurden und das seine Autorin mit einem Schlag national und international berühmt machte – nimmt der „Wahnwitz“ der Kriegs- und Nachkriegszeit (Knef) breiten Raum ein.

Zentral: Die Ungeheuerlichkeit, tagelang neben einer toten Frau in einem völlig dunklen Loch eingesperrt zu sein.

Dieses Erlebnis zeichnet sich auf dem Gesicht der jungen Schauspielerin ab und macht die Nähe des Leids in Filmen wie „Die Mörder sind unter uns“(1947),„Entscheidung vor Morgengrauen“ (1951; mit Oscar Werner) und „Nachts auf den Straßen“ (1952; mit Hans Albers) spürbar. Und es generiert diesen fast sprichwörtlich gewordenen Überlebenswillen der Knef, ihre beneidenswerte Fähigkeit, sich gegen alle Fährnisse des Berufs und des Privatlebens trotzig zu behaupten. … Getreu dem Grundsatz: Wahr muss es nicht sein, aber stimmen muss es. In diesem Sinne nannte sie „Von nun an ging’s bergab“, einen ihrer 1960er- Jahre-Hits, der sich aus Misserfolgen und Rückschlägen in ihrem Leben speist, nicht ohne Selbstironie einen „Lebenslauf wider den tierischen Ernst“.

Frühe Erfolge als Sängerin waren ihr bereits in den USA beschert, wohin sie 1947 mit hohen Erwartungen aufgebrochen war, aber als Schauspielerin in der „Hollywood-Diktatur“ (Knef)
nicht den erhofften Erfolg erzielte. Zurück in Europa, drehte sie einige „falsche“ Filme (Knef), die ihr das Fußfassen zuhause nicht eben erleichterten. In Willi Forsts schwermütigem Melodram „Die Sünderin“ etwa spielte sie eine Prostituierte, die sich in einen todkranken Künstler verliebt. Um ihn und sich selbst zu erlösen, greift sie am Ende zur Giftflasche. Mit wenigen Sekunden der Nacktheit, mit denen sie die prüde Filmnation einst in Wallung versetzt hatte.

Nach der Premiere kam es zu Protesten. Selbsternannte Sittenwächter, die im Dritten Reich noch die mörderischen Nazis unterstützt hatten, übernahmen auf einmal die „Verteidigung eines gesunden deutschen Ehrgefühls“. In den Lichtspielhäusern warfen sogar Geistliche Stinkbomben in Richtung Leinwand, auf der vier Tabus zu sehen waren: Prostitution, Brüste, Euthanasie und Selbstmord. Trotz oder gerade wegen der katholischen Kampagne wurde „Die Sünderin“ zu einem der erfolgreichsten deutschen Filme der 1950er Jahre.

Zäh und energisch behauptete sie sich gegen das Misstrauen, das ihr viele Menschen entgegenbrachten – wie schon vor ihr Marlene Dietrich und nach ihr Romy Schneider, die ebenfalls das Land verlassen hatten und als „Verräterinnen“ beschimpft wurden. Mit dem Erfolg ihrer Chansons, die in ganz eigener Weise die lässige Eleganz des Jazz und die schauspielerische Interpretation mit der Eingängigkeit des Schlagers verbinden, schien Hildegard Knef rehabilitiert. Als „größte Sängerin der Welt ohne Stimme“ (Ella Fitzgerald) setzte sie auch in ihren Chansons am eigenen Leben an („Für Mich Soll’s Rote Rosen Regnen“).

Auf rund 60 Langspielplatten zwischen 1955 und 2002 stattete sie den Alltag mit Poesie und trockenem Humor aus („Ich Brauch Tapetenwechsel“) und besang die ambivalente Schönheit ihrer Heimatstadt („Berlin, Dein Gesicht Hat Sommersprossen“).
Außergewöhnlich experimentierfreudig und stets neugierig auf das Leben, blieb Hildegard Knef am Puls der Zeit. Bewegte sich in illustrer Gesellschaft, darunter Henry Miller und Willy Brandt, und knüpfte an neue Strömungen in der Pop-Musik an, indem sie in den frühen 1970er Jahren mit den Les Humphries Singers aufnahm („Worum Geht’s Hier Eigentlich“). Die Memoiren „Der geschenkte Gaul“ stürmten Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, wurden in 17 Sprachen übersetzt und als Weltbestseller zum international erfolgreichsten Buch eines deutschen Autors seit 1945.

Auf der Höhe des Ruhms – sie ist 47 Jahre alt und hat eine fünfjährige Tochter – erkrankt Hildegard Knef an Brustkrebs. Freimütig bekannte sie, methadonsüchtig zu sein und rechnete in ihrem Buch „Das Urteil“ schonungslos mit Ärzten ab. Ein solcher Wagemut muss wohl auch als Teil der Maßlosigkeitgesehenwerden, aus dem die Aura echter Stars gemacht ist. Noch die alt und krank gewordene Diva versprühte den Glamour des Weltstars. In der wunderbaren Film-Dokumentation „A Woman And a Half“ aus dem Jahr 2001 erzählt sie von der Einsamkeit des Alters, von ihrer Abscheu vor Misstrauen, das einem das Leben vergälle und darüber, dass man sich zwar auf das Glück vorbereiten, es aber nicht forcieren kann.

Als sie am 1. Februar 2002 in Berlin starb, war von den angeblich 35 verdienten Millionen keine müde Mark mehr vorhanden: betrügerische Manager, 60 teure Operationen, hohe Unterhaltskosten und gefloppte Konzerte.

Sabine Göttel & Olaf Neumann

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